Tiffany Extra Band 01
noch lange kein anderer Mensch.“
„Gott sei Dank.“ Sichtlich amüsiert reichte er ihr den Drink, schenkte sich dann selbst ein und hob sein Glas. „Du siehst auch zum Anbeißen aus.“
„Wirklich?“ So etwas hatte Rob noch nie zu ihr gesagt. „Erzähl mir von der Narbe.“
„Sie ist alt. Etwa zwölf Jahre.“
„Wie ist es passiert?“
„Ich war zu Besuch bei meiner Familie in Wyoming und ging mit meinen Neffen zum Schwimmen. Irgendein Genie hatte das Ende einer Drahtrolle weggeworfen. Ich bin nur froh, dass ich mich daran schnitt, und keins der Kinder.“
„Ich wusste nicht, dass du aus Wyoming kommst.“
Er zuckte die Achseln. „Ja, dort lebte ich, bis ich mit dem Profi-Baseball anfing.
Das erstaunte Tori. Sie hätte gewettet, dass er aus der Stadt kam, wahrscheinlich aus Kalifornien. Er wirkte überhaupt nicht wie ein Junge vom Land. Aber vielleicht war er eine Art wortkarger Cowboy-Typ. „Bist du auf einer Ranch aufgewachsen?“
Rob lächelte. „Wyoming ist nicht nur ein Acker- und Viehzuchtland. Mein Vater hatte eine Zahnarztpraxis in der Nähe von Jackson Hole. Bei uns gab es nicht mal ein Pferd.“
„Wie kommt es, dass ich das nicht von dir wusste?“
„Warum solltest du?“
Sie dachte kurz nach. „Du hast recht.“
Er runzelte die Stirn, musterte sie, als wüsste er nicht genau, was er von ihr halten sollte. Aber er sagte nichts, nippte nur an seinem Drink. „Ich habe gar nicht gefragt. Wolltest du Eis? Ich kann dir welches holen. Der Automat steht unten in der Halle.“
„Ich brauche keins.“ Sie hielt seinen Blick fest. „Du? Brauchst du Eis?“
Seine Miene wurde wachsam. „Ich trinke meinen Scotch pur.“
„Was ist mit deinem Arm?“
Sein Gesichtsausdruck verfinsterte sich. „Verdammt, Tori, was soll das? Spionierst du für deinen Vater, damit er dein Treuhandvermögen lockermacht?“
Sie blitzte ihn an. „Du bist gemein.“
Er parierte den Blick – und schaute beiseite.
„Dafür entschuldigst du dich, Perry.“ Es war ihr egal, dass er sie schon um Verzeihung bittend ansah. Sie wollte es hören. „Ich meine es ernst.“
„Du hast ja recht. Ich entschuldige mich.“
Um die Gunst des Augenblicks zu nutzen, stellte Tori schnell ihr Glas auf die Kommode und stand auf. Als sie hinter ihm auf das Bett kletterte, erstarrte er und verrenkte sich förmlich den Hals in dem Versuch, sie im Auge zu behalten.
„Was soll das werden, Tori?“
„Still! Ich bin immer noch verrückt nach dir.“ Sie legte ihm die Hände auf die Schultern und begann, seine Muskeln zu kneten. „Sag mir, wenn es schmerzt.“
„Au. Das tut weh.“ Sie wusste sofort, dass er log.
Entschlossen, sich von seiner Sturheit nicht entmutigen zu lassen, machte sie weiter. Schließlich wollte sie ja erreichen, dass er sich besser fühlte.
„Tori.“ Er sprach ihren Namen betont gedehnt.
„Ja?“
„Wir wollten reden, erinnerst du dich?“
„Eigentlich nicht.“ Sie knetete weiter seine Schultern. „Immer noch Schmerzen?“
Er sagte nichts.
Sie seufzte. „Dein Verfolgungswahn und diese scheußliche Unterstellung haben mich neugierig gemacht.“
„Na toll.“
„Mehr als neugierig. Ich bin besorgt. Ist mit deinem Arm alles in Ordnung?“
„Aber sicher.“
„Sagst du die Wahrheit?“
„Ja.“
„Du weißt, dass ich es Dad nicht erzählen würde, oder?“
„Tori, ich verheimliche nichts. Ich bin dreiunddreißig. Ich habe einen dreiunddreißig Jahre alten Arm. Das ist echt Scheiße, okay?“
Sie schluckte, fand keine Worte.
Langsamere Reflexe, nachlassende Kräfte, das waren Probleme, denen sich letztlich alle Spieler stellen mussten. Unabhängig davon wünschte sie es Rob nicht. Er war einmal der heißeste Start-Pitcher der Talons gewesen.
„Was denn? Kein Comeback? Dein dreiunddreißig Jahre alter Arm ist immer noch besser als die Hälfte der zwanzigjährigen Arme der Liga.“ Sie rutschte vom Bett und stellte sich vor ihn hin. Strich ihm mit dem Finger über die Wange, drängte sich zwischen seine Beine, ehe er es verhindern konnte, und schlang ihm die Arme um den Nacken. „Betrachte dich nicht selbst als weg vom Fenster, Perry.“
„Ich sage nicht, dass ich weg vom Fenster bin.“ Sein Ton war scharf. Was sie aber nicht wunderte. Sie hatte seinen wunden Punkt getroffen.
„Also gut. Du warst immer mein Lieblingsspieler, und ich wollte nicht, dass …“
Er überrumpelte sie total, als er sie an sich zog und seine Wange an ihre Brust legte. Ihr Herz hämmerte so
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