Tiffany Lieben & Lachen Band 0012 (German Edition)
maßlos interessiert?”
Rowan zuckte zusammen. Dabei stieß sie mit der Nase so heftig gegen die Scheibe, dass diese ganz taub wurde. “Äh …”, stammelte sie und rieb sich die Nasenspitze. “Ich … äh …” Sie drehte sich um und verstummte abrupt.
Oh, der Mann sah wirklich gut aus. Womöglich noch besser als neulich, als er den Zwillingen in die Falle gegangen war. Das leicht ausgebleichte Hemd, das er trug, brachte seinen gebräunten Teint zur Geltung, und die schwarze Jeans schmiegte sich mit fast unanständiger Perfektion an seinen Körper.
Er schob die Hände in seine Gesäßtaschen und wippte auf den Absätzen seiner Cowboystiefel. Sein amüsiertes Lächeln setzte ihre Nerven unter Strom.
“Ich habe mir die Auslage angesehen”, erwiderte sie.
“Tatsächlich? Haben Sie etwas entdeckt, was Sie interessiert?”
Oh ja, aber nicht im Schaufenster, sondern direkt vor ihr. Ihr Gegenüber strahlte so viel Stärke und Selbstvertrauen aus. Und er war so nah, dass sie ihn berühren konnte. Kein guter Gedanke. Rowan lehnte sich gegen die Scheibe und drückte ihre feucht gewordenen Handflächen auf das kühle Glas.
Sie trat die Flucht nach vorn an. “Na schön, ich habe versucht, ein bisschen herumzuspionieren.” Sie funktionierte nie besonders gut unter Stress. Und dass sie den Impuls bekämpfen musste, dieses nette kleine Grübchen in seinem Kinn zu berühren, das bedeutete einen ziemlichen Stress für sie. “Jemand ist gerade neu eingezogen, und irgendwie spielen sich seitdem merkwürdige Dinge da drinnen ab … komische Geräusche und …”
Überrascht hob er die Brauen. “Und deshalb schleichen Sie sich lieber heimlich an, anstatt einfach anzuklopfen und Guten Tag zu sagen?”
“Okay, es hört sich ziemlich bescheuert an, aber ich habe meine Gründe. Außerdem, man kann ja nie wissen, wer oder was da drinnen ist. Ich meine …”
“Es könnten irgendwelche Gespenster sein? Oder Außerirdische?”
“Man kann nie wissen.”
Er versuchte nicht einmal, sein Lachen zu unterdrücken. “Jetzt weiß ich, woher Ihre Kinder das haben?”
“Was haben?” Was für eine Unverschämtheit! So verrückt war ihr Verhalten nun auch wieder nicht, und was ihre Kinder betraf, hatte nur sie als Mutter das Recht, festzustellen, dass diese manchmal keine Engel waren.
“Na ja, sie haben Courage. Das gefällt mir – zumindest bei Erwachsenen.”
Rowan spürte richtig, wie ihr warm ums Herz wurde, und das machte ihr Angst.
Er wies mit dem Kopf in Richtung Straße. “Hätten Sie Zeit für einen richtigen Schaufensterbummel? Oder für eine Tasse Kaffee?”
Heimlich wiederholte Rowan ihr neues Mantra: Männerpause, Männerpause.
“Ich kann nicht”, sagte sie und holte den Schlüssel aus der Tasche. “Ich muss gleich meinen Laden aufmachen.”
“Dann vielleicht ein andermal, kleine Detektivin.” Er wandte sich um und schlenderte davon. Rowan betrachtete seine breiten Schultern, seinen festen Po, seine Art zu gehen. Sie mochte seine Art zu gehen.
Aus einem plötzlichen Impuls heraus drehte sie sich um und streckte J. Albreights zugeklebten Scheiben die Zunge heraus. Ziemlich kindisch, aber egal. “Von dem Mann könntest du dir ‘ne Scheibe abschneiden, mein Lieber.”
Jake war so gut gelaunt wie schon lange nicht mehr, als er von der Hauptstraße in die Vierte Straße einbog. Er überquerte die Bahngleise und winkte dem Alten zu, der stets auf der Bank neben der Kreuzung saß. Vielleicht war es ein Obdachloser, vielleicht ein Millionär – man konnte nie wissen. Das war das Wundervolle an dieser Stadt – man konnte nie wissen.
Aber eines wusste er genau: Die freche Rowan mit den dunklen Locken hatte an ihm Gefallen gefunden. Er konnte nicht verstehen, dass es wissenschaftliche Studien darüber gab, ob man den Blick eines Menschen spüren konnte oder nicht. Er hatte ihren Blick bis zur nächsten Straßenecke gespürt. Und es war ein gutes Gefühl gewesen.
Die erneute Begegnung mit ihr hatte ihn auf eine unglaubliche Idee gebracht. Vielleicht könnte ja Jake Albreight mitsamt seinem dicken Scheckbuch und all den Unwägbarkeiten, die sein Reichtum mit sich brachte, anonym bleiben. Er könnte einfach der Mann bleiben, der ihr auf der Straße begegnet war, und als solcher könnte er ein “zufälliges” Wiedersehen mit seiner attraktiven Nachbarin arrangieren. Davon könnten sie beide nur profitieren.
Zwei Kinder großziehen zu müssen war sicher kein Zuckerschlecken. Wenn man bedachte, wie viel
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