Tiffany hot & sexy Band 28
sprach sie nur mit einem Mitarbeiter vom Sozialdienst des Krankenhauses. Ihre Tante und ihr Onkel waren mit dem Auto unterwegs gewesen und von einem Lastwagen gerammt worden. Tante Elva hatte sich einige Rippen und den Arm gebrochen. Der Bruch musste mit Nägeln stabilisiert werden. Onkel Paul hatte ein gebrochenes Bein, benötigte jedoch keine Operation – vorausgesetzt, er blieb liegen.
„Keine Kopfverletzungen, keine gebrochene Hüfte, kein gebrochenes Becken?“, erkundigte sie sich.
Der Krankenhausmitarbeiter versicherte ihr glaubhaft, dass dies nicht der Fall sei. Julia gab diese Information rasch an ihre Eltern weiter. Ein Bruch von Hüfte oder Becken war für ältere Menschen oft das Todesurteil, da sie sich von derartigen Verletzungen nur schwer wieder erholten.
Julia machte sich ein paar Notizen auf einem Blatt Papier, das ihre Mutter ihr hinschob. Ihre Tante und ihr Onkel lagen in einem Krankenhaus in einem Vorort von Boston, das einen guten Ruf genoss. Sie erklärte dem Mann vom Sozialdienst, dass jemand in ein paar Tagen dort sein würde, wenn die zwei entlassen würden. Dann ließ sie sich die Telefonnummern ihrer Zimmer geben, um sie später anzurufen.
Nachdem sie aufgelegt hatte, fragte sie: „Wann brechen wir auf?“
Ihr Vater sah von seinem Laptop auf. „Wir können morgen früh einen Flug bekommen und knapp fünf Stunden später in Boston sein.“ Dank der großen Anzahl von Einwohnern in Boston, deren Vorfahren von den Azoren stammten, gab es regelmäßige Direktflüge.
Ihre Mutter rieb sich nervös die Hände. „Aber was machen wir mit Julia?“
„Wie meinst du das? Ich komme selbstverständlich mit. Tante Elva und Onkel Paul werden nicht lange im Krankenhaus bleiben. Sobald sie zu Hause sind, muss sich jemand um sie kümmern, und da komme ich als Krankenschwester ja wohl am ehesten infrage.“
Ihr Vater schüttelte den Kopf. „Die brauchen jemanden, der ihnen ins Bad hilft und sie im Bett wendet. Simple Versorgungshandgriffe, die körperliche Kraft erfordern, die du momentan einfach nicht aufbringst. Du kippst ja sogar um, wenn du nur zu schnell aufstehst.“
„Dad!“ Er besaß etwa so viel Taktgefühl wie ein Stier auf einer der hiesigen Farmen.
Wie immer mischte sich ihre Mutter als Gegengewicht zu ihrem Dads unverblümter Art ein. „Ich weiß, dass du alles tun würdest, um zu helfen. Aber Julia, Liebes, du bist momentan einfach nicht fit genug.“
Na fabelhaft. Ihre Eltern hielten sie für ebenso invalide wie ihre arme Tante und ihren Onkel.
„Wir möchten, dass du mit uns zurückfliegst“, fuhr ihre Mutter fort. „Du kannst auf der Ausziehcouch in ihrer Wohnung schlafen.“
Julia zuckte innerlich zusammen. Tante Elva und Onkel Paul hatten eine nette Dreizimmerwohnung, groß genug für sie beide. Aber bei fünf Erwachsenen, plus etwaigem Pflegepersonal, würde es viel zu eng werden.
Ihr Dad hob die Brauen. „Komm schon, Evelyn, du weißt, dass es so eng wird wie in einer Sardinenbüchse. Was soll Julia denn überhaupt den ganzen Tag mit uns alten Leuten anfangen? Soll sie sich vielleicht Gameshows und Soap-Operas mit uns ansehen?“
Sie brauchte sich gar keine Soap-Operas im Fernsehen anzuschauen, denn ihr Leben war selbst seit einiger Zeit eine.
„Du könntest in deiner Wohnung schlafen und tagsüber zu uns kommen“, schlug ihre Mutter in einem Ton vor, als handele es sich um eine besonders brillante Idee.
Julia fing den mitleidigen Blick ihres Vaters auf. Er wusste, dass sie schon nach wenigen Tagen die Wände hochgehen würde. Wenigstens war nun Frühling in Boston, auch wenn es Mitte April durchaus noch Schnee geben konnte. „Nein“, erklärte sie impulsiv, „ich bleibe hier.“
„Was? Das geht nicht“, protestierte ihre Mutter. „Ganz allein?“
Je länger sie darüber nachdachte, umso besser gefiel ihr die Idee. Wollte sie ins graue Boston zurückkehren und in einen dicken Parka eingemummt durch den Schneematsch stapfen oder hier auf den grünen Azoren bleiben und frische Orangen direkt vom Baum essen?
„Es geht mir schon viel besser“, entgegnete Julia und hob für jeden Punkt ihrer Argumentation einen Finger. „Seit einer Woche habe ich keine Kopfschmerzen mehr, mir ist kaum mehr schwindelig, und Senhor de Sousa kann mir bei allem helfen.“
„Aber ich würde mir schreckliche Sorgen machen, wenn du so weit weg wärst“, erklärte ihre Mutter.
Ihr Dad schlug sich unerwartet auf Julias Seite. „Evelyn, wir wären doch nur ein paar
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