Tiffany Extra Band 01
gewesen war. Wie Hailey war auch sie vor einigen Monaten zurückgekehrt, um die Verwalter von „The Sutherland“ abzulösen, die sie vor fünf Jahren, nach dem Tod ihrer Eltern, mit der Führung des Hotels beauftragt hatten.
Von wegen Verwalter! Die hatten vor allem dafür gesorgt, dass das Bed & Breakfast in Vergessenheit geraten war und nur noch rote Zahlen schrieb. Doch Hailey und Rachel waren entschlossen, das zu verhindern, denn das B & B hatte Generationen von Sutherlands beschäftigt, und sie würden es nicht zugrunde gehen lassen.
„Das muss reichen, es sind schließlich nur noch zwei Wochen“, fuhr Rachel fort.
Hailey ließ fast ihr Handy fallen. „Sagtest du: zwei Wochen? Das bedeutet, wir veranstalten in zwei Wochen im Tea Room einen Junggesellinnenabschied?“ Prompt bekam sie Magenschmerzen.
„Ich musste die Buchung annehmen“, verteidigte ihre Schwester sich. „Du weißt, wie dringend wir das Geld brauchen.“ Enthusiastisch und praktisch, das war ihre kleine Schwester.
Wegen der stetig nachlassenden Reservierungen hatte Rachel mit ihren mittlerweile aufgebrauchten Ersparnissen die vielen Rechnungen zahlen müssen, die das Management ihnen hinterlassen hatte. Mit Haileys „Rücklagen für schlechte Zeiten“ würden sie den Marketingplan finanzieren, der The Sutherland wieder zum herausragenden gesellschaftlichen Anlaufpunkt San Diegos machen sollte.
Früher war The Sutherland der Ort schlechthin für Junggesellinnenabschiede und andere Feiern in dieser Gegend Kaliforniens gewesen. Vor drei Monaten, als sie das Hotel übernommen hatten, war es ihnen noch realistisch vorgekommen, The Sutherland wieder zum Publikumsmagneten zu machen. „Na schön, aber in zwei Wochen? Wir haben so eine Veranstaltung noch nie ausgerichtet.“
Rachel stöhnte am anderen Ende der Leitung. „Komm schon, du warst dreimal verlobt.“
„Stimmt, aber ich musste bloß bei diesen Partys mitfeiern.“
„Dabei ist sicher etwas hängen geblieben. Wir können es schaffen, Hailey! Überleg mal, wie gut bis jetzt alles gelaufen ist. Wir hatten gleichzeitig keinen Job und konnten deshalb zurückkommen und die nette kleine Gesetzeslücke nutzen, um die Verwalter zu feuern.“ Rachel fuhr beschwörend fort: „Es ist, als wollte das Schicksal, dass wir The Sutherland wiederbeleben.“
Schicksal und viel harte Arbeit.
„Na schön, ich besorge die Farbe“, sagte Hailey und klappte ihr Handy zu. Sie drehte sich auf dem Absatz um und wäre fast gegen eine große Pappauslage gelaufen, über der ein knallrotes Banner mit der Aufschrift „Warten Sie nicht auf das Schicksal – bringen Sie Ihr Leben heute in Gang!“ von der Decke hing.
Schicksal.
Seltsam, Rachel hat das Wort eben erwähnt, und nun springt es mich hier beinahe an, dachte Hailey. In der Auslage wurden keine Bücher angeboten, sondern Schicksalskarten. Und irgendwie fanden diese Karten ihren Weg über den Verkaufstresen in ihre Handtasche, zusammen mit einem bunt bebilderten und sehr detaillierten Band über Keramikfliesen – dem eigentlichen Grund ihres Besuchs im Buchladen.
Da sie jedoch in der passenden Stimmung war, schrieb sie den Kauf einfach dem Schicksal zu statt mangelnder Selbstbeherrschung.
1. KAPITEL
Zwei Wochen später
Nicht einmal Schritte hallten auf dem Flur des Naval Special Warfare Center wider, als Lieutenant Commander Nathaniel „Nate“ Peterson dort seine Rekruten entlangführte. Mit jeder Übung war es gefährlicher geworden, und obwohl sie im Unterricht jeden Aspekt sorgfältig durchgegangen waren, schärften echte Bedingungen alle Sinne.
„Wo findet die Party statt?“, rief einer der Männer lachend von hinten. „Sie wissen so was doch immer.“
Nate straffte die Schultern. Manche Soldaten wuchsen mit der Herausforderung, manche zerbrachen an ihr − und einige brüllten ihren Vorgesetzten freche Bemerkungen entgegen.
„Diesen Ruf wirst du nie mehr los“, sagte Riley leise neben ihm. Sie verlangsamten ihre Schritte, als sie sich der Umkleidekabine näherten, in der die Männer ihre Taucheranzüge anziehen würden.
Nate warf dem Mann, den er seit ihrer gemeinsamen Kampfausbildung kannte, einen angewiderten Blick zu. Es stimmte, er hatte den Ruf eines Mannes, der es gern krachen ließ. Aber er arbeitete auch mindestens so hart. Sogar noch härter. Ja, Nate wusste immer, wo gefeiert wurde. Ein SEAL konnte jedoch Prioritäten setzen, und das hatte der Klugscheißer noch nicht begriffen. Manche Männer merkten gleich,
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