Tiffany Lieben & Lachen Band 0008 (German Edition)
Rentenfonds mitgebracht, die Sie sich anschauen können.”
Melinda spürte, dass ihr Blutdruck stieg. Plötzlich traten ihr Tränen in die Augen. Sie presste ihre Serviette vors Gesicht. “Entschuldigung”, sagte sie und hatte sich sofort wieder unter Kontrolle. Lächerlich! “Es ist nur …”
“Sie hassen Finanzberichte”, beendete Sherry den Satz für sie. “Ich verstehe.”
“Oh nein. Ich bin sicher, sie sind … faszinierend”, brachte Melinda schließlich heraus, was Sherry jedoch nur schmunzeln ließ.
Melinda lächelte ebenfalls. “Na ja, sie könnten eine einschläfernde Wirkung auf mich haben”, gab sie zu, als der Kellner ihnen den Salat brachte. “Das heißt, wenn ich Zeit hätte, sie zu lesen.”
Sherry sah sie ernst an. “Sie sind zu beschäftigt, um sich um Ihre Zukunft zu kümmern?”
Der Brief von der Stadtverwaltung knisterte wieder, als Melinda ihre Serviette auf den Schoß legte und nach ihrer Gabel griff. “Ich bin zu beschäftigt, um zur Toilette zu gehen”, stöhnte sie ungewollt auf. Normalerweise handhabte sie die Dinge so, wie man es Chirurgen beibrachte: Klage nicht, bring es in Ordnung.
Doch im Augenblick gab es so viel, was in Ordnung gebracht werden musste. “Wenn der Supermarkt in der Nähe des Krankenhauses nicht rund um die Uhr geöffnet hätte, würde ich nicht einmal frische Unterwäsche tragen”, gab sie zu, “weil ich es nicht schaffe, zur Wäscherei oder zur Reinigung zu gehen.” Sie zog das Schreiben aus der Tasche. “Ich arbeite sogar so viel, dass man mir gedroht hat, mich wegen nicht erfüllter Rasenmähpflichten zu verklagen!”
Während Melinda sprach, hatte Sherry ihre Gabel auf den Salatteller gelegt und sich vorgebeugt. Jetzt starrte sie Melinda an, als wäre sie total von ihr fasziniert. “Erzählen Sie weiter.”
Melinda rückte ihre Brille zurecht. Schon vor Wochen hatte sie es aufgegeben, Kontaktlinsen zu tragen, weil sie viel zu wenig Schlaf bekam. Sie faltete den Brief auseinander und warf ihn auf den Tisch. “Gestern Nacht, als ich endlich, nach ungefähr einer Woche, mal wieder dazu gekommen bin, meine Post durchzusehen, habe ich das hier gefunden – es ist ein Schreiben von der Stadtverwaltung, die erklärt, der Rasen meiner Eltern stelle ein öffentliches Ärgernis dar.”
Sherry sah sie erstaunt an. “Was hat das mit Ihnen zu tun?”
“Ich soll mich um das Haus kümmern, während meine Eltern im Oman sind”, erklärte Melinda. “Mein Vater arbeitet für eine Ölfirma.” Sie schob ihren Salat, den sie kaum angerührt hatte, beiseite und fuhr sich mit der Hand durchs Haar. “Ich hab’s versucht, ehrlich, aber …” Sie fluchte leise. “Ich nehme an der Ausbildung zum Kinderchirurgen am Southwestern Hospital teil. Dr. Bowen ist einer der Besten auf diesem Gebiet. Er geht völlig in seiner Arbeit auf und erwartet von uns dasselbe. Ich habe mein ganzes Leben lang darauf hingearbeitet und werde seinen Anforderungen genügen.” Verdammt, nein, sie würde sie übertreffen.
Seit sie zehn Jahre alt war, hatte sie all ihre Zeit und Energie darauf verwandt, Kinderchirurgin zu werden. Um anderen Familien den Schmerz zu ersparen, den ihre Familie erleiden musste, als ihr kleiner Bruder starb.
“Ich vermute, dass Sie eine Menge Verpflichtungen haben”, meinte Sherry.
“Viel zu viele”, erwiderte Melinda. “In meiner Wohnung habe ich es gerade noch so geschafft, mich durchzuwursteln. Doch dann haben mir meine Eltern die Schlüssel zu ihrem Haus gegeben, und jetzt muss ich mich um ihr Haus und den riesigen Garten kümmern. Und ein verflixter Pool gehört auch dazu.” Sie schob ihre ständig rutschende Brille wieder hoch. “Meine Eltern haben mich immer in meinem Wunsch, Ärztin zu werden, unterstützt. Sie haben mich nie um etwas gebeten. Bis jetzt. Nun habe ich das Gefühl, dass ich sie im Stich lasse, aber ich … ich kann einfach nicht alles schaffen!”
“Damit meinen Sie nicht nur Wäschewaschen und Schlafen, oder?”
“Ha!” Melinda zählte die Dinge an ihren Fingern ab. “Der Pool ist nicht mehr gereinigt worden, seit meine Eltern weg sind. Ich habe meine letzten beiden Gehaltsschecks nicht eingelöst. Ich habe einen Stapel mit unbezahlten Rechnungen zu Hause liegen, weil ich nicht die Zeit finde, mich hinzusetzen und Überweisungen auszuschreiben! Die Wasserwerke sind ziemlich empört darüber und haben gedroht, mir das Wasser abzustellen. Und jetzt das hier …” Sie zeigte auf das Schreiben der
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