Tiffany Sexy Band 79
möglich zu verhalten. Doch insgeheim wusste sie, dass sie nicht wie ihre Schwestern war. Die träumten von akademischem Ruhm, während Angela eine Romantikerin war und sich nach Abenteuern sehnte. Wenn sie ehrlich war, träumte sie von dem Ritter in der goldenen Rüstung, der sie aus ihrer Mittelmäßigkeit befreien würde.
Als junges Mädchen hatte sie sich heimlich in der Bücherei Romane wie „Jane Eyre“, „Stolz und Vorurteil“ und „Vom Winde verweht“ ausgeliehen und verschlungen. Und sie hatte geträumt, so zu sein wie die jeweilige Heldin: stark und mutig, eine Frau, wie Männer sie sich wünschten.
An ihrem ersten Tag auf der Highschool war sie dann dem Mann ihrer Träume begegnet, ihrem Traumprinzen, ihrem Ritter in goldener Rüstung – Max Morgan. Sie waren sich in der Warteschlange bei der Anmeldung gegenseitig auf die Füße getreten. Er hatte so unglaublich gut ausgesehen – hochgewachsen, dunkle Augen, dichtes braunes Haar mit blonden Strähnen. Man sah ihm an, dass er viel Zeit im Freien verbrachte.
Er hatte ein einziges Wort zu Angela gesagt: „Entschuldigung“ − und sie hatte sich hoffnungslos und über beide Ohren in ihn verliebt, wie man sich als Fünfzehnjährige eben verliebte. Danach hatte Max sie nie wieder wahrgenommen, aber er war zum Objekt ihrer geheimen Fantasien geworden.
Angela hatte sämtliche Football- und Baseball-Spiele verfolgt, in denen er mitspielte. Und sie hatte über sämtliche Details gewissenhaft Tagebuch geführt, um die kostbaren Augenblicke immer wieder nacherleben zu können.
Als es Zeit wurde, ans College zu gehen, entschloss sie sich in letzter Minute, nicht das renommierte College zu besuchen, das ihre Eltern für sie ausgesucht hatten. Stattdessen entschied sie sich für das Northwestern College in ihrer Heimatstadt Evanston, an dem Max Morgan ein Sportstipendium bekommen hatte.
„Die Hoffnung stirbt zuletzt“, sagte Celia heiter. „In Wirklichkeit hoffst du doch darauf, oder? Dass vielleicht einer dieser Männer, die du als … hoffnungslose Fälle abgeschrieben hast, nur der richtigen Frau begegnen muss, um sich zu ändern?“
„Nein!“, erwiderte Angela kategorisch. „Unsere Website beweist meine These jeden Tag aufs Neue. SmoothOperators.com enthält Unmengen von Profilen von Männern, die komplett bindungsunfähig sind.“
Es konnte und durfte nicht sein, dass Angela sich irrte. Das hier war ihre einzige Chance, ihren Eltern zu beweisen, dass ihre „alberne Website“, keine sinnlose Zeitverschwendung war. Angela betrachtete sie als virtuelles Labor, in dem ständig neue Daten über Männer und Frauen und die Single-Szene zusammengetragen wurden. Sie hatte ein paar Semester Psychologie studiert und ein Journalistikstudium abgeschlossen, war also als Autorin für dieses Thema bestens qualifiziert.
Celia seufzte. „Ich wette, sie hatten beide ein Schlüsselerlebnis. Also, das wäre doch tolles Material für ein Buch.“
„Wer? Wovon redest du?“
Celia stieß sich von ihrem Schreibtisch ab, sodass ihr Stuhl zu Angelas Tisch hinüberrollte. „Charlie Templeton und Alex Stamos. Ein Schlüsselerlebnis muss sie in anständige Kerle verwandelt haben.“
Angela verdrehte die Augen und schüttelte den Kopf. „Mit Zauberei hat das nichts zu tun. Wahrscheinlich hatten sie einfach keine Lust mehr, sich auf dem Spielfeld zu verausgaben. Der Fortpflanzungstrieb hat sich gemeldet. Wenn das erst einmal erledigt ist, lassen sie ihre Frauen fallen wie eine heiße Kartoffel und treiben sich wieder in Bars herum.“
„Ich glaube nicht. Schau dir doch an, wie schnell es bei ihnen gegangen ist. Ganz bestimmt gab es einen alles entscheidenden Moment in ihrem Leben. Ich meine so eine Situation, in der sich Blicke begegnen und man weiß, dass sich das Leben für immer ändern wird und man nichts dagegen tun kann. Vielleicht solltest du dieser Entwicklung ein Kapitel widmen: ‚Kapitel vierzehn. Der magische Augenblick. Der Moment, der alles entscheidet.‘“
Auch wenn sie es nicht zugeben wollte, Angela wusste genau, wovon Celia redete. Sie hatte so einen magischen Augenblick erlebt … vor etwa vier Jahren. Aber ihr Leben hatte er nicht verändert. „Hattest du schon einmal so einen Moment in deinem Leben?“, fragte sie, ohne den Blick vom Bildschirm zu lösen.
„Nein“, gab Celia zu.
„Nicht einmal mit Will?“
„Nein. Aber es kann noch immer geschehen. Es muss nicht in dem Moment passieren, in dem man sich begegnet. Das ist dann
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