Tiffany Extra Band 01
Ermutigung brauchte er nicht, und im nächsten Augenblick lagen seine Lippen für einen leidenschaftlichen Kuss auf ihren. Auf einmal kam ihr die Vorstellung, irgendwo in der Wildnis zu zelten, gar nicht mehr so schlimm vor.
„Ist das deine Ausrüstung?“, erkundigte er sich, und es gefiel ihr, die Vorfreude in seiner Stimme zu hören. „Hübscher Rucksack.“
„Als ich den kleinen pinkfarbenen Totenkopf mit den gekreuzten Knochen entdeckt habe, wusste ich, dass ich ihn haben muss.“
„Brechen wir auf.“ Er warf sich ihre Sachen mühelos über die Schulter und legte den freien Arm um sie.
In knapp zwei Stunden hatten sie ihr Ziel erreicht. Die Gegend war immer trockener geworden, die Landschaft verwandelte sich allmählich in Wüste. Während der Fahrt fragte Nate nach ihren Plänen für das Sutherland und erzählte ihr einige der lustigeren Geschichten aus seiner Ausbildung zum SEAL, die er die meiste Zeit kalt, nass und ohne Schlaf durchgestanden hatte. Von seiner Zeit in Übersee erzählte er nicht viel, doch hörte sie den Stolz in seiner Stimme, wenn er seine Kameraden erwähnte.
„Du hast mir nie verraten, warum du jetzt Ausbilder bist“, sagte sie und trank einen Schluck aus einer der Wasserflaschen, die Nate in einer Kühltasche mitgenommen hatte.
„Ich wurde bei einer Explosion verwundet.“
„Du lieber Himmel!“ Er sagte das so beiläufig, wie andere Leute einen Friseurbesuch erwähnten.
„Am Bein.“
Hailey hatte seine muskulösen Beine eingehend betrachtet, aber nie eine Narbe entdeckt. Aber jetzt, wo sie darüber nachdachte, fiel ihr ein, dass er des Öfteren seinen Oberschenkel gerieben hatte.
„Ziemlich weit oben“, fügte er hinzu, als könnte er ihre Gedanken lesen. „Im Wasser kann ich mich ohne Schmerzen fortbewegen, aber ich bin Späher in meinem Team, und jemand, der nicht marschieren kann, ist für diese Aufgabe ungeeignet.“
„Bist du denn jetzt wieder gesund?“
„Es ist besser geworden, dank der Physiotherapie. Aber dieses Wochenende wird mein erster Test.“
Hailey hätte ihn gern in den Arm genommen, doch sie spürte, dass er so viel Aufmerksamkeit nicht wollte. „Erzähl mir, wonach wir suchen.“
Er runzelte die Stirn. „Hast du inzwischen herausgefunden, was Geocaching ist?“
„Ich habe im Internet recherchiert. Es ist eine Art satellitengestützte Schnitzeljagd.“
„Es geht nicht um das, was wir suchen, sondern um das, was wir finden werden.“
Das machte sie neugierig. „Akzeptiere kein Nein, was?“
„Damit ist es mir jedenfalls gelungen, dich hier auf meinen Beifahrersitz zu bekommen, oder?“
Sie verkniff sich ein Grinsen, denn es schmeichelte ihr, dass er, was sie betraf, kein Nein hören wollte.
Er deutete aufs Armaturenbrett. „Im Handschuhfach befindet sich ein Ausdruck, auf dem beschrieben ist, wonach wir suchen.“
„Sind das die Koordinaten für das GPS?“
Er nickte und bog von der Hauptstraße ab. Sie begegneten nur noch wenigen Fahrzeugen, und vor ihnen lag scheinbar endlos die Wüste. Im Westen erhoben sich die San Diego Mountains, und damit war Haileys geografisches Wissen auch schon erschöpft.
„Benutzt ihr häufig im Einsatz ein Navigationssystem?“
„Wir können es benutzen, aber man darf sich nicht immer darauf verlassen. Mit einem Kompass und einer Landkarte dagegen bringe ich dich überallhin.“
Sie fuhren auf den Campingplatz, und nachdem ihnen ein Stellplatz zugewiesen worden war, parkte Nate den Wagen nahe einer Feuerstelle. „Wie im Fünfsternehotel“, scherzte er.
„Einsam“ war noch die harmloseste Umschreibung, die Hailey einfiel. Es gab nichts außer Sand und vereinzelten Sträuchern.
„Bist du bereit zum Aufbruch?“
„Was ist mit dem Zelt?“
„Das ist in ein paar Minuten aufgebaut. Ich will unbedingt los und die Belastbarkeit meines Beins testen.“ Er hielt ihr die Hand hin, und Hailey nahm sie. Vielleicht machte er aus ihr noch eine Camperin.
Doch dann flog irgendein Insekt gegen ihre Wange, worauf sie kreischte, herumsprang und versuchte, das Tier zu verscheuchen. Nein, zelten war nichts für sie.
Nate nahm die Superman-Haltung ein. „Ich werde dich retten!“, verkündete er und küsste sie auf die Stelle, an der das Insekt ihre Haut berührt hatte. Es war eine so zärtliche und zugleich verheißungsvolle Liebkosung, dass sie sich nervös fragte, was später im Zelt zwischen ihnen passieren würde. Würde er versuchen, ihr näher zu kommen? Und wie würde sie darauf reagieren?
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