Tiffany Extra Band 01
gehofft, dass nun bald ein Nickerchen käme.
Die Braut hatte das Schicksal erwähnt, weshalb Hailey sich trotz ihres vom Schlafmangel benebelten Verstandes an einen Kauf in einem Buchladen vor nicht allzu langer Zeit erinnerte. Bis jetzt war das Schicksal auf ihrer Seite gewesen, vielleicht sollten sie das einfach weiter ausnutzen. „Unser letztes Spiel für heute wird beginnen, sobald wir den Tisch abgeräumt haben“, verkündete sie und lief anschließend die Treppe hinauf, zwei Stufen auf einmal nehmend.
Vor vier Monaten war ihre Stelle im Dallas Museum of Art gestrichen worden, wo sie als eine der stellvertretenden Kuratorinnen gearbeitet hatte. Zurück in San Diego, hatte sie ihr früheres Zimmer mit den vielen Bücherregalen bezogen. Dieses Eckzimmer mit dem kleinen Fenster zum Meer war für sie als Teenager ihre Zuflucht vor dem peinlichen Job im B & B ihrer Eltern gewesen.
Während ihre Freundinnen sich am Strand amüsiert hatten, hatte sie das kunstvolle Verzieren von Desserts erlernt oder, noch schlimmer, sich um die Wäsche der Gäste gekümmert. Beim Gedanken an ihre Teenager-Ängste musste sie lächeln. Was würde sie nicht darum geben, könnte sie jetzt neben dem großen Herd sitzen und mit ihrer Mutter reden, während diese die köstlichen Mahlzeiten für ihre Gäste zubereitete! Oder sich die Lektionen ihrer Großmutter anhören, eine echte Lady habe die Beine an den Knöcheln übereinanderzuschlagen …
Damals hatte sie sich jedenfalls noch keine Sorgen wegen irgendwelcher Rechnungen machen müssen. Sie würde den Kampf um das Sutherland nicht verlieren, ehe sie nicht die echte Chance gehabt hatte, ihre Ideen in die Tat umzusetzen. In einem historischen Haus wie dem Sutherland aufzuwachsen, hatte beinahe zwangsläufig dazu geführt, dass sie sich für die Vergangenheit interessierte und alte Traditionen wahren wollte. Jetzt wollte sie etwas viel Persönlicheres erhalten – das Erbe ihrer Familie. Allerdings arbeitete sie immer noch am ersten Schritt zur Erfüllung dieses Plans, und dazu gehörte der Jungesellinnenabschied. Auf der Suche nach dem hellroten Einband überflog sie die Titel mehrerer Ratgeber in ihrem Regal. Da waren sie – die Schicksalskarten.
Auf dem Weg nach unten entfernte sie die Plastikhülle und stopfte sie in ihre Schürzentasche. Bevor sie den Tea Room wieder betrat, setzte sie im Andenken an ihre Mutter eine feierliche Miene auf. Rachel war fast fertig mit dem Abräumen. Die Gäste unterhielten sich leise und begutachteten die Brautgeschenke.
Um die passende Atmosphäre zu schaffen, schaltete Hailey die Kronleuchter aus, sodass warmes Sonnenlicht den Raum durchflutete.
„Ladys, die Zeit ist gekommen“, verkündete sie in dramatischem Ton, der alle Anwesenden auf der Stelle verstummen ließ. Nicht schlecht, dachte Hailey. Vielleicht zahlte sich der Schauspielunterricht auf dem College, der leider zum Verlobten Nummer eins geführt hatte, doch noch aus.
„Amy wird einen neuen Weg gehen, den das Schicksal ihr vorherbestimmt hat. Nun wollen wir Übrigen herausfinden, was das Schicksal für uns bereithält.“ Hailey fächerte die Karten in ihrer Hand auf. „Zieht eine Karte, aber seht sie euch nicht an.“
Jede der Frauen zog eine Karte, hielt sie an die Brust gepresst und versuchte kichernd, einen Blick auf die Karten der anderen zu erhaschen. Hailey hielt Amy die Karten hin.
„Ich sollte lieber keine nehmen“, sagte die Braut zögernd.
„Doch, mach ruhig“, ermutigte die Brautjungfer sie und stieß sie an. „Es ist doch nur ein Spiel.“
Amy zog eine Karte und legte sie sich auf den Schoß.
Hailey schob die restlichen Karten zurück in die Verpackung und legte sie beiseite. „Die Braut wird nun entscheiden, wer anfängt“, erklärte sie, die Regeln improvisierend. „Diejenige zeigt die Karte den anderen und sieht sie sich anschließend selbst an. Manche Weissagungen sind albern und lustig, andere sind Vorsehungen, die euer Leben verändern könnten.“
Hoffte sie jedenfalls.
Hailey wich zur Wand zurück, von wo aus ihre Schwester zusah. „Ein Weg, den das Schicksal vorherbestimmt hat?“, flüsterte Rachel. „Ich hatte ganz vergessen, wie dramatisch du sein kannst.“
„Wenn es läuft, dann läuft es. Hast du auch mitbekommen, wie ich betont habe, dass dies das letzte Spiel ist?“
„Hauptsache, die haben es gehört“, erwiderte Rachel und verbarg ein Gähnen hinter der Hand.
„Tori, du fängst an“, bestimmte Amy, die offenbar schon
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