Tiffany Hot & Sexy Band 30 (German Edition)
schlafen können würde sie jetzt ganz sicher nicht.
Sie zog den Vorhang ein Stück zur Seite, griff nach ihrem Skizzenblock und Kohlestiften und setzte sich in einen Sessel am Fenster. Der Mond tauchte Zanes Körper in silbernes Licht.
Sie hatte Zane noch nie so friedlich gesehen. Vollkommen gelöst. Die strengen Züge seines Gesichtes hatten ihre Härte fast verloren, so als wäre alles Belastende von ihm abgefallen.
Erneut fragte Elle sich, was er hier auf dieser verlassenen Insel tat. Was war passiert, dass er sich von der Welt zurückgezogen hatte? Irgendetwas musste vorgefallen sein. Wenn er ihr doch nur davon erzählen würde! Vielleicht konnte sie es ihm so ein wenig leichter machen.
Sie runzelte irritiert die Stirn. Hatte sie sich nicht geschworen, niemals so etwas für einen Mann zu tun? Hatte sie es nicht gründlich sattgehabt, in ständiger Furcht um geliebte Menschen zu leben?
Wer in einer Familie mit Polizisten aufwuchs, begriff schnell. Immer war da diese Angst vor einem Anruf. Die Angst, dass Vater oder Bruder bei einem Einsatz ums Leben gekommen sein könnten.
Zumindest das war ihr erspart geblieben. Weder ihrem Vater noch ihren Brüdern war jemals etwas zugestoßen. Doch bereits mit fünf Jahren hatte Elle miterleben müssen, wie ihre Mutter einen langen und qualvollen Kampf gegen den Krebs geführt und schließlich verloren hatte.
Danach war die Sorge um Vater und Brüder Elles ständiger Begleiter gewesen. Und sie hatte sich geschworen, niemals einen Mann zu lieben, um dessen Leben sie jeden Tag fürchten musste.
Sie hatte immer gedacht, dass sie keinen Helden an ihrer Seite wollte.
Aber das war ein Irrtum. Selbstverständlich sehnte sie sich nach einem Helden. Nach einem Mann, der denselben Mut zeigte wie ihr Vater. Die gleiche Integrität.
Ein Mann wie Zane.
Elle versuchte, das schmerzliche Ziehen in ihrem Herz zu ignorieren.
Es war keine gute Idee, sich auf ihn einzulassen. Es war sogar eine furchtbar schlechte Idee. Aber er war hier. Lag in ihrem Bett. Offensichtlich spielte Vernunft keine Rolle.
Sie seufzte leise. Wie hatte das nur passieren können? Sie verliebte sich doch sonst nicht so schnell …
Andererseits – welche Frau würde sich nicht in Zane verlieben? Er war zuvorkommend, selbstlos, zielstrebig und unfassbar attraktiv.
Sie ließ den Blick über seine schlafende Gestalt gleiten, die ausgestreckt auf dem Bett lag. Das weiße Laken bedeckte seine Hüfte, im Mondlicht schimmerte sein muskulöser Körper.
Sie sah ihn in diesem Moment nicht mit den analytischen Augen einer Künstlerin. Es war der Blick einer Frau, die bereits zu sehr in ihren Gefühlen gefangen war, um sie zu ignorieren.
Elle begann zu zeichnen. Mit geübten Strichen führte sie den Kohlestift über das Papier, und unter ihren Fingern entstanden die Umrisse des Schlafenden. Ihr Blick glitt sanft über die Linie seines Rückens und bemerkte dabei die Narben auf seiner Haut. Längst verheilte Wunden, die dennoch ihre Spuren hinterlassen hatten. Am Körper. In der Seele. Erinnerungen, die er bisher nicht mit ihr geteilt hatte.
Auch als die Zeichnung längst fertig war, konnte Elle ihren Blick nicht von Zane wenden. Das Mondlicht und sein friedlicher Schlaf standen in hartem Kontrast zu den Narben auf seinem Rücken.
Elles Kehle schnürte sich zusammen. Sie erhob sich aus dem Sessel, legte das Bild zur Seite und trat an das Bett. Erst jetzt merkte sie, wie erschöpft sie war. Und der Wunsch, Zane nahe zu sein, seine Haut an ihrer zu fühlen und sich in seine Umarmung sinken zu lassen, wurde übermächtig.
Leise seufzend legte sie sich ins Bett zurück und schmiegte sich an Zane. Er zog sie im Halbschlaf dichter an sich. „Alles in Ordnung?“, murmelte er.
„Ja, alles ist gut“, antwortete sie, die Stimme schwer vor Müdigkeit.
Sekunden später war sie eingeschlafen.
Als sie am Morgen erwachte, war Elle allein. Es war schon nach zehn Uhr. So lange hatte sie seit einer Ewigkeit nicht mehr geschlafen.
Eine Weile blieb sie liegen und dachte an Zane. Was er wohl gerade tat? Ob sie sich heute sehen würden?
Wieder einmal war er verschwunden, ohne dass sie wusste, woran sie war. Elle versuchte, sich zusammenzureißen. Es ging nicht um eine Beziehung. Er war ihr keine Rechenschaft schuldig. Oder eine Wiederholung der letzten Nacht.
Sie ließ den Blick durch das Zimmer schweifen. Vielleicht hatte er ihr eine Nachricht hinterlassen? Doch sie fand keine. Mit aller Macht drängte sie die aufkommende
Weitere Kostenlose Bücher