Tiffany Lieben & Lachen Band 0013 (German Edition)
für ihre Großzügigkeit. Des Öfteren lud sie ihre Angestellten zu ausgedehnten Mittagessen ein. Und sie war sich nicht zu schade, Doggybags mitzubringen, um das, was übrig blieb, einzusammeln. Der Inhalt dieser “Restetüten” konnte Lauren bei sorgfältiger Planung nahezu eine Woche ernähren. Sie fragte sich, ob es peinlich wäre, hier im Café darum zu bitten, ihr die Reste einzupacken.
Mrs Chavez blickte lächelnd auf, als Lauren an den Tisch trat. Feine Fältchen überzogen ihr ganzes Gesicht. Sie hatte ihr graues Haar zu einem hohen Knoten aufgesteckt. Am Revers ihres schwarzen Blazers prangte eine große Diamantbrosche in Gestalt eines Marienkäfers. “Hallo, Lauren. Ich freue mich, dass Sie kommen konnten.”
“Ich danke Ihnen für die Einladung”, erwiderte Lauren und setzte sich ihrer Chefin gegenüber. Ihr Blick fiel auf das Körbchen mit frisch gebackenen Brötchen, das mitten auf dem Tisch stand. Duftende, knusprige Brötchen. Ihr Magen knurrte vernehmlich.
Mrs Chavez schien es zu überhören. “Ich bin am Verhungern. Sollen wir gleich bestellen?”
“Das Spezialmenü, das wir heute anbieten, besteht aus pfannengeschmortem Hühnchen, Kartoffelbrei, Krautsalat und gebratenen Bohnen”, informierte die Kellnerin.
“Hört sich lecker an”, meinte Lauren und strich sich eine vorwitzige Locke hinters Ohr.
“Wir nehmen zwei Menüs”, sagte Mrs Chavez. “Dazu eine Karaffe Eistee mit Johannisbeergeschmack.”
Die junge Frau nickte. “Ich gebe Ihre Bestellung an die Kellnerin weiter.”
“Nehmen Sie doch ein Brötchen”, forderte Mrs Chavez Lauren auf und offerierte ihr das Körbchen. “Ich mag dieses Restaurant sehr. Der Koch lässt sich allerdings immer ziemlich viel Zeit. Es könnte also eine Weile dauern, bis unser Essen kommt.”
“Danke”, erwiderte Lauren, nahm ein Brötchen und brach ein Stück ab. Es schmeckte köstlich. Rasch nahm sie sich noch ein größeres Stück, doch dann befahl sie sich, nicht zu hastig zu essen.
Mrs Chavez griff ebenfalls zu, brach das Brötchen auseinander und bestrich es dick mit Butter. “Ich habe Sie heute hierhergebeten, weil ich zwei Dinge mit Ihnen besprechen möchte. Zum einen Ihre Beförderung.”
Lauren erstarrte mitten in der Bewegung. “Beförderung?”
Mrs Chavez nickte. “Sie sind zwar erst etwas länger als ein Jahr bei uns, aber Ihr Umsatz ist erstaunlich. Ich finde, es ist an der Zeit, dass Sie mehr Verantwortung übernehmen und Mentorin werden.”
Lauren verschlug es die Sprache. Doch sie wusste, dass es unhöflich gewesen wäre, einfach zu schweigen. “Danke, dass Sie mir diese Chance geben wollen, Mrs Chavez. Ich verspreche, dass ich Sie nicht enttäuschen werde.”
“Sie verstehen sicher, dass es eine Probezeit geben wird. Jede neue Mentorin muss zunächst eine Anfängerin erfolgreich durch das siebenwöchige Trainingsprogramm schleusen. Manche unserer Mitarbeiterinnen bei ‘Ladybug’ sind zwar hervorragende Verkäuferinnen, doch sie eignen sich nicht als Lehrerinnen.”
Lauren nickte und hoffte sehr, dass das nicht auf sie zutraf, denn sie studierte schließlich, um Lehrerin zu werden.
“Die Gehaltserhöhung wird daher erst wirksam, nachdem Sie Ihre Aufgabe erfüllt und eine neue Mitarbeiterin bei ‘Ladybug Lingerie’ erfolgreich geschult haben.”
Lauren legte das halbe Brötchen zurück auf den Teller. “Darf ich fragen, um welchen Betrag es sich bei der Gehaltserhöhung handeln würde?”
Mrs Chavez kritzelte eine Zahl auf ihre Papierserviette und schob sie hinüber zu Lauren. “Ich hoffe, Sie wären damit zufrieden.”
Lauren starrte verblüfft auf die Zahl. “Mehr als zufrieden.”
“Gut.” Mrs Chavez leckte die Krümel von ihren Fingern. “Mentorin zu werden beinhaltet übrigens noch etwas, unabhängig von der Gehaltserhöhung. Und ich finde, darauf sollten Sie nicht warten müssen.”
Lauren sah mit ungläubigem Staunen, wie die Ältere einen Autoschlüssel aus ihrer Handtasche holte.
Mrs Chavez lächelte. “Ihr neuer VW-Käfer wartet draußen auf dem Parkplatz.”
Lauren wurde die Kehle eng, als sie die Schlüssel entgegennahm. Die Gehaltserhöhung würde sie endlich von den gröbsten Sorgen befreien. Sie könnte ihre Miete bezahlen. Kleidung kaufen. Ab und zu ein Schnellrestaurant besuchen. Das Beste war jedoch, dass der neue VW-Käfer ihr ermöglichte, den alten, schrottreifen Wagen, den sie fuhr, endlich dorthin zu befördern, wohin er gehörte. “Ich weiß nicht, was ich sagen
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