Tiffany Extra Band 01
Schließlich akzeptierte er kein Nein.
9. KAPITEL
Eine Stunde später war Hailey durchgeschwitzt und kreischte nicht mehr, wenn ein Insekt vorbeiflog. Zehn Minuten nachdem sie losmarschiert waren, hatte Nate das GPS verstaut, und gemeinsam genossen sie die Landschaft. Obwohl Hailey spürte, dass er gern seine Belastungsfähigkeit ausprobiert hätte, führte er sie über leichtere Pfade, die mit Schildern markiert waren, auf denen die verschiedenen Kakteen und Wüstenblumen erklärt wurden.
Nate führte sie zu einer Oase und zeigte ihr die archäologischen Ausgrabungen. „Die Gegend hier ist voller Fossilien.“
Die Wüste kam ihr nicht länger öd und leer vor, denn wenn man genau hinschaute, war sie tatsächlich voller interessanter Dinge und Leben. Am Himmel flogen Falken und sogar der eine oder andere Erdkuckuck. Von einem Hügel aus konnten sie über das ganze Land blicken, und weit und breit war keine Menschenseele zu sehen. Hailey konnte sich leicht ausmalen, sie seien die einzigen Menschen auf der Welt.
„Dies ist einer der wenigen Orte in Amerika, wo man noch in einem Nationalpark sein Zelt aufschlagen darf.“
„Hast du mal eine von diesen schrägen Sendungen gesehen, in denen die versteinerten Überreste vermisster Leute gezeigt werden? Ich bin mir ziemlich sicher, dass die auch alle versucht haben, mal eben ein Zelt da unten aufzubauen.“
Das war scherzhaft gemeint, sie wollte sich selbst ein bisschen aufheitern, weil sie verdreckt und verschwitzt war. Aber Nate lachte nicht. Stattdessen umfasste er ihr Kinn und zog sie an sich. „Ich würde nie zulassen, dass dir etwas geschieht oder du durch mich in eine Situation gerätst, in der du verletzt werden könntest.“
Seine stille Aufrichtigkeit und tiefe Überzeugung berührten ihr Herz, und sie glaubte ihm nicht nur − sie wusste auch ganz genau, dass er sie beschützen würde. Er war ganz anders als die Männer aus ihrer Vergangenheit, und Hailey staunte nach wie vor darüber, dass ihr jemand wie er begegnet war.
In diesem Augenblick beschloss sie, ihn heute Nacht glücklich zu machen. Na ja, sofern sie einen Mann in einem Zelt glücklich machen konnte. Aber wahrscheinlich stand er sogar darauf.
Er streichelte mit dem Daumen ihr Kinn, und sie hauchte: „Ich weiß.“ Sein Lächeln erschien, und sie wusste, dass er sie wieder auf diese erstaunliche Art und Weise küssen würde.
Sie fühlte etwas auf ihrem Arm entlangkrabbeln und schnipste das Insekt fort. Über das Kreischen war sie längst hinaus. „Irgendwo habe ich mal gelesen, dass der Mensch im Durchschnitt acht Spinnen in seinem Leben verschluckt. Das waren wahrscheinlich alles Camper, die die Statistik verzerrt haben.“
„Käfer, zum Beispiel, schmecken ein bisschen nach Apfel.“
„Ich will lieber nicht hören, woher du das weißt.“
Er lachte, zog sie an sich und sah ihr tief in die Augen. Hailey schmolz dahin. Mit diesem Mann würde sie nicht nur wandern und Geocaching machen, sondern auch in einem Zelt schlafen.
„Verrate es meiner Schwester nicht, aber ich hätte nie gedacht, dass es mir so viel Spaß machen würde“, gestand sie und genoss die Verschnaufpause sehr.
„Dein Geheimnis ist bei mir sicher“, versprach er und wischte ihr einen Schmutzfleck vom Gesicht.
„Danke, dass du mich mitgenommen hast. Es war toll.“
„Der Tag ist noch nicht zu Ende. Wir haben eine Verabredung um neunzehnhundert.“
„Was?“
„Neunzehnhundert bedeutet sieben Uhr abends. Militärsprache, eine Angewohnheit, die ich nur schwer ablegen kann. Man addiert nach der Mittagszeit immer zwölf zu den Stunden hinzu und multipliziert das Ganze mit hundert.“
„Wenn jedes Mal mathematische Berechnungen nötig sind, um dich zu treffen, kann ich verstehen, warum du noch Single bist.“
Er gab ihr einen Kuss. „Mathe ist nicht zwingend erforderlich. Bist du bereit?“
„Wohin gehen wir?“
„Wir befinden uns nahe der Agua Caliente. Im Nationalpark gibt es zwei natürliche heiße Quellen, die Heilkräfte besitzen sollen.“
„Ich habe aber gar keinen Badeanzug mit“, sagte sie, ein wenig enttäuscht.
„Kein Problem.“
Wie meinte er das? Wollte er damit etwa andeuten, dass sie nackt baden würden? Obwohl es heiß war, wurde ihr plötzlich noch wärmer. „Ich weiß doch, wie verwöhnt du bist, deshalb habe ich eine Paarmassage in der Stadt organisiert.“
„Na schön, wenn du für uns ein Wellnesscenter ausgesucht hast, dann führe mich hin.“
Sie brauchten weitere
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