Tiffany Lieben & Lachen Band 0008 (German Edition)
nichts weiter als Staub und Tannennadeln auf dem dunklen Holzboden.
Benommen drehte Ryan sich um und betrachtete das, was eigentlich eine Küche hätte sein sollen. Einen Tisch und Stühle gab es nicht. Die grünen Arbeitsflächen waren vollkommen leer, und Ryan nahm an, dass das auf die Schränke ebenfalls zutraf.
Er stellte den Laptopkoffer auf dem Boden ab und strich sich durchs Haar. Es war eindeutig die richtige Hütte. Dave hatte ihm genaue Anweisungen gegeben, und der Schlüssel passte. Was zur Hölle konnte hier passiert sein? War Dave ausgeraubt worden? Aber angeblich hatte es nicht viel zu stehlen gegeben. Keinen Videorecorder, keine Stereoanlage, und der Fernseher war ein altes tragbares Gerät. Und da Ryan im College vier Jahre lang mit Dave zusammengewohnt hatte, kannte er den Geschmack seines Freundes. Er konnte sich nicht vorstellen, dass jemand sein altes Sofa und die Sessel vom Trödelmarkt hatte stehlen wollen.
Ryan seufzte, blickte auf und bemerkte, dass ein Dekorationsgegenstand übrig geblieben war. Ein riesiger Elchkopf hing schief an der Wand gegenüber. Und da war etwas am Geweih. Ryan durchquerte langsam den Raum und kämpfte gegen das unbehagliche Gefühl an, dass der Elch mit seinen Glasaugen jeden seiner Schritte verfolgte. Er mochte keine Tierköpfe an den Wänden und hätte jederzeit Landschaftsbilder vorgezogen.
Dann stand er vor dem Elchkopf und stellte fest, dass das, was am Geweih hing, aus Stoff war. Es sah verdächtig nach einem schwarzen Spitzenslip aus.
Na, großartig. In der Nähe befanden sich mehrere Colleges. Wahrscheinlich hatten ein paar Studenten hier eine Party veranstaltet und dann die Möbel mitgenommen.
Ryan dachte, dass er in die Stadt würde fahren müssen, und das ärgerte ihn. Die nächste Stadt war mindestens zwanzig Meilen entfernt, von denen die ersten fünfzehn aus einem schmalen Waldweg bestanden, der an seinem Wagen zweifellos schon jetzt Schaden angerichtet hatte. An die Kratzer im schwarzen Lack wollte er lieber nicht denken. Er hatte genügend Lebensmittel für seinen gesamten Aufenthalt hier mitgebracht, aber ganz gewiss keine Stühle, Decken oder Kissen.
Decken und Kissen. Lieber Himmel, gab es denn hier überhaupt noch ein Bett, oder war das auch verschwunden? Ryan strich sich übers Gesicht. Er hatte zwar nicht erwartet, dass das hier wie eine Suite im Ritz aussehen würde, aber mit einer Unterkunft wie beim Überlebenstraining hatte er ebenfalls nicht gerechnet.
Allerdings stand es gar nicht zur Debatte, dass er in seine Wohnung zurückkehrte – nicht, wenn er hoffte, arbeiten zu können. Die Räume erinnerten ihn noch immer an seine Exfreundin, was nicht gerade zu einer gesunden Arbeitsatmosphäre beitrug. Da er nur zwei Wochen Zeit hatte, das wichtigste Haus seines Lebens zu entwerfen, und gerade alles andere als eine kreative Phase durchlebte, hatte er eine Umgebung nötig, die frei von Ablenkungen war.
Er dachte, dass er vielleicht in ein Hotel gehen sollte. Aber er hasste Hotels. Und sie waren voll von Ablenkungen … Lärm, Restaurants, Bars, Clubs … Menschen. Er musste allein sein, um sich auf sein Projekt konzentrieren zu können. Womöglich war der Rest der Hütte ja nicht so schlimm. Und nicht so leer.
Entschlossen steuerte er auf den Flur zu, von dem er annahm, dass er zu den Schlafzimmern führte. Aber da hörte er hinter einer der geschlossenen Türen das schrecklichste Stöhnen, das er je erlebt hatte.
Er erstarrte. Das Geräusch wiederholte sich. Was zur Hölle war das? Das klang nicht nach einem Menschen, sondern eher nach einem armen Tier, das schreckliche Schmerzen hatte. Ryan hoffte, dass es ein kleines Tier war, kein großer hungriger Bär, der einen Architekten als Snack betrachten würde.
Ein weiteres unmenschliches Stöhnen erklang.
Das sollte ein ruhiges, stressfreies Landleben sein?
Ryan sah sich nach einer möglichen Waffe um. In der Spüle lag eine Plastikgabel. Nicht gerade toll, aber er war verzweifelt. Nun entdeckte er einen Damenschuh mit spitzem Absatz. Der gehörte wahrscheinlich Daves Braut, Carmen. Ryan dachte einen Moment daran, den Slip mitzunehmen, entschied dann aber, dass der ihm nicht helfen würde. Oder wollte er den Bär etwa damit erwürgen? Ryan schlich in den Flur.
Als er die erste Tür erreichte, presste er sich flach an die Wand und atmete tief ein. Verdammt, was wusste er schon über wilde Tiere? Die kannte er bloß aus dem Zoo, und sein letzter Besuch dort hatte während eines
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