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Tiffany Sexy Band 79

Tiffany Sexy Band 79

Titel: Tiffany Sexy Band 79 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: KATE HOFFMANN
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seinen Gedanken freien Lauf. Nur für einen Augenblick.
    Der Mount Everest war der letzte auf seiner Liste von sieben Gipfeln. Er hatte es zuvor schon zwei Mal versucht, doch die ungünstige Witterung hatte ihn jedes Mal zum Aufgeben gezwungen.
    Für einen Abenteurer wie ihn gab es kein erstrebenswerteres Ziel, als den jeweils höchsten Gipfel eines Kontinents zu erklimmen. Er hatte auf der Website „Adrenalin“ über sein Vorhaben berichtet und Vorträge an mehreren Universitäten in den USA gehalten, um seine Abenteuer zu finanzieren. In ein paar Wochen würde er als frisch gekürter Everestbezwinger weitere Vorträge halten, diesmal an der Universität seiner Heimstadt Boulder. Charlie hatte also sein Ziel erreicht. Nun fragte er sich allerdings, wozu das alles gut sein sollte. Er empfand nicht das, was er erwartet hatte – Begeisterung, Ehrfurcht, tiefe Befriedigung. Charlie empfand gar nichts.
    Er öffnete die Augen, löste die Sauerstoffmaske und schob die Sonnenbrille nach oben. Er nahm die grandiose Aussicht in sich auf und wartete darauf, dass das Großartige des Augenblicks ihn überwältigen würde. Alles war da, noch beeindruckender, als er es sich vorgestellt hatte. Unter ihm der Rongbuck-Gletscher und der Nordpass und am Horizont die endlose Hochebene von Tibet. Langsam drehte Charlie sich nach Westen, dann nach Süden und beendete schließlich seinen Rundblick mit der schönsten aller Aussichten auf die höchsten, schneebedeckten Gipfel des Himalaja – gewaltige, zerklüftete Steinmassive, die schier endlos in den Himmel ragten.
    Charlie schloss wieder die Augen und holte tief Luft. Ein Bild tauchte vor seinem inneren Auge auf, und er stieß einen überraschten Laut aus. Ein Gesicht aus der Vergangenheit. Er verscheuchte es. Sicher war es dem Sauerstoffmangel zu verdanken, dass er gerade jetzt an Eve Keller dachte. Er hatte seit fünf Jahren kein Wort mit ihr gesprochen − seit dem Abend, als er aufgebrochen war, um den Mount Everest zum ersten Mal zu besteigen.
    Vielleicht lag es daran. Er hatte den Kreis geschlossen und befand sich wieder am Ausgangspunkt. Oder war da mehr? Charlie hatte sich angewöhnt, sein Leben zu leben, ohne jemals zurückzuschauen. Das war nicht immer leicht, aber er hatte nun mal Prioritäten setzen müssen, um sich ganz auf sein ehrgeiziges Vorhaben zu konzentrieren. Eine Beziehung aufzugeben, war ihm damals nicht als Opfer erschienen, doch jetzt, da er am Ziel war, fragte er sich plötzlich, ob es wirklich richtig gewesen war.
    „Evie“, murmelte er. Sie war die Einzige, die in ihm so etwas wie den Wunsch nach einer Beziehung geweckt hatte. Wenn er bei ihr geblieben wäre, hätte sich sein Leben mit Sicherheit geändert. Verdammt, wahrscheinlich hätte er inzwischen zwei bis drei Kinder mit ihr.
    „Charlie!“ Er öffnete die Augen. Sein Sherpa winkte ihm. „Jetzt lange genug oben.“
    „Nur noch ein paar Minuten“, erwiderte Charlie.
    „Maske aufsetzen“, forderte Pempba Ang, dessen Stimme dumpf klang hinter seiner eigenen Sauerstoffmaske.
    „Nein. Sie ist mir im Weg. Mir geht es gut. Wirklich. Keine Sorge. Nur noch ein paar Minuten.“
    Der Sherpa sah ihn forschend an. „Paar Minuten. Sind schon halbe Stunde hier. Müssen gehen.“
    Tatsächlich schon so lange? Unglaublich, wie die Zeit verrann. Es schien doch erst ein paar Tage her zu sein, dass er das College beendet hatte, und jetzt ging er mit Riesenschritten auf die dreißig zu.
    Charlie drehte sich noch einmal um die eigene Achse und betrachtete das Panorama. Es war vorbei. Endlich war er fertig. Er hatte den Rest seines Lebens vor sich und keine Pläne. Warum hatte er nicht früher darüber nachgedacht? Was sollte er mit seiner Zeit anfangen? Es gab natürlich noch die „anderen Sieben“, die zweithöchsten Gipfel jedes Kontinents. Aber war er bereit, noch einmal fünf Jahre seines Lebens zu investieren?
    „Charlie!“
    Der Ruf hallte in seinen Ohren wider, doch in der dünnen Luft klang die Stimme gar nicht wie die von Ang. Sie klang so weich und warm, so verlockend. Es überraschte ihn, dass er sich noch so gut an ihre Stimme erinnern konnte. Er hatte nach Eve andere Frauen gehabt und schnell wieder vergessen. Die Erinnerung an Eve aber hatte sich unauslöschlich in seinem Gedächtnis eingebrannt.
    Charlie blickte hinab, er hatte immer noch den Abstieg vor sich, und ihm waren die Gefahren bewusst. Übermüdung, Gewitterstürme, Gehirnödeme, Schneeblindheit, Lawinen, Gletscherspalten, in denen

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