TIFFANY SEXY CHRISTMAS Band 03
stören.
Als sie sich noch einmal umdrehte, um ihn anzuschauen, schloss er schnell die Augen, weil er ohne Zweifel wusste, dass sie vorhatte, ihn zu verlassen, und zwar ohne dass er aufwachte. Sie wollte einer vermeintlich unangenehmen Situation am Morgen danach aus dem Weg gehen, und er hielt es für besser, ihre Pläne nicht zu durchkreuzen. Würde er jetzt eine Konfrontation heraufbeschwören, verschloss sich Alyssa ihm gegenüber womöglich völlig. Er kannte sie gut genug, um zu wissen, dass sie so reagierte, und er war nicht so dumm zu glauben, dass seine Liebeserklärung in der Nacht daran etwas änderte.
Er lauschte auf ihre Bewegungen, als sie im Zimmer umherging und ihre Sachen zusammensuchte. Ihr heimliches Verschwinden enttäuschte ihn, kam jedoch nicht überraschend. Er hörte sie den Flur entlang zum Wohnzimmer gehen und leise ein Taxi bestellen. Dann kam sie noch einmal ins Schlafzimmer.
Er spürte, dass sie neben dem Bett stand, und es kostete ihn die größte Selbstbeherrschung, nicht die Augen zu öffnen und sie zum Bleiben zu bewegen.
Ein leises Geräusch, das wie ein unterdrücktes Schluchzen klang, versetzte ihm einen Stich. Dann flüsterte Alyssa mit sanfter, schmerzerfüllter Stimme: „Ich liebe dich, Shane. So sehr, dass es wehtut.“
Offensichtlich wusste sie nicht, was sie mit diesen Gefühlen anfangen sollte. Sie hatte Angst davor, jemanden zu lieben. Angst, dass diese Emotionen unerträglich werden könnten, dass sie sich niemals erholen würde, wenn der Person, die sie liebte, etwas zustoßen sollte.
Shane hatte Alyssa in der vergangenen Nacht alles gegeben, hatte sich ihr mit Leib und Seele hingegeben und ihr sein Herz geschenkt. Jetzt gab es nichts mehr, was er noch tun konnte, um sie davon zu überzeugen, dass sie eine gemeinsame Zukunft haben konnten. Es lag an ihr, an sich selbst zu glauben und an ihn. Sie musste aus freien Stücken zu ihm kommen, beziehungsweise bereit sein, ihn auf halbem Wege zu treffen. Vor allem musste sie willig sein, ihm zu vertrauen, ihm und den Gefühlen, die sie miteinander teilten.
Bis es so weit war, konnte er nichts anderes tun, als der Freund zu sein, der er immer für sie gewesen war – auch wenn ihm das längst nicht mehr genügte.
Alyssa kehrte nach ihrer gemeinsamen Nacht mit Shane nach Hause zurück und hatte ein schlechtes Gewissen, weil sie sich heimlich davongeschlichen hatte. Es war ein Gefühl der Panik gewesen, das sie angetrieben hatte. Sie brauchte Zeit und Distanz, um mit der Tatsache fertig zu werden, dass sie mit ihrem besten Freund geschlafen hatte – und mit der Erkenntnis, wie sehr sie ihn tatsächlich liebte.
Was bedeutet das alles für unsere Freundschaft und für die Zukunft?, fragte sie sich.
Natürlich wusste sie, dass sie einem Gespräch darüber mit Shane nicht ewig aus dem Weg gehen konnte. Genauso, wie sie nicht so tun konnte, als hätte es die vergangene Nacht nicht gegeben. Das hatte sie auch nicht vor. Sie hatte ganz bewusst die Entscheidung getroffen, mit Shane zu schlafen, und für diese Entscheidung und für ihr Handeln übernahm sie auch die volle Verantwortung, unabhängig davon, was letztendlich dabei herauskam.
Sie duschte und zog sich an. Dann fuhr sie zu ihrer Mutter, um sich zusammen mit ihr die Neujahrsparade im Fernsehen anzuschauen – eine jährliche Tradition, die Alyssa vor Jahren ins Leben gerufen hatte, um zumindest ein wenig Zeit mit ihrer Mutter zu verbringen. Von sich aus initiierte ihre Mutter nichts, also musste sie sich darum kümmern.
Zwanzig Minuten später marschierte sie ins Haus von Beth Harte. Mit einer Schachtel Muffins zum Frühstück in der Hand ging sie in die Küche, wo sie ihre Mutter herumwerkeln hörte. Die stellte gerade zwei Becher auf den Tresen neben der Kaffeemaschine. Als Alyssa hereinkam, drehte sie sich um und lächelte sie an.
Alyssa trat zu ihrer Mutter und gab ihr einen Kuss auf die Wange. Selbst mit Mitte fünfzig war Beth Harte noch eine schöne Frau, und wieder einmal dachte Alyssa, dass es eine Schande war, dass sie nie wieder geheiratet hatte. „Hallo, Mom. Frohes neues Jahr.“
„Das wünsche ich dir auch, Liebes.“ Ihre Mutter lächelte noch immer, schenkte ihnen beiden Kaffee ein und tat Milch und Zucker dazu. „Es ist immer schön, dich zu sehen, aber du weißt, du musst nicht den ganzen Tag mit mir verbringen.“
Alyssa verdrehte die Augen und stellte die Schachtel mit den Muffins auf den Tresen. „Und was ist, wenn ich es gern
Weitere Kostenlose Bücher