TIFFANY LIEBEN & LACHEN SONDERBAND Band 01 - CHERYL ANNE PORTER, JOANN ROSS
eher nehmen, bis du sie gesehen hättest. Du hast sie dann selbst gefunden, bevor ich dir davon erzählen konnte, und der Rest …“ Colin seufzte. „Den Rest kannst du dem bizarren Humor meines Vaters zuschreiben.“
„Ich freue mich, dass ich ein bisschen Frohsinn in sein ödes Dasein bringe.“
„Und in meins?“
„Ich weiß, dass du mich heute nicht dabeihaben willst“, entgegnete sie trotzig. „Und deshalb sollst du wissen, dass ich nichts damit zu tun habe. Deine Mutter hat die Einladung ausgesprochen, und Bev hat für mich zugesagt.“
„Ich habe es mir anders überlegt. Jetzt bin ich froh, dass du mitkommst“, erwiderte Colin und legte seine Hand auf ihre.
Ihr Puls beschleunigte sich. Colins sanfte Berührung war irgendwie noch sinnlicher, als es sein plötzlicher Kuss gewesen war. Der Konflikt zwischen Feindseligkeit und Verlangen war nicht mehr vorhanden. Reine Zuneigung lag jetzt in seiner Geste, und sie entspannte sich. Aber mit dieser Entspannung stellte sich noch ein anderes Gefühl ein – ein sehnsüchtiges Pochen, das mehr als bloße Zuneigung bedeutete. Unwillkürlich spreizte sie die Finger und verschränkte sie mit seinen.
„Ich beklage mich auch nicht mehr“, sagte sie, aber ihren Worten mangelte es an der gewohnten Unbekümmertheit.
„Ich möchte dir etwas zeigen, wenn wir in West Latham sind.“ Auch Colins Stimme klang rauer als gewöhnlich. „Es wird nicht lange dauern.“
Dreißig Minuten später stand sie vor der neuen Kamineinfassung, die bereits fertig installiert war. Das polierte Ahornholz schimmerte warm vor den strahlend weißen, neu verputzten Wänden, und von der Zimmerdecke lächelten perfekte kleine Putten auf sie herab. Colin musste die halbe Nacht gearbeitet haben, um die Einfassung zu installieren.
„Wunderschön“, sagte sie und schämte sich fast ein wenig. „Das habe ich eigentlich nicht verdient, so wie ich mich benommen habe.“
„Und ohne Lieferkosten.“
Sie warf ihm einen schiefen Blick zu. „Nun, das ist ja eigentlich nur korrekt.“
„Du brauchst auch die Kamineinfassung nicht zu zahlen. Dad möchte sie dir schenken. Als seinen Beitrag zur Geschichte sozusagen.“
Er reichte ihr ein Kuvert, das ihren Scheck enthielt. Sie wollte protestieren, überlegte es sich aber anders und trat stattdessen einen Schritt auf Colin zu, die Lippen leicht geöffnet. Er atmete schneller und breitete die Arme aus.
„Ich weiß nicht, was ich sagen soll“, flüsterte sie.
Sein Blick glitt zur Eingangstür, sein Gesichtausdruck erfuhr eine Veränderung; und er seufzte und ließ die Arme sinken. „Sag ‚Hallo, Mrs. Blalock‘“, schlug er vor.
„Sunny! Guten Morgen!“, rief seine Mutter und kam in die Halle. „Ist der Kamin nicht wunderschön? Colin hat die halbe Nacht daran gearbeitet. Kommt, ihr zwei. Wir wollen doch nicht die Parade verpassen, oder?“
Der vierte Juli hatte in gewisser Weise für Sunny mit einem Trommelwirbel begonnen.
„Wie viele von euch gibt es denn noch?“, fragte Sunny eine Stunde später.
„Wir haben fast alle Blalocks abgeholt, die mitfahren zur Parade“, antwortete Colin, während ein blauer Kleinbus sich vor ihm in den Verkehr einreihte.„Das hier ist Woodstock, und dieser Bus dort gehört meinem Cousin. Damit bleibt uns nur noch Tante Joan in Barnard.“
„Verglichen mit den Lathams“, sagte Sunny und deutete auf die wachsende Karawane aus Kombis und Kleinbussen, „sind die Blalocks ja richtige Zigeuner.“
„Ja, das stimmt“, gab Colin lachend zu. „Sind es dir zu viele?“
„Hier bei dir im Wagen fühle ich mich ziemlich sicher. Wenn wir allerdings aussteigen … Aber warum sollten wir überhaupt zu der Parade fahren? Wir sind schon eine. Und du …“, sie klopfte auf das glänzende Armaturenbrett der Corvette, „gewinnst den Preis für Klassiker.“
Colin wirkte überrascht. „Ich habe ihn nie als Klassiker betrachtet. Es ist bloß mein Wagen. Und das war er schon immer.“
„Du hattest nur einen Wagen?“ Sunny war verblüfft. Dexter verbrauchte Autos wie andere Leute Pappteller.
„Er war der Midlife-Crisis-Wagen meines Vaters. Dann war er Martin juniors erstes Auto, und als er aufs College ging, bekam ich ihn.“
„Ich kann mir bei deinem Vater wirklich keine Midlife-Crisis vorstellen. Was waren seine … Symptome, falls die Frage nicht zu indiskret ist?“
„Er wollte das Geschäft nach Bennington verlegen.“
„Nicht zu fassen!“, rief sie. „Ganze dreißig Meilen weiter? Das
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