TIFFANY LIEBEN & LACHEN SONDERBAND Band 02 - JULIE KISTLER, SANDRA CHASTAIN, SANDRA PAUL
ja schon, dass mein Vater Buchhalter war. Er kam ins Gefängnis wegen gefälschter Bilanzen und Annahme von Bestechungsgeldern – was er beides nie getan hatte. Er schwor, nie wieder etwas mit Geld zu tun haben zu wollen.“
„Er konnte also nicht mit Geld umgehen“, bemerkte Lottie und lachte. „Und jetzt hat er einen Beruf gefunden, wo er das bestimmt nicht braucht, nicht wahr? Was wurde aus den wahren Schuldigen?“
„Einige von ihnen leben noch, aber sein Chef ertrank bei einem Bootsunfall, während mein Vater noch im Gefängnis saß.“
„Dann hat der liebe Gott die Sache gut geregelt, nicht? Was machst du da drinnen, Ryan? Ich höre gar nichts.“
„Ich suche den Schraubenzieher, Lottie.“
„Im kleinen Werkzeugkasten in der Speisekammer.“ Sie schaute Sunny an und lächelte.
„Und in diesem Varieté, Miss Lottie, lernten Sie Lord Sin kennen?“, nahm Sunny den Faden wieder auf.
Die alte Dame schaute einen Moment lang aus dem Fenster. „Er war sechzehn, noch viel zu jung, um überhaupt an einem solchen Ort zu sein, als er begann. Aber er sagte uns natürlich, er sei älter.“
„Sin fing schon mit sechzehn an zu tanzen?“
„O nein, nicht auf der Bühne. Er probierte es nur ein bisschen, mit den Mädchen. Die Mädchen liebten ihn. Sein Job war, das Theater sauber zu halten. Er arbeitete nur nachmittags, solange er zur Schule ging. Aber er besaß Talent. Schon damals verstand er sich zu bewegen, und er war klug genug, dieses Talent zu nutzen, um dorthin zu gelangen, wo er hinwollte.“
„Und wo war das?“, fragte Sunny.
„Ich glaube, das weiß er selbst jetzt noch nicht so richtig. Aber vielleicht ist er heute näher dran als früher.“
Das war nicht die Antwort, die Sunny sich erhofft hatte. Aber immerhin war Lottie jetzt schon zugänglicher als an jenem Abend im „Palast der Sünde“. Und sie begann Sunny allmählich zu gefallen.
Ein Aufschrei aus der Küche, gefolgt von einem lauten Klappern, ließ Lottie jäh aufspringen. „Was hast du jetzt schon wieder angestellt, du Schlingel?“
In der Küche fanden sie einen verlegenen Ryan mit einem Türgriff in der einen und einem Schraubenzieher in der anderen Hand. Auf dem Boden lag die Schublade und das Besteck.
„Sie ist mir herausgerutscht“, murmelte er.
Lottie lachte. „Du hast so viel Zeit verbracht mit Geldverdienen, dass du vergessen hast, wie man mit einem Schraubenzieher umgeht.“
„Nun, dafür habe ich andere Talente.“
Sunny hätte fast gelacht. Sie war sicher, dass er an der Tür gelauscht und gehört hatte, was sie Lottie über ihren Vater erzählt hatte. „Gib mir den Schraubenzieher“, sagte sie und bückte sich, um die Schublade aufzuheben. Innerhalb weniger Minuten hatte sie den Griff wieder befestigt und räumte das Besteck ein.
Lottie schüttelte den Kopf. „Ich glaube, du solltest den Wein vergessen, Ryan, und stattdessen eine Tasse Tee trinken. Sunny darf nichts geschehen auf dem Weg nach Hause. Ihr Vater kommt am Sonntag zu Besuch – oder wusstest du das schon?“
„Nein, ich hatte keine Ahnung. Das ist typisch für dich, Lottie“, sagte er. „Du würdest selbst einem Geheimagenten Informationen entlocken.“
„Das habe ich mal getan“, erzählte sie, als sie ins Wohnzimmer zurückgingen. „Ich wusste nicht, was ich damit anfangen sollte, als ich sie bekam. Der nette junge Mann vom FBI hatte es nicht leicht, seinen Bericht zu schreiben. Schließlich meinte er, in Zukunft würde er Tänzerinnen besser meiden.“
„Das kann ich mir vorstellen“, bemerkte Ryan trocken. „Hast du eine Belohnung vom FBI bekommen?“
„Nein, aber der Agent verpasste in den nächsten zwei Monaten keinen einzigen meiner Auftritte. Ich befürchtete schon, dass ich auch ihn würde adoptieren müssen.“
„Was ist aus ihm geworden?“, fragte Sunny.
„Er lernte Isabella kennen“, erklärte Lottie, als sei damit alles gesagt. „Nimm dir Tee, Ryan.“ Sie setzte sich wieder. „Wo waren wir stehen geblieben, Sunny?“
„Wir sprachen über das FBI und Isabella. Dieselbe Isabella, die im Rainbow House ihren Geburtstag gefeiert hat?“
„Sie und keine andere“, bestätigte Lottie. „Das dumme Ding ist immer noch so furchtbar eitel. Ich war gut, aber sie war immer besser. Sie war die erotischste der Tänzerinnen. Deshalb wurde sie wohl auch Sins Lehrerin. Sie trainierte alle neuen Tänzer, aber Sin war all den anderen weit überlegen. Er war der Traum aller Frauen.“
„Isabella hat Lord Sin
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