TIFFANY LIEBEN & LACHEN SONDERBAND Band 01 - CHERYL ANNE PORTER, JOANN ROSS
ausgelassene Menschen um sich versammeln könne, hatte Nana sich redegewandt bedankt.
Gemessen an der fröhlichen Stimmung, die herrschte, musste Julie zugeben, dass sie die einzige Person war, die an diesem Abend nicht strahlte. Deshalb hatte sie es auch vorgezogen, alleine zu sein, als die Band eine Pause machte. Nachdem sie mit jedem anwesenden Mann mindestens einmal getanzt hatte, saß sie nun in einer Ecke des hell erleuchteten und mit bunten Bändern dekorierten Ballsaals des Countryclubs. Sie hatte ihre Schuhe ausgezogen und einen Teller mit Essen auf den Knien und zerfloss vor Selbstmitleid.
Mit einem leisen Seufzer schwang sie die Beine auf den nächsten Stuhl. Die lärmende, schwatzende und lachende Menge ihrer Verwandten, von denen sie die meisten nicht erkannt hätte, wenn sie ihnen auf der Straße begegnet wäre, drückte sie noch mehr nieder. Warum waren alle anderen nur so schrecklich glücklich?
Nein, das war unfair. Außerdem freute sie sich wirklich sehr, ihren Bruder, ihre Schwester und deren Familien wiederzusehen. Trotzdem verblasste jeder und alles angesichts ihrer Niedergeschlagenheit, seit sie erfahren hatte, dass irgend so eine Caroline Aaron De Angelos neue Mom werden würde.
Am schlimmsten daran war, dass sie noch nicht einmal einen vernünftigen Grund hatte, sich darüber aufzuregen. Sie schniefte undamenhaft. Keinen vernünftigen Grund zu haben, bedeutete noch lange nicht, deswegen nicht trotzdem tieftraurig zu sein.
Julie betrachtete den Teller auf ihren Knien und gab den Versuch auf, irgendetwas davon zu essen. Unwillig beugte sie sich gerade so weit nach vorn, um den Teller auf den Boden stellen zu können. Dann schob sie die Lippen zu einem regelrechten Schmollmund vor und verschränkte die Arme unter der Brust. Ihr war, verflixt noch mal, nicht danach, gesellig zu sein. Sie verspürte eher den Wunsch, sich zu betrinken und Streit mit irgendwelchen großen, stämmigen Motorradrockern anzufangen. Eine Weile gab sie sich dieser Vorstellung hin und sah sich herausfordernd um. Doch da weit und breit kein Rowdy in Sicht war, blickte sie nieder auf ihren Schoß.
Na, großartig! Das ganze Kleid war voller Krümel. Eifrig machte sie sich daran, sie von dem kurzen Rock ihres schwarzweißen Cocktailkleides zu wischen. Dabei stellte sie verärgert fest, dass das eine gar kein Krümel war. Nein, jetzt hatte sie es doch tatsächlich geschafft, einen Senfklecks in das symmetrische Muster ihres Rockes zu schmieren. Sie betrachtete die gelbe Katastrophe und verzog das Gesicht. Typisch. So was konnte auch nur ihr passieren.
Aber vielleicht würde ja etwas Sodawasser helfen, den Fleck zu entfernen. Sie sah auf. Keine Chance. Die Bar befand sich auf der anderen Seite des überfüllten Ballsaals. Die Vorstellung, ihrer Mutter zu begegnen, die dann emsig versuchen würde, den Fleck mit einem alten Taschentuch aus ihrer Handtasche und Spucke zu entfernen, veranlasste sie, sitzen zu bleiben. Und was sollte sie stattdessen tun? Ihr fiel ein, dass es zu den Damentoiletten nicht so weit war. Sie bräuchte bloß um die Ecke zu gehen. Mit kaltem Wasser und einem Papierhandtuch sollte sie in der Lage sein, einen Wasserfleck zu erzeugen, der groß genug war, um von dem Senffleck abzulenken.
Missmutig schwang sie die Füße vom Stuhl und sah sich um. Niemand im Saal schenkte ihr die geringste Beachtung. Gut. Sie würde ihre Schuhe einfach stehen lassen und sich um die Ecke schleichen. Sie raffte ihren weit ausgestellten Rock zusammen und lief rasch bis zu der nahe gelegenen Toilettentür, stieß sie mit dem Po auf und drehte sich drinnen um.
Mike und Aaron De Angelo standen Seite an Seite vor der gefliesten Wand und – erledigten ein Geschäft.
Verblüfft holte Julie erst einmal tief Atem, bevor sie „Mike!“, rief.
Er spähte über die Schulter und erstarrte. „Julie!“
Aaron erwies sich als gesprächiger. „Sieh mal! Da ist das Mädchen der Grandma. Sie ist im Pipiraum für kleine Jungs!“
„Mike, was machen Sie denn hier?“, fragte Julie mit belegter Stimme.
Demonstrativ blickte er sich um, bevor er, jedes einzelne Wort betonend, antwortete: „Sie wollen wissen, was ich hier, in der Herrentoilette, mache?“
„Die Herrentoilette?“ Julie schoss das Blut in die Wangen, und rasch sah sie sich noch einmal um. Die Umgebung wirkte total fremd. Sie befand sich tatsächlich in der Herrentoilette. Peinlich, Peinlich.
Zwei männliche Wesen musterten sie neugierig, und Julie überlegte, dass
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