Tiffany Lieben & Lachen Band 0008 (German Edition)
Ryan trat an seinen Zeichentisch. Dann sah er Lynne noch mal an. “Lynne, ich möchte, dass du weißt …” Er suchte nach den richtigen Worten, und Lynne hielt den Atem an.
“Dein Freund war ein Dummkopf.”
Ihr wurde warm ums Herz vor Freude. Bevor sie das Kompliment zurückgeben konnte, sprach Ryan weiter. “Und obwohl du das nicht gefragt hast: Ich bin immer treu, solange ich mit jemandem zusammen bin.”
Lynnes Mund wurde trocken. Sie war sprachlos. Nun beobachtete sie, wie Ryan sich an seinen Tisch setzte.
Die Wärme, die sie schon vorher gespürt hatte, vergrößerte sich durch seine Worte zu einem Riesenfeuer, und das brachte bestimmte Bilder mit sich. Von Ryan. Von ihr selbst. Sie war neugierig, wie es sein würde …
Nein! Das musste sie gleich wieder vergessen. Eine solche Neugier konnte einen umbringen.
Sie seufzte.
Aber was für eine tolle Art zu sterben.
Gegen sechs Uhr hatte Ryan den ersten Entwurf von Leyton Dracmeyers Haus fertig. Er lehnte sich zurück und betrachtete voller Freude sein Werk.
Es war gut. Er konnte spüren, dass es richtig war – die klaren Linien, die hohen Decken und der Innenhof. Von Lynne hatte er erfahren, dass Dracmeyer es hasste, sich eingeschlossen zu fühlen. Er war in einem überfüllten Waisenhaus in der Großstadt aufgewachsen und wünschte sich nun als Erwachsener Weite.
Ryan nahm die Brille ab und rieb sich die Augen. Es war zwar sein Entwurf, aber die Ideen stammten aus der Unterhaltung mit Lynne. Ihr Wissen über Dracmeyer hatte sich als unbezahlbar erwiesen, und Ryan war ihr zutiefst dankbar. Das war eine vollkommen akzeptable Reaktion. Aber etwas anderes, das zu der Dankbarkeit dazukam und in seinem Herzen Wurzeln schlug, etwas, das mehr als Lust war, war nicht akzeptabel.
Verdammt, er mochte Lynne. Ihr Lachen. Ihr Lächeln. Ihren Sinn für Humor und ihre Intelligenz. Sie weckte Gefühle in ihm …
Er schüttelte den Kopf. So etwas hatte er nie zuvor empfunden.
Sosehr er sich bemühte, er konnte sie nicht länger als lästige Person betrachten, die seinem Projekt im Wege stand. Dabei hätte er das gern getan. Wenn der Sturm zu Ende war, würde er schließlich abreisen und Lynne nie wieder sehen.
Seine Kehle zog sich zusammen, als ihm klar wurde, dass ihm diese Aussicht gar nicht gefiel.
Aber es war unvermeidlich, wenn er bei Verstand bleiben wollte. Da er sich schon einmal bei einer Frau, mit der er sozusagen eine Fernbeziehung führte, die Finger verbrannt hatte, würde er nicht noch mal ins Feuer springen. Und der bloße Gedanke, auf dem Land zu leben, genügte, damit er Ausschlag bekam und ihm die Augen ständig juckten.
Nun drehte er sich um und bemerkte, dass über dem Feuer ein Topf stand. Er bekam Hunger und lächelte. Lynne musste etwas zum Essen aufgesetzt haben. Das war eine nette Geste, und auch das gefiel ihm an ihr. Er hatte sie ein paar Mal an der Spüle hantieren hören, war aber so in seine Arbeit vertieft gewesen, dass er sich nicht umgedreht hatte. Er hatte seinen Ideenfluss nicht gefährden wollen.
Aber nun brauchte er eine Pause und etwas zu essen. Er stand auf, streckte sich und ging zum Kamin.
Ein Holzlöffel lag in einer Schale daneben, und Ryan benutzte ihn zum Umrühren. Das sah nach einem Bohnengericht aus. Er schnupperte und verzog das Gesicht. Es roch überhaupt nicht nach Bohnen, aber immerhin waren die Kochmöglichkeiten hier ja äußerst primitiv.
Die Schlafzimmertür war geschlossen. Offenbar war Lynne noch am Anstreichen. Ryan dachte kurz daran zu klopfen, entschied sich aber dagegen. Sie hatte sich so sehr bemüht, ihn nicht zu stören, und er verstand gut, wie schwer es war, weiterzuarbeiten, wenn man erst mal unterbrochen worden war.
Er mochte ja kein Gourmet sein, aber trotzdem konnte er bei den Essensvorbereitungen helfen. Jetzt kramte er in der Kühltasche, die dank des Trockeneises immer noch kühl war, und holte mehrere Zutaten heraus, die er zu den Bohnen in den Topf warf.
Zufrieden kehrte er in die Küche zurück. Dort stand eine Schale mit etwas, das nach orientalischem Kichererbsenpüree aussah. Ryan nickte. Das mochte er. Er widerstand dem Drang, einen Finger hineinzustecken, um zu probieren. Erst wollte er die Kräcker suchen, die er mitgebracht hatte. Und vielleicht eine Flasche Wein öffnen. Ja, ihm war nach Feiern zumute.
Er zog den Korken aus einer Flasche Chardonnay und goss etwas davon in einen der Kinderbecher. Der milde Geschmack entlockte ihm ein zufriedenes “Ah”. Von dem Topf
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