Tiffany Lieben & Lachen Band 0013 (German Edition)
wenn es sich um eine Frau handelte, die er insgeheim bewunderte. Er neigte dazu, immer im falschen Augenblick das Falsche zu sagen.
Nur noch zehn Tage. Danach würde er Kylie nie wiedersehen. Der Gedanke erfüllte ihn mit einem tiefen Gefühl der Leere. Selbst Chef der “Kane Corporation” zu sein würde dieses Gefühl nicht beseitigen können.
Aber weshalb sollte er Kylie eigentlich nicht wiedersehen? Sie wohnten beide in Pittsburgh. Sie konnten zusammen mittagessen gehen. Oder sich abends treffen. Sobald er die Zügel der Firma fest in der Hand hielte, hätte er mehr Zeit für sein Privatleben. Obwohl er sich natürlich bewusst war, dass die Führung eines so großen Unternehmens wenig Raum für Freizeit ließ. Außerdem gab es bei einem Wechsel in der Chefetage immer noch zusätzliche Probleme.
Darüber hinaus musste er Kylie erklären, weshalb ein Gigolo plötzlich Eigentümer eines mehrere Millionen Dollar schweren Unternehmens sein konnte. Das hieß, er musste ihr gestehen, dass er sie von Anfang an belogen hatte.
Sie jedoch hatte klargemacht, was sie von Männern hielt, die immer nur ihre eigenen Interessen verfolgten.
Kylie starrte ihn an. “Was ist los?”
“Nichts. Wieso?”
“Du wirkst mit einem Mal so seltsam.”
Ein Klirren verhinderte seine Antwort. Beide rannten ins Wohnzimmer. Kylie deutete auf eine geschlossene Tür. “Ich glaube, das Geräusch kam von dort.”
Dexter schob sie hinter sich. “Ich gehe zuerst.”
Sie widersprach nicht, fasste Dexter jedoch am Arm, während er langsam die Türklinke drückte. Als er die Tür öffnete, sahen sie einen Mann, der an einen Stuhl gefesselt war. Sein Mund war mit Pflaster zugeklebt, sodass er nicht schreien konnte. Seine Hände waren auf den Rücken gebunden, seine Beine an den Stuhl. Um ihn herum hatte jemand Glasscherben verstreut.
“Evan!”, rief Kylie entsetzt und wollte zu ihrem Bruder eilen, doch Dexter hielt sie fest. “Warte”, befahl er. “Überall liegen Glassplitter.”
Evan schaute erleichtert zu ihnen auf.
“Geht es dir gut?”, fragte Kylie hastig.
Ihr Bruder nickte und sagte etwas, das jedoch durch das Heftpflaster auf seinem Mund nur ein unverständliches Murmeln war.
Dexter nahm einen dicken Webteppich, der auf dem Fußboden lag, und warf ihn auf die Glassplitter. Kylie war sofort bei ihrem Bruder.
“Es tut weh”, warnte sie ihn, als sie begann, das Pflaster abzulösen.
“Mach es in einem Ruck”, empfahl Dexter.
Sie holte tief Atem und riss das Pflaster ab.
“Au!”, rief Evan.
“Tut mir leid”, murmelte Kylie und machte sich daran, seine Hände zu befreien.
“Schon gut”, versicherte Evan. “Jedenfalls hat es nicht so wehgetan wie damals, als du mir die Bowlingkugel auf den Fuß geworfen hast.”
Dexter holte ein Taschenmesser aus seiner Jeanstasche und durchschnitt Evans Fußfesseln.
“Wie fühlst du dich?”, fragte Kylie besorgt.
“Dämlich”, antwortete Evan und rieb sich die roten Stellen in seinem Gesicht.
“Was ist passiert?”, wollte Dexter wissen.
Evan sah ihn an. “Wer sind Sie?”
“Dexter Kane.” Er reichte ihm die Hand. “Auch bekannt als Harry Hanover.”
Evan stand mit wackligen Beinen auf. Er hatte ebenso dunkles Haar wie Kylie und auch braune Augen. Die Stupsnase lag offenbar ebenfalls in der Familie. Allerdings war er für einen Mann seiner Größe unnatürlich dünn. Wahrscheinlich das Resultat seiner langen Krankheit. “Sie sind also der Mann, mit dem meine Schwester eine Affäre hat.”
Sein Händedruck war fest, obwohl seine Statur so schmächtig war.
“Das war doch nur ein PR-Gag”, mischte sich Kylie ein und strich ihrem Bruder liebevoll eine Locke aus der Stirn.
Dexter sah zu und fragte sich, ob sie wirklich so empfand. Für ihn war die Sache mit Kylie längst mehr als eine Werbemaßnahme. Vor allem seit der letzten erotischen Begegnung in seinem Hotelzimmer. Was wäre geschehen, wenn sie ihn nicht mit ‘Harry’ angeredet hätte? Würde Kylie dann immer noch so nonchalant über ihre Beziehung zu ihm reden?
“Nur ein PR-Gag”, wiederholte Evan und sah vielsagend von Kylie zu Dexter. Sein Tonfall machte deutlich, dass er ihnen nicht glaubte. “Ganz bestimmt.”
Kylie errötete. “Hör zu, darüber können wir später reden. Ich möchte viel lieber wissen, was dir zugestoßen ist. Wo ist Harry? Geht es ihm gut?”
Evan schnaubte verächtlich. “Harry ist über alle Berge. Er war derjenige, der mich gefesselt hat.”
Kylie blinzelte verblüfft.
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