TIFFANY LIEBEN & LACHEN SONDERBAND Band 01 - CHERYL ANNE PORTER, JOANN ROSS
anscheinend sehr viel wichtiger, als sie es von Russland her gewohnt war. Als sie noch klein gewesen war, hatte ihre Mutter mehrere Stunden am Tag irgendwo Schlange gestanden, um lebenswichtige Nahrungsmittel oder Kleidung zu bekommen. Da blieb keine Zeit mehr, um Blumen für Duft-Potpourris zu trocknen oder Wände mit Zierleisten zu versehen. In solchen Dingen kannte Sasha sich folglich überhaupt nicht aus.
„Wenn man das alles können muss, um eine gute amerikanische Ehefrau zu sein“, verkündete sie der noch immer skeptischen Glory, „dann werde ich das alles lernen.“ Und da sie nie etwas nur halb erledigte, schwor sich Sasha, dass sie bald die perfekteste Ehefrau in ganz Amerika sein würde.
Obwohl Sashas Brautregen verspätet stattfand und ihre einzigen Gäste Mitchs Mutter, seine Schwester sowie Glory waren, die extra den Diner schloss, fand sie es wundervoll.
Die vier Frauen unterhielten sich angeregt, meistens natürlich über Männer. Und je später es wurde und je mehr Champagner floss, desto intimer wurden die Gespräche und desto schlüpfriger die Witze, sodass Sasha sich schließlich vorkam wie die letzte vierundzwanzigjährige Jungfrau der ganzen Welt.
„Bist du sicher, dass es das Richtige war?“, fragte sie Margaret zum x-ten Male. „Dass Meredith meine Geschichte im Fernsehen bringt?“
„Schaden kann es nicht“, versicherte Margaret. „Und wer weiß, vielleicht sieht es ja tatsächlich jemand, der deinen Vater kennt.“
Da ihre Suche bisher keinen Erfolg gebracht hatte, wagte Sasha kaum zu hoffen. „Ich hätte doch lieber Mitch fragen sollen.“ Seit Meredith und ihr Kameramann nach dem Interview gegangen waren, wurde Sasha von Zweifeln geplagt.
„Ich weiß ja nicht, wie das in Russland ist“, meinte Katie dazu, „aber hier in Amerika muss eine Frau ihren Mann nicht wegen allem um Erlaubnis fragen.“
Mitchs Schwester hatte Sasha von Anfang an gefallen. Zum einen lag das an ihrer auffallenden Ähnlichkeit mit ihrem Bruder, zum anderen aber an ihrer warmherzigen und offenen Art. Und Sashas Problem schien sie ernsthaft zu interessieren.
„Na ja, da hast du sicher recht“, gab sie zurück. „Aber wir sind ja eigentlich …“ Sie brach ab, als sie merkte, dass sie beinahe den Status ihrer Ehe verraten hätte.
„Du meinst, dass eure Ehe eigentlich nur eine Scheinehe ist?“, fragte Margaret nach, während sie ein Stück von der dreistöckigen Hochzeitstorte abschnitt, die ihrer Meinung nach ebenfalls zu einer richtigen Hochzeit gehört hätte.
Sasha spürte, wie ihr das Blut aus den Wangen wich. „Ihr wisst davon?“
„Es war nicht allzu schwer, sich das auszumalen“, sagte Katie. „Mein Bruder hatte seit seinem fünfzehnten Lebensjahr keine einzige ernsthafte Beziehung. Und plötzlich reißt er aus und heiratet in aller Heimlichkeit eine Frau, die rein zufällig vor dem Problem der Ausweisung steht. Sollten wir da etwa nicht skeptisch sein?“
„So ähnlich hat Mr. Potter es auch ausgedrückt“, meinte Sasha zerknirscht. „Ihr müsst mich für einen schrecklichen Menschen halten, dass ich bei solch einem Betrug mitmache.“
„Wir halten dich keineswegs für einen schrecklichen Menschen!“, versicherte Margaret.
„Aber das liegt vielleicht daran, dass wir etwas wissen, was Mr. Potter nicht weiß“, fügte Katie hinzu.
„Und das wäre?“
„Dass Mitch in dich verliebt ist, natürlich“, erwiderte Margaret lächelnd.
Wenn das nur wahr wäre! Sasha seufzte. „Ich fürchte, dass ihr euch da gewaltig irrt.“
„Nicht, wenn man Jake reden hört“, entgegnete Katie und erhob sich von der Couch, als das Baby im Nebenzimmer zu weinen begann. „Er sagt, er hätte Mitch noch nie so zerstreut gesehen wie jetzt, seit ihr aus Laughlin zurückgekommen seid.“
Sasha war überrascht. Und erfreut. „Mitch ist wegen mir zerstreut?“, fragte sie nach, als Katie mit Mitchs zwei Monate alter Nichte Megan zurückkam.
„Ich glaube, seine exakten Worte waren ‚besorgt und verwirrt‘.“ Katie lächelte ihr zu, während sie ihre Bluse öffnete und ihre Tochter an die Brust legte. Sasha beobachtete, wie die Kleine zu nuckeln begann, und verspürte unerwartet mütterliche Gefühle.
„So ungefähr fühle ich mich auch, wenn ich an Mitch denke.“
„Na, siehst du?“ Margaret verteilte eine Runde Kuchen. „Ihr seid eben füreinander geschaffen. Denn das kannst du mir glauben, Sasha: Mein Sohn hat bisher noch keine Frau so weit an sich herangelassen, dass er
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