Tiffany Hot & Sexy Band 26
der ihn zuallererst besaß.“
Dann hatte Michael zwischen den Blättern ein Blatt herausgezogen, das aussah wie ein Steckbrief.
Joaquin Murrieta.
„Woher kenne ich diesen Namen?“, hatte Alejandro sich gefragt.
Michaels Augen hatten gefunkelt. „Gehst du manchmal ins Kino? Liest du Bücher? Joaquin Murrieta war zu seinen Lebzeiten eine Berühmtheit, und später, im frühen zwanzigsten Jahrhundert, wurde sein Leben verfilmt. Danach gab es auch Fernsehserien, Radiohörspiele, zahllose Kurzgeschichten und Romane. Vor nicht allzu langer Zeit gab es eine Neuverfilmung mit einem Landsmann von dir in der Hauptrolle.“
Alejandro hatte sofort gewusst, wen Michael meinte, es gab schließlich nicht allzu viele spanische Schauspieler, die es bis auf die Leinwände amerikanischer Kinos geschafft hatten.
Ungläubig hatte er seinen Bruder angeschaut.
Michael hatte seine unausgesprochene Frage beantwortet, indem er mit dem Finger ein Z auf die Holzschatulle malte.
Alejandro hatte sich zurückgelehnt und verblüfft Michaels Blick erwidert. „Das kann nicht dein Ernst sein.“
„Ramon glaubte, dass Joaquin den Rest seines Lebens ein Bandit geblieben wäre, wenn er nicht den Ring von einem absolut ehrenwerten spanischen Adligen beim Kartenspiel gewonnen hätte. Unser Vater war sicher, dass Joaquin durch den Ring etwas bekommen hat – einen Teil von sich selbst, den er bis dahin nicht kannte: seinen Sinn für Gerechtigkeit. Leider hatte Dad von alldem keine Ahnung, als er den Ring nach dem Tod seines Vaters, der bei einem Streit erstochen worden war, fand. Er war damals sechzehn und versetzte ihn. Erst viel später wurde ihm bewusst, was er getan hatte, als er in Spanien lebte und mehr Informationen über das Schmuckstück bekam. Ich glaube, das war vielleicht der Grund dafür, dass er in die USA zurückgekehrt ist. Weil er auf der Suche nach dem Vermächtnis seiner Familie war. Weil er das Leben führen wollte, das ihm zustand. Und er hat all das gefunden. Es hat ihn verändert.“
Alejandro hatte die Tischkante umklammert, als könnte er dort Halt finden. War sein Bruder doch nicht so nüchtern und rational, wie er geglaubt hatte?
„Ich soll glauben, dass Ramon sein Leben total geändert hat – wegen eines Rings?“, hatte er ungläubig gefragt.
Zum Glück hatte Michael den Kopf geschüttelt und die Augen verdreht, er glaubte an diese Legende also genauso wenig wie er selbst.
„Nein, natürlich nicht. Dad war ja nicht dumm, Alex. Aber er wollte daran glauben und sein Leben grundlegend verändern. Schließlich hat er es geschafft, die Herkunft des Rings zurückzuverfolgen. Laut diesem Tagebucheintrag …“, er zeigte Alejandro ein in Plastik gehülltes Papierbündel, „war Don Diego, der ursprüngliche Besitzer des Rings, vielleicht schlecht beim Kartenspiel, hatte jedoch einen sehr stark ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit, unstillbare Abenteuerlust und …“, er wedelte mit den Blättern, „… einen unwiderstehlichen Charme. Sobald Joaquin den Ring trug, besaß auch er diese Eigenschaften. Er setzte eine schwarze Maske auf und schwang den Degen, um für die Armen und Unterdrückten zu kämpfen. Er hatte unzählige Geliebte und wurde zur Legende.“
Aus diesem Gespräch hatte Alejandro drei Schlüsse gezogen.
Erstens: Aus den Papieren ging tatsächlich hervor, dass er ein Nachkomme von Joaquin Murrieta war, dem berüchtigten Banditen aus Kalifornien, um den sich zahllose Legenden rankten.
Zweitens: Sein leiblicher Vater hatte seine erste Familie tatsächlich wegen nichts weiter als einer Legende verlassen.
Drittens: Der Glaube an diese Legende hatte aus Ramon einen anderen Menschen gemacht.
Alejandro strich mit dem Finger über den Ring, den er in die Schatulle zurückgelegt hatte. War mehr als ein Mann aus der Familie der Murrieta durch dieses Schmuckstück auf den rechten Weg gebracht worden?
Wie Michael richtig vermutet hat, brauche ich keine solche Hilfe, um zu wissen, was richtig und was falsch ist, dachte Alejandro. Er war ein Mann mit strengen moralischen Prinzipien und hatte nie Probleme gehabt, Frauen für sich zu gewinnen. Aber nun wusste er nicht, wie er Lucienne verführen sollte, ohne ihre gute berufliche Beziehung aufs Spiel zu setzen.
Allerdings musste er zugeben, dass seine Abenteuerlust nicht sehr ausgeprägt war. Im Gegensatz zu Michael, der oft sein Leben riskierte, um Kriminelle hinter Schloss und Riegel zu bringen, konzentrierte er sich lieber auf das Geschäft und seine
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