Tiffany Lieben & Lachen Band 0008 (German Edition)
wie sie sich nackt vorgebeugt hatte. Er biss die Zähne zusammen. Das Letzte, was er zur Zeit gebrauchen konnte, war Ablenkung in Gestalt einer Frau, die sündhaft schön war und deren Stimme nach heißem Sex klang.
“Kein Problem”, sagte er. “Aber ich sollte Sie warnen.” Er sprach leiser und deutete auf den Raum nebenan. “Da drin ist ein Waschbär. Er scheint zwar freundlich zu sein, aber …”
“Oh, Sie meinen Waldo.”
“Waldo?” War der Waschbär etwa ein Haustier?
“Ja. Hat er Sie erschreckt?”
Allerdings. “Ach, nein. Aber …”
“Oh, nein! Sagen Sie mir nicht, dass er im Badezimmer war.”
“Okay, ich sage es Ihnen nicht.”
Sie zuckte zusammen. “Hat er sich wieder am Verbandszeug und der Zahnpasta vergriffen?”
“Nein.”
“Das ist gut.”
“Aber er hat Ihr Mittel gegen Sodbrennen getrunken, und Ihre Zeitschrift hat auch schon mal besser ausgesehen.”
“Das ist schlecht.” Lynne trat an Ryan vorbei, und der Duft nach Zitrone erinnerte ihn an tropische Strände, Palmen, die sich im Wind wiegten, und Reggae-Musik. Unwillkürlich stellte er sich vor, wie Lynne aus dem Meer stieg, nackt, nass, und auf ihn zukam …
“Oh, Waldo!”, rief sie jetzt. “Was hast du nur getan?”
Ryan riss sich zusammen. Verdammt. Es war nicht fair, dass er sie nackt gesehen hatte. Wie sie sich vorgebeugt hatte. Eingewickelt in einen durchsichtigen Duschvorhang. Dieses Bild würde er nie aus seinem Gedächtnis löschen können. Warum hatte Carmens Innenarchitektin nicht hundert Jahre alt sein können? Und vollständig angezogen.
“Denk nicht mal daran”, murmelte er. “Denk an den Waschbären.”
Mit diesem Gedanken kehrte er in den Raum zurück, den Waldo umdekoriert hatte. Das Tier war nirgendwo zu sehen, aber die offene Medizinflasche stand noch da, und die Seiten der Zeitschrift lagen auf dem Boden. Ryan hob die Augenbrauen, als er eine der Überschriften las: “Wie Sie einen Mann mit Ihren Händen zum Wahnsinn treiben können.”
Seine Haut begann zu kribbeln. Er sah Lynne Waterford an. Unwillkürlich fragte er sich, ob sie den Artikel gelesen hatte.
Er musste sich zusammenreißen. Was für einen Unterschied machte das schon? Er wollte diese Frau nicht. Er wollte gar keine Frau. Zumindest nicht jetzt. Er musste arbeiten, und das erforderte seine volle Aufmerksamkeit. Und wegen Lynne gab es hier keine Möbel. Außerdem hatte er Ruhe nötig, und Lynne war mit Sicherheit die lauteste Frau, der er je begegnet war.
Jetzt stand sie da und stemmte die Hände in die Hüften. “Es wird Stunden dauern, das alles aufzuräumen.”
Sie drehte sich zu Ryan um, und er starrte ihr unwillkürlich in die großen blauen Augen. Obwohl sie noch immer nicht begeistert über seine Anwesenheit zu sein schien, hielt sie ihn offenbar nicht mehr für einen Mörder.
“Waldo ist sehr lieb”, sagte sie. “Aber er macht ziemlich viel Unsinn, wie Sie sehen. Er ist eben furchtbar neugierig.”
“Wie sind Sie an einen Waschbären als Haustier geraten? Die meisten Leute haben Hunde oder Katzen.”
“Ich habe ihn vor fünf Jahren in einem hohlen Baumstumpf gefunden, in der Nähe des Hauses meiner Eltern, das nur fünf Meilen von hier entfernt ist. Er war erst etwa einen Monat alt und offenbar von seiner Mutter verlassen worden. Ich habe ihn mit nach Hause genommen, und seitdem gehört er zur Familie. Obwohl er ein kleiner Teufel ist, lieben es Mom und Dad, ihn bei sich zu haben.”
“Aber was tut er hier?”
“Ich bin gestern bis zum Haus meiner Eltern gelaufen, und er ist mir auf dem Rückweg gefolgt. Morgen muss ich ihn zu meinen Eltern zurückbringen, bevor die Arbeiter eintreffen.”
“Ich verstehe.” Ryan warf einen Blick auf die Medizinflasche. “Wird das Zeug ihm schaden?”
“Nein.” Lynne warf die Flasche weg. “Ich dachte, sie hätte sie fest genug zugeschraubt, aber Waschbären sind sehr geschickt.”
“Offensichtlich.” Ryan reichte ihr die zerrissene Zeitschrift. “Und Ihr Geschmack, was Lesestoff angeht, ist … interessant.”
Lynne sah die Schlagzeile und wurde rot. “Gewöhnlich bevorzugt er
Wald und Flur
, aber …” Sie räusperte sich und deutete auf die Tür. “Falls es Ihnen nichts ausmacht, würde ich mich jetzt gern anziehen.”
“Sicher”, sagte Ryan. “Aber falls Sie schon glauben, dass Waldo hier eine Menge angerichtet hat, dann warten Sie erst mal ab, bis Sie das Schlafzimmer sehen.”
Er hatte erwartet, dass sie sich ärgern würde, aber sie seufzte
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