TIFFANY LIEBEN & LACHEN SONDERBAND Band 02 - JULIE KISTLER, SANDRA CHASTAIN, SANDRA PAUL

unsere Gedenkstatue zu enthüllen?“
    Ryan legte ihr die Schnur in die Hand und zusammen zogen sie daran. Wie ein Segel auf einem Schiff blähte sich der Stoff im Wind und flog davon. Ein weißer Marmorengel kam zum Vorschein.
    „Dieser Engel wird über die Kinder wachen. Die Station und diese Skulptur sollen ein Denkmal sein für meine Mutter Helen. Sie werden uns alle stets daran erinnern, dass uns jemand gern hat.“
    Sunny hatte einen Kloß in der Kehle. Ryans Liebe zu Kindern hatte er schon in der Nacht der Preisverleihung bewiesen. Aber es waren nicht nur die Kinder, die er liebte. Er sorgte auch für Isabelle und andere, die jemanden brauchten, der sich um sie kümmerte. Ihr Herz quoll über. Er war ein guter Mensch.
    Ryan küsste das kleine Mädchen und setzte es behutsam wieder in den Rollstuhl. Nach der Zeremonie begab sich die Gruppe auf eine Tour durchs Krankenhaus. Sunny und Walt kehrten zum Sender zurück, und während sie die Aufnahmen sichteten, schrieb Sunny ihre Reportage. Als Walt das Denkmal auf dem Bildschirm hatte, fror sie das Bild ein und vergrößerte die Inschrift: „Im Gedenken an Helen Ivy Malone von ihrem Sohn Ryan“.
    Helen Ivy? Die nächste Aufnahme zeigte Ryan, wie er der kleinen Callie etwas zuflüsterte und ihr einen Kuss gab. Er schaute direkt in die Kamera. Sunny hatte dieses Flüstern schon einmal gehört. Und diese Augen hatte sie auch gesehen, Augen, von denen sie gedacht hatte, sie seien blau. Ihr wurde fast ein wenig schwindlig, als ihr die Erkenntnis kam. Das blonde Haar war nichts anderes als Ablenkung gewesen. Lord Sin war immer schwarzhaarig gewesen. Er musste blaue Kontaktlinsen getragen haben.
    Und er hatte geflüstert. Die Stimme auf dem Band hatte gesagt: „Zusammen werden wir die Welt bereisen und über ihre Wunder staunen“, das Gleiche, was Ryan gestern Nacht am Telefon zu ihr gesagt hatte. Sie erinnerte sich nun auch, dass er Worte zitiert hatte, die sie zu Lord Sin gesagt hatte. Jetzt passte plötzlich alles zusammen.
    Ryan Malone war Lord Sin. Eine andere Erklärung gab es nicht. Das erklärte seine enge Beziehung zu Lottie und zu Isabella. Deshalb also hatte sie sich zu beiden so stark hingezogen gefühlt! Warum hatte er es nicht einfach zugegeben? Die einzige Antwort darauf war Manipulation – Ryan Malone hatte sie und alle anderen von Anfang an belogen.
    Offensichtlich schämte er sich der Art, wie er sein Geld verdient hatte, und wollte keine Verbindung zur Familie seines Vaters. Er hatte alles getan, um seine Identität zu schützen, und hatte gleichzeitig eine neue Persönlichkeit aufgebaut, die reich und mächtig war. Angesichts all dessen musste eine Beziehung zu einer Reporterin ihm doch sehr riskant erschienen sein? Warum hatte er es riskiert, entdeckt zu werden?
    Natürlich. Wie dumm sie war! Sie, der Liebling von WTRU, die Gute-Nachrichten-Fee des Senders, war die perfekte Tarnung. Er hatte alles nur zu diesem Zweck getan. Er hatte sie von Anfang dazu benutzt, Lord Sins Geschichte zu erzählen, und zwar nur das, was Ryan Malone ihr in zwei Wochen herauszufinden erlaubt hatte. Warum sonst wohl hätte eine der Tänzerinnen ein Highschool-Jahrbuch mit Sins Bild und Namen gehabt? Und dann das Bild von der Eröffnung seines Restaurants, das pünktlich kam, um den endgültigen Beweis zu liefern. Sobald Lord Sin offiziell abgetreten war, konnte Ryan Malone endlich das Leben leben, das er sich aufgebaut hatte – die Lüge, die er erfunden hatte.
    Es war ihm nur ein Fehler unterlaufen. Er hatte nicht der Versuchung widerstehen können, die Kinderstation nach seiner Mutter zu benennen. Das Podium war gebaut worden, um den unteren Teil des Denkmals zu verbergen. Es war reines Pech, das Walt die Bronzeplatte aufgenommen hatte.
    Und sie hatte sich eingeredet, er sei verliebt in sie! Während er sie die ganze Zeit manipuliert hatte. Und sie hatte geglaubt, ihr Schicksal selbst zu lenken. Der Schmerz durchzuckte sie wie eine scharfe Klinge.
    Nun, Ryan irrte sich. Er kannte Sara Frances Clary nicht. Aber er würde sie kennenlernen. Und wenn sie mit ihm fertig war, würden die guten Nachrichten sehr schlechte sein.
    Später, als Ted ihre Geschichte las, fluchte er.„Das ist schwer zu glauben. Malone ist ein bedeutender Mann hier in Atlanta. Und du bist die Gute-Nachrichten-Fee. Bist du sicher, dass du diesen Bericht über ihn bringen willst?“
    „Es ist die Wahrheit über ihn. Und wir bringen doch die Wahrheit, oder?“
    Ted atmete tief aus und nickte.