Tiffany Lieben & Lachen Band 0008 (German Edition)
Schulausflugs in der zehnten Klasse stattgefunden. Und selbst damals hatte er mehr auf Shari Watsons kurzen Rock geachtet als auf Löwen und Tiger.
Und Bären.
Schweißtropfen standen ihm auf der Stirn. Gaben Bären Geräusche von sich, die eher ein Stöhnen waren als ein Brummen? Er atmete noch mal tief ein. Na ja, er mochte kein Waldhüter sein, aber er wusste, was zu tun war, falls sich in diesem Zimmer ein Bär befand.
Ruhig bleiben. Nicht in Panik geraten.
Die Tür wieder zumachen und so schnell wie möglich davonlaufen.
Er straffte die Schultern. Als er schnell ein Gebet gesprochen hatte, von dem er hoffte, dass es zum Schutz eines Architekten geeignet war, schob er sanft die Tür auf, blickte um diese herum, sah niemanden, erkannte aber, dass das Schlafzimmer – das immerhin Möbel enthielt – völlig durcheinander war. Alle Schubladen standen offen, und T-Shirts, die vermutlich Dave gehörten, hingen heraus. Laken und Decke waren vom Bett heruntergerissen worden, und alles war von den Federn aus dem Kissen bedeckt, sogar ein Stapel Kleidung in einer Ecke.
Ryan war frustriert. Verdammt, wenn dafür wirklich Collegestudenten verantwortlich waren, dann würde er sie zwingen, hier aufzuräumen. Falls es allerdings ein Bär gewesen war, dann würde Ryan selbst aufräumen müssen.
Er vermutete, dass die halb geöffnete Tür in der Ecke in ein Badezimmer führte, und womöglich befand sich der Schuldige da drin. Ryan umklammerte Gabel und Schuh fester und schlich vorsichtig zur Tür.
Durch den Türspalt erkannte er einen Handtuchhalter. Ja, es war eindeutig ein Badezimmer. Er blieb stehen, als er etwas reißen hörte. Oh, oh. Reißen und Stöhnen? Gab es etwa mehr als nur einen Dieb oder was auch immer da drinnen lauerte? Das reißende Geräusch hielt an. Ryan entschied, dass es das Beste war, den Burschen da drinnen zu überraschen, egal ob Dieb oder Bär.
Er schob die Tür vorsichtig weiter auf, blickte darum herum und hob den Schuh. Und dann blieb er verblüfft stehen.
Das Bad sah aus, als hätten sich Kinder hier mit Toilettenpapier ausgetobt. Lange Papierstreifen hingen und lagen überall. Das Medizinschränkchen stand offen. Das meiste war herausgefallen. Und der Urheber der Zerstörung saß im Waschbecken.
Es war ein kleiner brauner Waschbär. Im Moment zerriss er gerade eine Zeitschrift. Toilettenpapier war um seinen Körper drapiert wie eine Federboa. Ryan starrte ihn an. Eine Seite aus der Zeitschrift segelte auf den Boden vor seinen Füßen, und er las die Überschrift: “Wie man einen Mann im Bett zum Wahnsinn treibt.”
Ein gurgelndes Geräusch kam aus dem Waschbecken. Ryan blickte auf und sah, dass der Waschbär etwas aus einer Plastikflasche trank. Es war ein Mittel gegen Sodbrennen.
Nun bemerkte ihn das Tier und ließ langsam die Flasche sinken. Der Waschbär starrte Ryan neugierig an. Seine Schnurrbarthaare zuckten.
Ryan atmete auf. Es gab keinen Grund, wegen eines Waschbären nervös zu sein. Vor allem nicht, wenn der ihn auch noch anlächelte.
Oder zeigte er ihm die Zähne? Scharfe Zähne, mit denen er einen so beißen konnte, dass man verblutete? Ryan wusste gar nichts über Waschbären – außer dass sie anscheinend gern Frauenzeitschriften lasen und etwas gegen Sodbrennen gebrauchen konnten.
Der Waschbär zuckte mit dem buschigen Schwanz. Dann stellte er die Flasche überraschend geschickt weg, sprang auf den Boden und lief hinaus. Ryan war nicht sicher, wohin er wollte, aber im Moment hatte er größere Probleme. Wie das grässliche Stöhnen – das plötzlich aufhörte.
Und jetzt hörte er hinter einer halb offenen Tür in der Ecke noch etwas. Wasser lief, als wäre die Dusche in Betrieb.
War das seltsame Geräusch womöglich aus den Wasserrohren gekommen? Das konnte sein. Die in Ryans altem Apartment gaben auch immer Laute von sich, die klangen, als wäre einem Menschen gerade ein Auto über den Fuß gerollt.
Hm. Er wusste zwar nicht viel über Bären, aber er bezweifelte, dass sie duschten. Das bedeutete dann doch wohl, dass er es mit einem Menschen zu tun hatte, wahrscheinlich dem Dieb, der Daves Möbel weggeschafft hatte. Oder es war der klügste Bär der Welt.
Beide Vorstellungen waren nicht gerade beruhigend.
Oder hatte der Waschbär das Wasser aufgedreht? Nein, eher nicht. Das Tier war nicht nass gewesen, und so wendig es Ryan auch erschienen war, er bezweifelte doch, dass es dabei trocken davongekommen wäre.
Er trat vorsichtig näher, bis er einen
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