Tiffany Lieben & Lachen Band 0012 (German Edition)
nächsten Morgen wachte Sarah mit hämmerndem Kopf auf. Ihr tat das Herz weh. Irgendetwas stimmte absolut nicht, und sie hatte keine Ahnung, wie es wieder in Ordnung zu bringen wäre.
Warum hatte sie diese merkwürdigen Gedächtnislücken? Was bedeutete das? War sie auf dem besten Weg, verrückt zu werden? Während ihrer Blackouts legte sie anscheinend ein für sie völlig untypisches Benehmen an den Tag. Wie etwa, sich die Bluse auszuziehen und mit ihrem Chef herumzumachen.
Sarah schämte sich entsetzlich. Wie konnte sie ihm nach dem gestrigen Abend jemals wieder ins Gesicht sehen? Er dachte jetzt wahrscheinlich, sie sei ein schamloses Flittchen.
Was ging nur in ihr vor? Warum hatte sie diese seltsamen Phasen, in denen sie eine andere Persönlichkeit annahm? Wie konnte sie Alex erzählen, was mit ihr los war, ohne dass er denken musste, sie sei völlig durchgedreht?
Geh einfach zur Arbeit, mach deinen Job und fall möglichst wenig auf, sagte sie sich. Stehe den Tag durch. Bis Ende der Woche wirst du genug Geld verdient haben, um einen Flug nach Hause buchen zu können.
Falls nicht ihr skandalöses Alter Ego weiterhin das Geld für vulgäre Dessous aus dem Fenster werfen würde.
Sie straffte die Schultern, ging zum Restaurant und probte im Geist, was sie zu Alex sagen würde. Als sie erfuhr, dass er geschäftlich nach Juneau unterwegs war, war sie zugleich erleichtert und enttäuscht.
Den ganzen Morgen sprachen ihre Kollegen sie darauf an, dass sie so still sei, und fragten sie, wo ihr berüchtigtes Grinsen geblieben sei. Die Bemerkungen störten Sarah. Offensichtlich mochten ihre Kollegen die wildere Seite von ihr, an die sie sich nicht einmal erinnern konnte.
Als Alex nachmittags wieder zurückkam, hatte sie sich selbst regelrecht in Rage gebracht.
“Kann ich allein mit dir sprechen?” Sarah wollte ihn unbedingt fragen, was vergangenen Abend geschehen war, fürchtete sich aber zugleich vor den Antworten.
“Wir treffen uns in zehn Minuten draußen hinter dem Lokal”, sagte er.
Sarah nahm ihre Pause, ging auf dem Parkplatz auf und ab und murmelte in einer Tour vor sich hin, als ob sie eine Rede üben würde. Sie hörte ihn nicht kommen.
Er berührte sie an der Schulter und fragte: “Was ist los?” Daraufhin schrie sie leise auf und wich sofort zurück.
“Tut mir leid. Ich wollte dich nicht erschrecken.”
“Es ist nicht deine Schuld, sondern meine.”
“Du hast deine Locken hochgesteckt.” Er wollte ihr Haar berühren, aber sie wich schnell aus.
“Ja.”
“Und deine Bluse ist bis oben hin zugeknöpft.”
“Ich dachte, das sähe professioneller aus.”
Er nickte. “Das tut es.”
“Und würdevoller.” Sie tastete über ihre Frisur, um sicherzugehen, dass sich keine Strähne gelöst hatte.
“Würdevoll ist es.” Er steckte die Hände in die Hosentaschen und starrte auf die Berge, die sich in der Ferne bläulich vor dem Horizont abzeichneten.
Jetzt wurde Sarah bewusst, dass Alex wegen dieses Treffens genauso nervös war wie sie. Allein der Gedanke daran, was sie vergangenen Abend getan haben könnte, ließ sie blass werden. Zweifellos hatte sie sich in einer Weise verhalten, die einer Stanhope nicht angemessen war.
“Du wolltest mich etwas fragen?”, unterbrach er die Stille.
“Äh … ja.”
Raus damit, Sarah, befahl sie sich. Du hast lange genug in leitender Position gearbeitet, um zu wissen, dass Direktheit besser ist, als lange um den heißen Brei herumzureden.
“Ich bin ganz Ohr.” Er verschränkte die Arme vor der Brust und wartete.
“Es ist ziemlich peinlich.”
“Du brauchst dich vor mir nicht wegen irgendetwas zu schämen, Sadie.”
Da war er wieder, der Name, mit dem ihre Mutter sie angeredet hatte. Und den ihr Vater nie benutzt hatte, weil er ihn an seine flatterhafte Frau erinnerte. Der Name, unter dem sie jeder hier in Bear Creek zu kennen schien und der tröstlich und melodiös klang, wenn Alex ihn aussprach. Der Name, der sie dazu brachte, sich wild und sexy zu fühlen.Dieser Name, den sie zugleich liebte und hasste. Sie holte tief Luft. “Richtig. Wegen gestern Abend …”
“Ja?”
“Ich habe leichte Probleme, mich daran zu erinnern, was passiert ist.”
“So viel hast du gestern Abend doch gar nicht getrunken.”
“Dennoch ist alles ein bisschen verschwommen. Haben wir … hast du … Wie weit sind wir gegangen?”
“Es ist nichts passiert.”
“Nichts? Überhaupt nichts?”
“Nun, ein bisschen was. Aber es ist nicht
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