Tiffany Sexy Band 87 (German Edition)
Nate war das Symbol ihre Schande. Sie hatte ihn benutzt.
Verdammt, jetzt war nur noch ein Taschentuch übrig. Sie hatte Geld dabei. Kreditkarten. Sie könnte an der nächsten Haltestelle aussteigen und sich ein Hotel suchen.
Nein, kein Hotel. Sie würde ohnehin keinen Schlaf finden. Hier war sie wenigstens unter Menschen, die alle so aussahen, als wäre ihr Leben kein Scherbenhaufen.
Mein Gott, sie hatten Rebecca gefilmt. Wie oft sie wohl draußen vor St. Marks gelauert hatten, in der Hoffnung, die richtige Person vor die Linse zu bekommen? Es würde nicht lange dauern, bis jemand die Verbindung zwischen Bree und Charlie Winslow herstellte. Sie ahnte vermutlich noch nicht einmal im Ansatz, was für Probleme ihre Freundinnen wegen ihr bekommen würden.
Shannon wurde übel. Sie beugte sich vor und hielt sich den Bauch. Biss sich auf die Lippe, um nicht laut aufzustöhnen. Charlie wusste nichts von den Karten, genauso wenig wie Rebeccas Freund Jake. Er hatte sich als Cop so für diese Stadt verdient gemacht und war sogar bei einem Einsatz schwer verletzt worden. Jetzt machte sie ihn zum Gespött der Leute.
Wenigstens würde Nate die Stadt verlassen. Aber nicht rechtzeitig, um dem Hohn zu entfliehen, mit dem man ihn von allen Seiten her begegnen würde. Schließlich hatte Shannon alles darangesetzt, dass jeder, aber auch jeder, der nur im Entferntesten mit den Fitzgeralds oder der Druckerei verbandelt war, das Interview sah.
Oh Gott, jede Haltestelle schien ein neues Horrorszenario für sie parat zu halten. Die Repressionen, denen die Frauen vom Lunch Club ausgesetzt sein würden. Ihre Familien, Kollegen, alle Männer, die sie jemals gedatet hatten. Der Kreis wurde immer größer und größer. Wie konnte ihre eigene Mutter sich jemals wieder in der Kirche blicken lassen? Die Ostereiersuche!
Shannon richtete sich auf und merkte, dass ihr Atem viel zu schnell ging. Wenn sie ihn nicht bald unter Kontrolle bekam, würde sie hyperventilieren und ohnmächtig werden. Nicht auszudenken, was für ein herrliches Foto das für die Boulevardpresse der Stadt abgeben würde.
Sie musste zweimal umsteigen und mehr als ein Dutzend Mal halten, bis sie schließlich Grand Central Station erreichte. Die Türen öffneten sich, und sie stieg aus. Und lief. Direkt auf die große Uhr in der Mitte der Wartehalle zu. Es war bereits 2 Uhr morgens. Sie nahm ihr letztes Taschentuch und lief weiter. An der Uhr vorbei. Einfach immer weiter.
Nate saß auf den Stufen vor dem Haus der Fitzgeralds gegen eine Säule gelehnt und fror. Draußen brannte noch Licht, für den Fall, dass Shannon nach Hause kam. Wenn sie kam.
Egal wo auf der Welt, in der Vergangenheit war es seine Rolle gewesen, anderen Verzweifelten zu helfen, geliebte Menschen wiederzufinden. Dabei war er stets behutsam und einfühlsam vorgegangen. Doch heute Nacht war er selbst verzweifelt und krank vor Sorge. Er erkannte, wie unbedeutend seine Unterstützung gewesen war und wie wenig er in Wahrheit hatte helfen können.
Er wusste nicht, wie er Shannon finden sollte. Sie war irgendwo da draußen. Es konnte wer weiß was passiert sein. Tausend Szenarien schwirrten ihm durch den Kopf, jedes endete in einer Tragödie. Es war eine Qual. Seit Stunden war jeder Augenblick, der verstrich, der hoffnungsvolle Augenblick, bevor sie endlich erscheinen würde. Als das Molly’s sich geleert hatte und nur noch die Angestellten und Shannons Familie übrig geblieben waren, hatte er gehofft, dass sie zu Hause eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter hinterlassen hatte. Doch dann hatte Mrs Fitzgerald ihn daran erinnert, das Brady und seine Freundin schon vor ein paar Stunden nach Hause gegangen waren, um dort auf Shannon zu warten.
Unruhig war Nate auf und ab gelaufen und hatte ihr auf die Mailbox gesprochen, bis sie voll war. Nun saß er in der Kälte und hielt das Handy so fest umklammert, dass ihm die Hand wehtat. Er würde ihr keine Vorwürfe machen, dass sie ihn für eine Tauschkarte benutzt hatte, solange sie nur nach Hause kam.
Natürlich hätte er es vorgezogen, wenn die Sache nicht schon überall im Internet zu lesen gewesen wäre. Offensichtlich lag es an dem Nachnamen Winslow. Einer der Winslows kandidierte sogar für den Senat. Und Dannys kurze Google-Recherche hatte ergeben, dass Shannons Interview bereits auf YouTube zu sehen war.
Aber das war ihm egal. Sie hatte niemandem wehtun wollen, da war er sich absolut sicher. Sie hatte ihren Freundinnen nur helfen wollen, die große Liebe zu
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