Tiffany Hot & Sexy Band 26
Familie. Er fand seine Erfüllung darin, einen besonders guten Preis für ein Kunstwerk zu erzielen oder einen Wettbewerber aus dem Feld zu schlagen.
Jetzt war er allerdings um die halbe Welt gereist, in eine Stadt, die berühmt war für ihre Schönheit, ihre Geschichte und ihre Kultur. Und was hatte er hier unternommen? Hatte er Restaurants ausprobiert oder sich ins Nachtleben gestürzt? Nein, er hatte sich tagsüber im Auktionshaus verschanzt und nachts in seinem Hotelzimmer.
Was, wenn dieser Ring das ändern würde? Was wäre, wenn er auch ihn verändern würde? Würde er vielleicht verwegener werden?
Eigentlich war er von Natur aus skeptisch und schätzte niemals einen Kunstgegenstand, ohne ihn selbst in der Hand gehabt zu haben. Selbst wenn er Handschuhe trug, konnte er feststellen, wie die Oberfläche eines Porzellans beschaffen und wo es hergestellt worden war. Er konnte das Alter bestimmter Ledersorten am Geruch erkennen und den Bleigehalt von Kristallgläsern feststellen, indem er mit dem Daumennagel an ihren Rand schnippte und dem Klang lauschte.
Warum streifte er sich nicht einfach Ramons Ring über, dann würde er ja sehen, was an dieser Legende stimmte.
„Alejandro?“
Der Klang von Luciennes Stimme ließ ihn wohlig erschauern. Er schob den Ring in die Hosentasche, schloss den Deckel des Kästchens und drehte sich um. „Ja?“
Ihr Blick glitt von ihrer Armbanduhr zu seinem Schreibtisch und blieb an der Schatulle hängen. „Wollten wir uns nicht treffen?“
„Natürlich“, erwiderte er und stand auf.
Sie bewegte sich so anmutig wie immer, als sie eintrat und näher kam. Ihr Duft – etwas Blumiges mit einer frischen Note – stieg ihm in die Nase.
„Darf ich?“ Sie deutete auf das Schmuckkästchen.
Er zögerte, nickte jedoch schließlich. Es gehörte ihm noch nicht einmal, er hatte nichts zu verbergen.
Bis auf den Ring in seiner Hosentasche.
Lucienne streifte ein Paar Baumwollhandschuhe über. Fast hätte er ihr gesagt, dass es sich nicht lohne, doch er hatte keine Lust auf neugierige Fragen.
„Sehr hübsch gemacht“, bemerkte sie, und jede einzelne Silbe klang für ihn wie Musik. „Mahagoni. Elfenbein- und Perlmuttintarsien, hier an der Ecke ist ein Stück ausgebrochen und … oh!“, sie drehte ihm die Seite der Schatulle zu, in der sich ein tiefer Kratzer befand. „Das Stück ist wohl doch zu unansehnlich.“
Wie der Mann, der es zuletzt besessen hatte, war das Schmuckkästchen alles andere als makellos. Alejandro sagte jedoch nichts, denn er wollte Luciennes Meinung hören. Nicht weil er das Stück verkaufen wollte, sondern weil er mittlerweile ihre Kenntnisse zu schätzen wusste. Außerdem hörte er ihr gerne zu, weil ihr Akzent ihn an zu Hause erinnerte.
„Dieses Muster lässt auf das späte achtzehnte oder frühe neunzehnte Jahrhundert schließen“, stellte sie fest. Sie drehte das Kästchen um und untersuchte die Unterseite. Nachdenklich runzelte sie die Stirn, als sie die glatte Holzfläche betrachtete. „Haben Sie etwas dagegen, wenn ich es öffne?“
„Aber nein.“
Sie ließ den Verschluss aufschnappen. Als sie feststellte, dass die Schatulle leer war, roch sie daran.
Sie strich mit den Fingern über das Futter. „Seide.“
Sie beugte sich vor, sodass das Licht der Lampe auf die Schatulle fiel. Allerdings nahm er das nur am Rande wahr, denn auch Luciennes tiefer Ausschnitt wurde beleuchtet.
Wie es sich für ein kostbares Kunstwerk gehörte.
Er stellte sich vor, ihre vollen Brüste zu berühren, doch sie riss ihn gleich wieder aus seinem Tagtraum.
„Hier!“, rief sie aufgeregt.
Sie klappte ein Stück des Seidenfutters zurück, sodass man einen winzigen in das Holz eingebrannten Siegelabdruck sehen konnte. „Ich kenne diesen Namen nicht, aber das Siegel ist wohl von Hand gemacht worden. Auch wenn die Schatulle in keinem sehr guten Zustand ist, sollten wir in Anbetracht des Alters und der Qualität der Intarsien zweihundertfünfzig bis fünfhundert Dollar dafür bekommen. Falls das Schloss funktioniert, vielleicht sogar noch mehr.“
Vorsichtig schloss Lucienne den Deckel, blickte dann abrupt auf und sah Alejandro direkt in die Augen. „War etwas darin?“
Der Ring in seiner Tasche schien zu pulsieren. Alejandro kämpfte gegen den Impuls, die Hand in die Hosentasche zu schieben. Stattdessen rückte er näher an seinen Schreibtisch heran.
„Zweihundertfünfzig bis fünfhundert Dollar, fragwürdiger Zustand … das lohnt sich nicht“, beschloss
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