TIFFANY SEXY Band 59
fragte sie, erschreckt und erregt zugleich.
„Noch nicht“, erwiderte Sean. Er nahm ihre rechte Hand, drehte sie um und strich mit dem Zeigefinger über die Handfläche. „Der Körper einer Frau ist wie eine Landkarte. Man fängt an einer Stelle an, um ihn zu erforschen, und macht immer weiter. Und irgendwann entdeckt man, was sie wirklich will.“
Cleo atmete schneller. Das klang nach einem Programm, das wesentlich länger als fünfundvierzig Minuten dauerte.
Unauffällig schaute sie auf die Uhr. Sie hatte nicht mal mehr eine halbe Stunde. Und auch die würde ihr nichts nützen. Sean schien nicht der Typ Mann zu sein, der auf Quickies stand. Sie schluckte ihre Enttäuschung hinunter.
Zeit zu verschwinden, sagte sie sich. Trotzdem blieb sie wie festgeklebt sitzen, umklammerte seine Hand und verlor sich in seinem Blick.
„Ich muss gehen“, erklärte sie mit schwacher Stimme.
Bevor sie sich bewegen konnte, bevor sie zur Besinnung kommen konnte, zog er sie an sich und presste seine Lippen verlangend auf ihre.
Bisher hatte Cleo nie besonders gern geküsst. Bei ihrem Termindruck betrachtete sie erotisches Vorspiel als Zeitverschwendung, aber Seans Kuss war mehr als ein Vorspiel, er war eine raffinierte Art von Sex. Selbstvergessen schlang sie die Arme um seinen Nacken und schmiegte sich fest an ihn. Sie verspürte Sehnsucht. Das Beste war, dass es ihm genauso zu gehen schien. Sie fühlte seine Erregung nur zu deutlich. Er umfasste ihr Kinn, liebkoste ihren Mund mit seiner Zunge, so verführerisch, so schmeichelnd, dass sie vor Lust dahinschmolz. Unwillkürlich bewegten sich ihre Hüften im Rhythmus seiner Zunge. Fasziniert genoss Cleo völlig neue Glücksgefühle.
Sie könnte sich an diese Glücksgefühle gewöhnen. Sie könnte vor lauter Glück alles um sich herum vergessen.
Glockenschläge holten sie in die Realität zurück. Eins. Zwei. Drei. Vier. Fünf. Sechs. Sieben. Acht. Neun. Zehn. Elf. Zwölf.
Stille. Das Glücksgefühl verpuffte.
Cleo hob den Kopf, starrte auf die tickende Uhr an der Wand und fluchte.
Sie verspätete sich.
Sean atmete heftig. Sein Blick war heiß und zugleich voller Frust.
„Ich muss gehen“, sagte sie und wand sich aus seinem Griff.
Einen Moment lang hielt er sie am Arm fest. „Lass uns morgen Abend zusammen ausgehen.“
„Ich kann nicht.“
„Wegen Mark?“, fragte er.
Sie blinzelte verwirrt, bis ihr einfiel, was es mit diesem Mark auf sich hatte. Es ärgerte sie, dass sie es wegen Sean vergessen hatte. Mark Anton, der Held ihrer Fantasien, war viel leichter zu kontrollieren als ein Sean O’Sullivan aus Fleisch und Blut, der ihren Puls zum Rasen brachte und Sehnsüchte in ihr weckte, für die sie keine Zeit hatte.
Ärger war für sie bequemer als Bedauern. Sie wollte Sean gerade anfauchen, als sie das übermütige Funkeln in seinen Augen bemerkte. Es fiel ihr schwer, ihn zurückzuweisen, weil sie anfing, ihn zu mögen. „Es ist nicht so einfach.“
Sanft strich er ihr das Haar aus dem Gesicht. „Doch, es ist so einfach“, erwiderte er mit wunderbar beruhigender Stimme.
„Du sagst Ja. Ich lade dich auf einen Drink ein. Zum Essen. Ins Kino. Was auch immer du möchtest. In Manhattan gibt es viele Möglichkeiten.“
Cleo senkte den Blick. „Ich bin bis zum Frühjahr ausgebucht.“
„Soll das ein Scherz sein?“
„Ehrlich gesagt, nein.“
Ihr Handy klingelte und erinnerte sie daran, dass sie spät dran war.
„Ich muss gehen“, wiederholte sie, nicht willens, sich auf irgendetwas einzulassen.
„Montag“, sagte Sean und geleitete sie zur Tür. „Dann kannst du mir erzählen, was du über die Bar herausgefunden hast.“
„Vielleicht noch nichts“, antwortete sie. Im letzten Moment widerstand sie dem Impuls, ihre Lippen zu berühren, die immer noch von seinem Kuss brannten.
„Wer weiß?“
„Ich muss gehen“, wiederholte sie zum x-ten Mal, auch wenn sie sich dumm dabei vorkam.
„Wir sehen uns Montag.“
„Was?“, fragte sie verwirrt.
„Geh nach Hause. Schlaf dich erst mal aus.“
Cleo ging zwei Blocks Richtung Süden, bis sie merkte, dass dies die falsche Richtung war.
3. KAPITEL
Cleo lebte in einer alten Stadtvilla an der Upper West Side. Das Haus war um achtzehnhundert erbaut, und es klapperte in den Rohrleitungen, wenn heißes Wasser hindurchlief. In den Siebzigerjahren des zwanzigsten Jahrhunderts war das Gebäude modernisiert worden. Seitdem sorgte eine Klimaanlage in den heißen Sommern für angenehme Kühlung. Der originale
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