TIFFANY LIEBEN & LACHEN SONDERBAND Band 02 - JULIE KISTLER, SANDRA CHASTAIN, SANDRA PAUL
„Soso.
Dann erzähl mir mal, was du auf dem Herzen hast.“
Sie hatte ihm noch nie erzählt, dass die Politiker, deren Machenschaften sie hatte entlarven wollen, Geschäftspartner des Mannes waren, dem die Baufirma gehört hatte, in der ihr Vater angestellt gewesen war. Obwohl ihm die Schuld dafür angelastet wurde, minderwertiges Material benutzt zu haben, um Geld zu sparen, hatte er seine Verbitterung darüber im Laufe der Jahre überwunden. Sie nie. Niemand hatte ihm geglaubt, und sie hatte sofort gewusst, dass auch ihr niemand glauben würde. Und deshalb hatte sie es sich zur Aufgabe gemacht, die Verbrecher zu entlarven. Sie hatte das College gewechselt und Journalismus studiert. Die „Martinsville Times“, so hatte sie geglaubt, sei das geeignete Forum zur Anprangerung der üblen Machenschaften. Aber ihr Chef hatte ihr einen Knebel angelegt.
Dann hatte ihr Vater beschlossen, Geistlicher zu werden, und ihr war klar geworden, dass sie ihn jetzt nicht mehr dem Medienwirbel aussetzen konnte, den das Aufrollen der alten Geschichte mit sich brächte. Aber heute hatte sie andere Sorgen.
„Ich habe jemanden kennengelernt, Dad. Jemand, mit dem ich nicht umgehen kann. Aber wahrscheinlich habe ich bloß Angst.“
„Das sieht dir gar nicht ähnlich, Sunny. Magst du ihn?“
„Ihn mögen? Ich weiß es nicht. Er mag mich … oder zumindest habe ich dein Eindruck.“
„Was ist es, was dich an ihm stört?“
„Nichts. Aber mein Instinkt sagt mir, dass es nicht mit rechten Dingen zugeht. Er sieht sehr gut aus, ist reich und großzügig. Und da interessiert er sich ausgerechnet für mich? Das ist doch komisch, oder?“
„Ich habe dir immer geraten, deinem Instinkt zu vertrauen.“ Ihr Vater schwieg einen Moment. „Weißt du was? Ich komme am Sonntag nach dem Gottesdienst nach Atlanta. Glaubst du, du könntest ihn mir vorstellen?“
„Ja“, erwiderte sie erleichtert. „Ganz bestimmt. Es wäre schön, wenn du mir sagen würdest, was du von ihm hältst.“
„Ich habe einen neuen Auftrag für Sie, Sunny“, verkündigte Ted Fields am nächsten Morgen. Einen Becher Kaffee in der Hand, ließ er sich vor dem Computer neben Sunny nieder. „Haben Sie schon einmal über ein Golfturnier berichtet?“
„Nicht im Februar. Ist es nicht zu kalt dazu?“
„Nicht für diese Männer. Ich gebe Ihnen Walt mit, um die Highlights aufzunehmen.“
„Wann?“
„Morgen früh.“
„Oh.“ Sunny runzelte die Stirn.
„Was ist? Haben Sie schon etwas anderes vor?“
„Ja, aber ich könnte den Termin auf heute vorverlegen. Kann ich gegen vier Uhr gehen?“
„Klar, Sie können gehen, wann Sie wollen.“
„Danke.“ Sunny sprang auf und ging zu ihrem Schreibtisch. Sie würde Lottie anrufen und sie bitten, sich in einem Restaurant mit ihr zum Lunch zu treffen. Aber eine Stunde später gab sie auf. Miss Lottie Lamour war nicht zu erreichen. Sie musste Ryan anrufen. Doch auch er war unter keiner der vielen Nummern, die sie von ihm hatte, anzutreffen. Seine Sekretärinnen versprachen ihr, ihn so bald wie möglich zu benachrichtigen.
Es war gegen zwei, als er sich endlich meldete. „Ich bin’s“, sagte er nur, aber Sunny hätte seine Stimme unter Tausenden erkannt.
„Glaubst du, wir könnten den Besuch bei Lottie auf heute Nachmittag verschieben? Ich bin morgen unterwegs.“
„Ich hole dich um vier Uhr ab“, versprach er.
„Hallo, Sonnenschein“, begrüßte Ryan Sunny lächelnd, als sie in seinen Wagen stieg.
Sie verzog das Gesicht. „Nenn mich nicht so. Meine Mutter nannte mich Sonnenschein.“
„Entschuldige. Ich wollte keine schlechten Erinnerungen wecken.“
„Nicht wegen meiner Mutter“, sagte Sunny. „Sie war ein Engel. Es ist bloß, weil mich seit ihr niemand mehr Sonnenschein genannt hat.“
„Was ist mit ihr? Oder möchtest du lieber nicht darüber sprechen?“
„Sie starb an einem Hirntumor, als ich zwölf Jahre alt war.“
„Das ist furchtbar“, sagte Ryan. Er wusste, wie schwer es war, die Mutter zu verlieren. Mitfühlend nahm er Sunnys Hand. Es war ein grauer, kühler Tag. Sunny trug einen hellbraunen Wollmantel, der ihr bis zu den Waden reichte, und braune Lederhandschuhe. Schlichte braune Pumps und eine blickdichte Strumpfhose war alles, was er von ihren Beinen sehen konnte. Das Einzige, was ihr nüchternes Erscheinungsbild ein wenig auflockerte, war ihr gelber Seidenschal.
„Wo wohnt Miss Lamour?“, fragte sie.
„In Vinings. In einem der wenigen Häuser, die den Bürgerkrieg
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