Tiffany Lieben & Lachen Band 0008 (German Edition)
Bedrohung auffasste, nahm den Bademantel vom Haken und warf ihn ihr zu.
“Drehen Sie sich um”, befahl sie.
“Okay. Aber legen Sie den Rasierapparat weg.”
Als sie die Augen zusammenkniff, atmete er tief ein. “Ich bin kein Vergewaltiger oder Mörder. Ich bin Architekt, um Himmels willen. Mit brennenden Augen. Ich bin ein Freund von Dave Newbury. Ihm gehört diese Hütte.”
Offenbar war sie nun halbwegs überzeugt, dass er sie nicht umbringen wollte. Sie legte den Rasierapparat auf den Badewannenrand, immer noch in Reichweite. Aber auf mehr konnte Ryan wohl nicht hoffen.
“In Ordnung”, sagte sie nun. “Jetzt drehen Sie sich um. Und versuchen Sie nichts Komisches. Ich … habe den Schwarzen Gürtel in Karate.”
“Gut.” Er drehte ihr den Rücken zu und starrte auf die weißen Fliesen, an denen grüne Gelklumpen langsam abwärts glitten. Er hörte, wie die Frau mit dem Duschvorhang kämpfte, wagte aber nicht, ihr Hilfe anzubieten. Ihr verängstigter Blick ließ ihn daran zweifeln, dass sie wirklich Karate konnte, aber er wollte es lieber nicht ausprobieren. Womöglich war sie doch so eine Selbstverteidigungsexpertin.
“Sie sagen, Sie sind ein Freund von Dave Newbury?”
“Ja. Ich kenne ihn seit der Highschool. Wir sind wie Brüder.”
“Schleichen Sie sich immer an Frauen heran? Was sind Sie …, eine Art Voyeur?”
Er hatte sich nicht heranschleichen wollen, und er war ganz gewiss kein Voyeur. Zumindest war er keiner gewesen, bis er dieses Badezimmer betreten hatte. Eigentlich hatte er sich immer als anständigen Menschen betrachtet. Dazu hatte ihn seine Mutter erzogen.
Er merkte, dass die Frau nicht ganz unrecht hatte. “Es tut mir leid. Als ich die Tür aufgeschlossen hatte, habe ich dieses schreckliche Stöhnen gehört und war nicht sicher, was es war.”
“Haben Sie noch nie erlebt, dass alte Rohre solche Laute von sich geben?”, fragte die Frau misstrauisch.
“Doch, aber ich hatte nicht erwartet, dass hier jemand duschen würde. Glauben Sie mir, ich war genauso überrascht, Sie zu sehen, wie umgekehrt.”
“Woher soll ich wissen, dass Dave Ihnen wirklich die Hütte überlassen hat? Sie sollte eigentlich frei sein.”
Sie sprach jetzt wesentlich ruhiger, und Ryan fand ihre Stimme sehr angenehm. “Ganz recht. Deshalb frage ich mich ja, wer Sie sind und wie Sie hereingekommen sind.”
“Ich bin eine Freundin von Mrs Newbury. Sie hat mich eingeladen.”
Kam sie ihm deshalb vertraut vor? Vielleicht. Aber Carmen hatte ihm die meisten ihrer Freunde vorgestellt, und er wusste, dass sie das bei dieser Frau nicht getan hatte. Er hatte das Gefühl, sie nur flüchtig gesehen zu haben, in einer Schlange an einer Kinokasse, im Supermarkt oder in einem Aufzug.
Oder in einer Sendung über wahre Verbrechen.
“Darf ich mich jetzt umdrehen?”, fragte er.
“Ja, aber versuchen Sie nichts Verdächtiges.”
Ryan war nicht sicher, was sie damit meinte, aber er würde es auf keinen Fall tun. Er wollte garantiert nicht, dass sie wieder schrie oder mit Rasierschaum nach ihm zielte.
Nun sah er ihr wieder ins Gesicht. Sie wirkte immer noch misstrauisch. In ihrem alten Bademantel sah sie gewiss nicht wie eine Diebin aus, aber woher sollte er das genau wissen? Er fand ja auch, dass er selbst nicht wie ein verrückter Killer aussah, also war er offensichtlich nicht in der Lage, so was zu beurteilen.
Die Frau war unzweifelhaft hübsch, auf eine zurückhaltende Art. Das konnte er nun feststellen, da ihr Mund nicht mehr zum Schreien verzogen war. Auf der kleinen Nase hatte sie blasse Sommersprossen. Und ihr Mund wirkte voll und sinnlich, obwohl sie die Lippen zusammenpresste. Ryan dachte, dass er sie bestimmt schon mal gesehen hatte.
“Wenn Sie mit Carmen befreundet sind, warum waren Sie dann nicht bei der Hochzeit?”, fragte er, und im selben Moment kam ihm eine Erleuchtung.
“Das war ich doch.” Obwohl sie nicht “Sie Idiot” hinzufügte, klangen die Worte mit. Sie musterte Ryan. Er merkte es sofort, als sie ihn erkannte. Sie riss die Augen weit auf und wurde rot.
“Du meine Güte, Sie sind das!”, sagten sie beide gleichzeitig.
Ryan erinnerte sich. Der Empfang. Er hatte sich zwischen einem Haufen von Gästen hindurchgezwängt, und dabei war einer seiner Manschettenknöpfe hinten an ihrem Kleid hängen geblieben. Da er den Stoff nicht hatte zerreißen wollen, war er stehen geblieben.
“Rühren Sie sich nicht”, hatte er sie gewarnt.
Sie hatte über die Schulter geblickt. “Soll
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