TIFFANY SEXY Band 59
wäre, ginge es in Ordnung.
Nur der Bürgermeister hatte ihr eine Voicemail hinterlassen. Er gratulierte ihr nochmals und bat sie, für den nächsten Morgen ein Meeting mit dem Gesundheitsausschuss anzuberaumen. Während des Streiks hatte sein Lieblingsprojekt, eine Kinderklinik in Harlem mit kostenfreien Behandlungsmöglichkeiten, hintanstehen müssen. Nun sprach er davon, keine Zeit mehr verlieren zu dürfen.
Recht hat er, dachte Cleo. Sie atmete tief durch und wählte Seans Nummer.
„Ja“, meldete er sich, als ob er genau wüsste, wer anrief. Selbst übers Telefon klang seine Stimme sinnlich und ließ Cleos Herz schneller schlagen.
„Sagen Sie mir, wo wir uns treffen.“
„Es gibt ein Lokal an der Ecke der Siebenundvierzigsten und Zehnten Straße. Wie lange werden Sie brauchen?“
Cleo schaute durchs Fenster auf die Straße. „Geben Sie mir eine Stunde.“
„Also bis später.“
Der Fahrer setzte Cleo an der Adresse ab, die Sean ihr genannt hatte, und sie stieg aus dem Dienstwagen.
„Soll ich warten?“, fragte der Chauffeur höflich.
„Nicht nötig.“ Für den Nachhauseweg würde sie ein Taxi nehmen. Sie hatte fünfundvierzig Minuten Zeit für Sean O’Sullivan. Sie würde versuchen, sein Problem zu lösen und sich nebenbei auf die Schnelle sexuelle Befriedigung zu verschaffen. Da sie in hundertvierzig Sekunden zum Orgasmus kommen konnte, waren fünfundvierzig Minuten für dieses Treffen reichlich bemessen.
Langsam ging Cleo auf die Bar zu und blieb davor stehen. Ungläubig schüttelte sie den Kopf. Der behördliche Beschluss war unübersehbar an der alten Holztür angebracht. Schlagartig begriff sie, wohin Sean sie bestellt hatte.
Ins „Prime“. Sie hätte es sich denken können.
Aufmerksam las sie den Text durch. Das Schreiben war vorschriftsgemäß aufgesetzt. Kein Hinweis verriet, wer hinter diesem bürokratischen Kleinkrieg steckte. Es könnte im Prinzip jeder gewesen sein, denn jeder einzelne Verwaltungsangestellte wusste genau, wie man einem Menschen ganz legal das Leben schwer machen konnte. Cleo verurteilte derartige Schikanen.
Die Bar wirkte wie aus einer anderen Epoche. Dunkelgrüne Markise, Rauchglasscheiben in antiken Fensterrahmen. Sie bewunderte gerade die Fassade, als Sean hinter ihr auftauchte. Er trug denselben Anzug wie bei seinem Besuch in ihrem Büro, nur die schwarze Krawatte hatte er inzwischen gelockert.
„Kommen Sie herein“, lud er sie ein und schloss die Tür auf. Cleo lief unter seinem Blick ein Schauer über den Rücken, doch sie ließ sich nichts anmerken. Hier ging es um Geschäftliches, wenigstens fürs Erste. Sie folgte ihm in die Bar und hatte das Gefühl, in längst vergangene Zeiten zurückversetzt worden zu sein. Drei Mahagonitresen waren u-förmig angeordnet. Der Fußboden aus Eichenholz glänzte trotz der Gebrauchsspuren. Unmengen von Fotos hingen an den Wänden. Es waren Fotos von Barbesuchern, darunter prominente New Yorker aus mehreren Jahrzehnten.
„Gefällt Ihnen die Bar?“, fragte Sean gespannt.
Viel zu sehr. „Sie ist hübsch. Wie tausend andere Bars in der Stadt“, antwortete sie betont gleichgültig. Sie wollte Sean nicht zu sehr mögen. Sie wollte nur Sex auf die Schnelle und dann wieder in ihr chaotisches Leben zurückkehren. „Erzählen Sie mir, was Sie für Schwierigkeiten haben.“
Sean bot ihr einen Platz am Tresen an und setzte sich neben sie. „Vor zwei Jahren hat mein Bruder Gabe den Laden nebenan gekauft. Danach fingen die Probleme an. Mein ältester Bruder Daniel und ich stehen mit im Grundbuch, und wir helfen auch mit, aber eigentlich ist es Gabes Bar. Unser Urgroßvater hat sie gegründet, und immer war ein O’Sullivan Inhaber. Irgendwann hat ein Onkel oder ein Cousin – ich weiß nicht genau, wer es war – das Lokal geteilt und eine Hälfte verkauft, weil immer weniger Gäste kamen. Gabe hat diesen Teil zurückgekauft, um die Bar wieder im alten Glanz erstrahlen zu lassen. Die Schwierigkeiten begannen mit dem Antrag auf Umbaugenehmigung. Sie wurde zurückgehalten, bis ich einen Freund in der Baubehörde dazu überreden konnte, uns endlich grünes Licht zu geben. Darauf folgte eine Inspektion durch das Gesundheitsamt. Eine Freundin dort half mir, die Sache zu regeln. Dann wurde der Bürgersteig vor dem Haus aufgerissen, weil Rohrleitungen repariert werden mussten. Die Arbeiten dauerten einen ganzen Monat. Jetzt haben wir Ärger mit dem Amt für Denkmalschutz. Die Baugenehmigung wurde zurückgezogen, und wir sitzen
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