Tiffany Lieben & Lachen Band 0013 (German Edition)

Konkurrenz ausspioniere?”
    Cooper beugte sich mit ernster Miene vor. “Wir wollen, dass Sie uns den Seductress bringen.”
    “Wen?”
    “Seductress ist keine Person, sondern ein BH. Verführerisch, wie der Name schon sagt. ‘Ladybug Lingerie’ plant eine Marketing-Kampagne für den Seductress-BH während des Weihnachtsgeschäfts. Was wir bisher rauskriegen konnten, hat uns überzeugt, dass der BH das heißeste Teil im Markt werden könnte. Aber wir wissen nicht genug darüber, um ein Konkurrenzprodukt zu entwerfen.”
    “Ich soll diesen BH stehlen?”
    “Ach, das ist so ein hässliches Wort. Wir tun keinesfalls etwas Illegales. Doch wenn Sie Mitarbeiterin bei ‘Ladybug Lingerie’ werden und einen Prototyp des neuen BHs ergattern können, dann gibt es keinen Grund, weshalb Sie das Ding nicht bei unseren Designern vorbeibringen sollten. Alles im Namen der Marktforschung natürlich.”
    “Ist das ein Witz?”, fragte Sam. In seinem Kopf wirbelten die Gedanken.
    Howard war ein bisschen beleidigt. “Ich versichere Ihnen, dass die Marktführerschaft, die unsere Firma behalten will, kein Witz ist.”
    “Was Sie mir bisher allerdings noch nicht erklärt haben, ist, weshalb ich einen BH tragen muss.”
    “Weil die Eigentümerin von ‘Ladybug Lingerie’ nur Frauen einstellt. Dafür gibt es zwei Gründe. Der eine ist, dass sie erst kürzlich angefangen haben, Läden zu eröffnen. Das Hauptgeschäft läuft über Hausbesuche bei potenziellen Kundinnen. Ein Mann, der mit einem Koffer voller Reizwäsche an der Haustür braver Ehefrauen klingelt, würde vermutlich einige Probleme schaffen.”
    “Und der zweite Grund?”
    “‘Ladybug Lingerie’ stellt sich selbst als fortschrittliches Unternehmen dar, das Frauen, die auf dem Arbeitsmarkt wenig Chancen hätten, einen Job verschafft. Zum Beispiel Witwen oder frisch geschiedenen Frauen, die eine schwierige Zeit hinter sich haben und wieder ins Berufsleben zurückkehren möchten. Auf diese Weise hat die Gründerin vor zwanzig Jahren selbst angefangen. Ihr Mann hatte sie verlassen. Um sich zu ernähren, fing sie an, Nachthemden und Pyjamas zu nähen und zu verkaufen. Bald machte sie Gewinn. Heute möchte sie Frauen, die einen Neustart wagen wollen, dieselbe Chance bieten.”
    “Faszinierend”, meinte Sam trocken. “Ich mache den Job nicht.”
    Cooper seufzte. “Wie Sie möchten, Mr Kane. Allerdings hat mich Ihr Großvater gebeten, Ihnen eine Nachricht zu übermitteln. Falls Sie den Job ablehnen, sind Sie raus aus dem Spiel. Was das auch immer bedeuten mag.”
    “Sind Sie sicher, dass mein Großvater darüber Bescheid weiß, dass ich eine Frau mimen muss?”, fragte Sam grimmig.
    “Es war seine Idee. In dem Memo, das er mir geschickt hat, erwähnte er, dass Sie auf der Schule in einigen Theaterstücken mitgespielt haben.” Cooper nahm eine Akte vom Schreibtisch. “Sieht so aus, als ob Sie ziemlich erfolgreich darin gewesen wären, eine Frau namens Philomena Gallagher zu verkörpern.”
    “Sie kennen die Story mit Mrs Gallagher?”, murmelte Sam und fragte sich, was der Mann sonst noch alles über ihn wusste. Mrs Philomena Gallagher war seine Englischlehrerin an der Jefferson High School gewesen. Streng, gerecht und unnachgiebig auf Leistung pochend, jagte sie den meisten Schülern Angst ein.
    Sam dagegen hatte das Talent, sie gekonnt nachzuahmen. Es gelang ihm perfekt, ihre langsame, hoheitsvolle Sprechweise zu imitieren. Einmal hatte er sogar im schuleigenen Radiosender ihren Unterricht persifliert. Allerdings war ihm nicht klar gewesen, dass sein Großvater davon wusste. Im Übrigen war Sam mitten in diesem Schuljahr abgegangen.
    “Ich hoffe, dass Sie es sich noch mal überlegen”, sagte Cooper und legte die Akte zurück. “Wir haben bereits eine Menge Geld in dieses Projekt investiert. Eine Visagistin und eine Modeberaterin werden Ihnen zur Seite stehen. Darüber hinaus gibt es Echthaarperücken, professionelle Schminkprodukte und eine komplette Garderobe für Sie.”
    Sam ließ sich auf seinem Stuhl zurücksinken und dachte darüber nach, ob sein Großvater vielleicht tatsächlich verrückt geworden war. Weshalb glaubte er, sein Enkel könnte dadurch, dass er in die Rolle einer Frau schlüpfte, beweisen, dass er in der Lage wäre, einen Konzern zu leiten? Sam brachte keinen Sinn hinein. Das ganze Spiel machte für ihn keinen Sinn. Daher hieß es, entweder mitzuspielen oder Dexter die Firma zu überlassen.
    “Ich übernehme den Job”, entschied Sam