TIFFANY LIEBEN & LACHEN SONDERBAND Band 02 - JULIE KISTLER, SANDRA CHASTAIN, SANDRA PAUL
Sie hatte ihn bei sich aufgenommen und ihn auf die Highschool zurückgeschickt, damit er seinen Abschluss machte. Und später dann aufs College. Sie war immer für ihn da gewesen, aber sie war nicht seine Mutter. Seine Mutter war gestorben, als er erst fünf gewesen war.
„Und warum hast du nicht geschlafen?“, fragte Lottie, obwohl ihr Ton besagte, dass sie es schon wusste. „Versuch nicht, mir etwas vorzumachen. Diese Rothaarige hat dich ganz schön verrückt gemacht. Es ist, weil sie dich abgewiesen hat, nicht wahr? Und jetzt machst du Jagd auf sie wie ein wildgewordener Stier auf seine Kuh.“
„Lottie, ich hoffe, du hast gestern Abend nicht so mit ihr geredet.“
„Natürlich nicht, mein Junge. Ich habe mich sehr gewählt ausgedrückt, genau wie all die anderen feinen Damen in dem Publikum. Ich habe dich gelehrt zu tanzen, und du hast mir Benehmen beigebracht. Aber du weißt so gut wie ich, dass ein Tänzer mehr Spaß hat als ein biederer Geschäftsmann.“
Ryan seufzte. Nach seinen wilden Träumen war er den Rest der Nacht ruhelos durchs Haus gewandert. Spaß?, dachte er. Ja. Aber Lord Sin war stets allein heimgegangen. Es hatte Jahre sorgfältiger Planung erfordert, um Ryan Malone, den respektablen Geschäftsmann, zu erschaffen – vierzehn Jahre. Er hatte einige lockere Beziehungen gehabt in dieser Zeit, aber immer Angst davor gehabt, eine Frau an sich heranzulassen. Deshalb hatte er die Affären immer beendet, bevor das geschehen konnte. Ein Doppelleben zu führen hatte seinen Preis gefordert.
Und nun hatte er eine bezaubernde Reporterin entdeckt und tat sein Bestes, um alles bisher Erreichte zu gefährden.
„Ich gehe heute Nachmittag mit ihr zu Isabella. Sie wird ihr sagen, dass sie ein gutes Wort für sie bei Lord Sin einlegen wird.“
„Glaubst du nicht, dass deine Reporterin es etwas seltsam finden wird, dass du mit zwei ehemaligen Stripteasetänzerinnen befreundet bist?“, gab Lottie zu bedenken. „Vergiss sie, Ryan.“
„Das kann ich nicht.“
„Es ist ihr Körper, den du nicht vergessen kannst“, versetzte Lottie ärgerlich. „Du hast wohl eine Midlife-Krise, obwohl du nicht mal vierzig bist.“
„Man steckt nicht gleich in einer Krise, nur wenn einem eine schöne Frau gefällt“, entgegnete er lachend. „Eigentlich macht es das Leben doch erst so richtig interessant.“
Das „Rainbow House“ war das eleganteste Altersheim, das Sunny je betreten hatte. Romantische Klänge drangen aus dem Ballsaal, und sie konnte ältere Damen und Herren miteinander tanzen sehen. Ein muskulöser junger Mann in Jeans und T-Shirt begrüßte sie freundlich am Empfang. „Hallo, Sie sind Sunny Clary, nicht? Herzlich willkommen.“
„Vielen Dank. Mein Kameramann wird jeden Augenblick erscheinen. Wir sind hier verabredet mit …“
„Ryan. Ich weiß. Er sagte, ich solle Sie gleich hineinführen. Miss Isabella tut so, als schmollte sie, weil Sie Ihre Geburtstagsparty filmen werden. Aber so ist es gar nicht. Sie schont nur ihre Kräfte für den Nachmittag.“
Sunny sah Walt hereinkommen. „Wenn sie wirklich nicht im Fernsehen erscheinen will, können wir aufs Filmen verzichten“, sagte sie zu dem jungen Mann.
„Ach was, sie freut sich schon darauf. Isabella ist ein Profi. Sie will nur nicht, dass alle Welt erfährt, wie alt sie ist. Sie hasst ihren Rollstuhl, aber sie ermüdet schnell. Kommen Sie, ich führe Sie zu Ryan und den anderen.“
Im Ballsaal, unter einem Bogen aus blutroten Rosen, entdeckte Sunny den Ehrengast der Feier. Sie trug ein Spitzenkleid im Stil der Jahrhundertwende, tailliert, mit schmalem Rock und Rüschensaum. Die Krone und das Zepter, die sie trug, vervollständigten ihre majestätische Erscheinung. Aber etwas an der Art, wie ihre Augen zwinkerten, brachte Sunny auf den Gedanken, dass sie vielleicht nicht ganz das war, was sie zu sein vorgab. Miss Isabella hätte auf die Titanic gepasst. Sie musste um die hundert Jahre alt sein.
„Miss Clary!“ Ryan Malone kam auf sie zu, und die Art, wie seine Jeans sich bei seinen langen Schritten über seinen Schenkeln spannten, erinnerte sie an ihren Traum. Er nickte Walt zu, betrachtete sie mit einem langen, amüsierten Blick und fragte dann: „Glauben Sie, das würde etwas ändern?“
„Was?“
„Ihr Aussehen zu verändern? Das Verborgene ist oft reizvoller als das, was auf den ersten Blick zu sehen ist.“
„Sie haben eine lebhafte Fantasie. Ich bin realistischer. Und was Sie sehen, ist, was Sie bekommen.“
Er zog
Weitere Kostenlose Bücher