Tiffany Sexy Band 85
waren außerdem vergänglich.
Als sie das Telefon in die Handtasche zurücksteckte, fiel es ihr plötzlich wie Schuppen von den Augen. Der Grund, weshalb sie hier war, warum Rebecca ihr Charlies Karte gegeben hatte. Was hinter diesem Deal steckte.
Ein Gefallen.
An ihrem ersten gemeinsamen Abend hatte sie ihrer neuen Freundin ihren Fünfjahresplan erläutert. Ihre Träume, ihre Absichten, ihre Leidenschaft. Rebecca hatte ihr verschwiegen, dass sie mit Charlie verwandt war. Sie schien überhaupt nichts von der Modewoche zu wissen. Diese gerissene …
Eins war Bree nun klar, sie würde ihre Erwartungen herunterschrauben müssen. Das hier war nicht wirklich ein Datemit Charlie. Man erwies ihr eine Gefälligkeit. Diese beiden Dinge endeten auf total unterschiedliche Weisen. In einem Gefallen war das Schlafzimmer nicht enthalten.
In dem Moment, als Charlie sein Handy zurücksteckte, klingelte ihrs erneut.
„Da drinnen ist es ziemlich voll“, sagte er. „Ich habe Ihnen gerade meine Nummer geschickt. Wenn wir uns aus den Augen verlieren, schreiben Sie mir einfach eine SMS.“
Ich bin im Besitz von Charlie Winslows Handynummer, dachte sie euphorisch, zügelte sich aber sofort. Das hatte nichts zu bedeuten. Vielleicht wechselte er sie häufiger, dann war das eine einmalige Angelegenheit. Trotzdem bebte sie fast vor Erwartung. Dies war der größte Abend ihres Lebens. „Meinen Sie, wir verlieren uns aus den Augen?“
„Nicht, wenn ich es verhindern kann. So, wir sind dran.“
Die Autotür auf Brees Seite wurde geöffnet, während Charlie ihr das Glas aus der Hand nahm. Der nächste märchenhafte Moment wartete auf sie: ein Gang über den roten Teppich. Ihr Ausschnitt verrutschte nicht, sie stolperte nicht, und sie schaffte es sogar, den Mund nicht aufzusperren und in das Blitzlichtgewitter zu blinzeln, das ebenso aufregend wie irritierend war.
Glücklicherweise fasste Charlie sie am Ellbogen, denn sie sah kaum etwas. Leute riefen andauernd: „Hier herüber“ und „Schau mal hoch“. Mit so viel Hektik hatte sie nicht gerechnet. Wann immer dieser Teil im Fernsehen gesendet wurde, war der Ton ausgeblendet, damit man die Stimme des Moderators hören konnte. Irgendwann kam dann auch die Werbung, doch hier hörten das Gewimmel und der Lärm überhaupt nicht mehr auf. Es war fast beängstigend.
Auf dem Weg zu dem riesigen weißen Zelt, das eigens für die Modewoche im Damrosch Park hinter dem Metropolitan Opera House aufgestellt worden war, spürte sie den sanften Druck von Charlies Hand an ihrem Arm. Auf dem weitläufigen Gelände wurden von morgens bis abends Modeschauen und Cocktailpartys veranstaltet. Es gab Speisesäle, Konferenzräume und ein Pressezentrum.
Natürlich war sie bereits im Lincoln Center gewesen, aber auf der anderen Seite, der mit dem Springbrunnen und der Met. Für ein Mädchen wie sie bedeutete es einen gigantischen Fortschritt, dabei sein zu dürfen, wenn der Platz aufs Eleganteste hergerichtet war, und ins Zelt zu kommen war mehr, als sie sich in ihren kühnsten Träumen ausgemalt hatte.
Im Stillen dankte sie ihm für seine stützende Hand. Was war das für eine Welt, in der Charlie Winslows Anwesenheit das Beruhigendste war? Zitterte sie gerade vor Kälte oder vor Aufregung?
Überall standen Wachmänner vor Sicherheitsschleusen, und langsam näherten sie sich dem Zelt. Charlies Atem strich warm über ihren Nacken, sodass ein Schauer ihr den Rücken hinab lief. Sie hatte eine Gänsehaut, doch nicht wegen der niedrigen Temperaturen. Als sie ihren Lieblingsdesigner entdeckte, wäre sie fast in Ohnmacht gefallen. Neben ihm befand sich das Model, das in diesem Monat auf der Titelseite von „Elle“abgebildet war, und hinter ihm ihr Lieblingsstar aus der Serie „CSI“. Jetzt war Bree noch dankbarer für Charlies Arm.
„Nirgendwo werden so viele Lebensmittel verschwendet wie auf diesen Partys“, flüsterte er ihr verschwörerisch ins Ohr. „Ich glaube nicht, dass einer der Leute hier überhaupt isst. Sie kauen Kaugummi. Wegen des Mundgeruchs. Darüber lesen Sie selbstverständlich nie etwas in einer der Hochglanzzeitschriften. Menschen, die nicht viel essen, wirken auf Bildern fantastisch, aber mit ihrem Atem können sie einen Bullen töten. Sehen Sie sich also vor.“
Bree kicherte. Es stimmte tatsächlich. Die meisten Leute in der Schlange waren lächerlich dünn, und viele machten Kaubewegungen. Die, deren Wangenmuskeln sich nicht bewegten, sorgten für ausreichend Abstand zwischen
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