Tiffany Sexy Christmas Band 04: Eine sexy Bescherung / Tannenduft und heisse Küsse / Süsser als ein Zimtstern /
ganz zu schweigen von all ihren anderen Verwandten, erwarteten zu Weihnachten Geschenke. Sie war zu stolz, um zu sagen, dass sie es sich diesmal nicht leisten konnte, und klug genug war, ihre Kreditkarte, die nur für Notfälle gedacht war, nicht mit einem Haufen Schulden zu belasten. Sie hatte zu viele Jahre lang abgelegte Kleidung tragen und Nudeln essen müssen, um jemals den Wert eines Dollars zu vergessen.
Nichts im Leben war umsonst.
Darüber hinaus war sie fest entschlossen, sich dieses Mal zu Weihnachten selbst ein Geschenk zu machen, das schon zwei Jahre geplant war: eine Reise nach London. Bei dem Gedanken überlief sie ein freudiger Schauer. Dicker Rahm und Teegebäck, Big Ben und die Themse. Viv liebte England und wollte wahnsinnig gern dorthin.
Als selbstständige Webdesignerin bekam sie dank der Mundpropaganda zufriedener Kunden immer mehr zu tun. Aber wie in vielen anderen Branchen, die nicht mit Einzelhandel zu tun hatten, brach das Geschäft während der Weihnachtszeit ein. Genau wie sie selbst schnallten viele Menschen den Gürtel enger, um die Extrakosten, die wegen der Feiertage anfielen, auffangen zu können. Andere Dinge – wie eine neue Website oder die Umgestaltung einer bereits vorhandenen – wurden auf ein späteres Datum verschoben.
Im Februar würde sie mehr zu tun haben, als sie bewältigen könnte. Bis dahin müsste sie sich einfach irgendwie über Wasser halten. Und zurzeit bedeutete das eben Geschenke einwickeln am „Wrap It Up“-Stand in der Mississippi’s Magnolia Blossom Mall in Jackson.
Viv funkelte den Anwalt an, der den Grapscher, der es nicht nötig hatte, persönlich zu erscheinen, vor Gericht vertrat. Sie wünschte im Stillen, dass sie Weihnachten einfach ausfallen lassen könnte. Während die meisten anderen Menschen sich gern an die Weihnachtsfeste ihrer Kindheit erinnerten, war bei ihr das Gegenteil der Fall.
Als sie acht Jahre alt gewesen war, hatte ihr Vater ausgerechnet am Morgen des ersten Feiertags beschlossen, seine Sachen zu packen und seine Familie zu verlassen. Viv hatte nur gesehen, dass ihre Eltern sich gestritten hatten und ihr Vater deshalb fortgegangen war.
Natürlich hatte sie ihrer Mutter die Schuld gegeben.
Heute, als Erwachsene, sah sie die Dinge klarer. Wenn sie an jenen Morgen zurückdachte, erinnerte sie sich daran, wie ihre Mutter ihr geduldig geholfen hatte, ihren Kinderherd aufzustellen, obwohl ihr Mann sie gerade für eine andere Frau verlassen hatte. Viv hatte großen Respekt vor ihrer Mom. Ihr war das Wohl ihrer Töchter am wichtigsten im Leben gewesen. Deshalb hatte sie ihren eigenen Schmerz verdrängt und versucht, das Leben wie bisher weiterzuführen. Das erforderte eine Charakterstärke, von der Viv sich nicht sicher war, ob sie selbst sie besaß.
Drei Jahre später hatte sie ihren Vater im Spielwarengeschäft gesehen mit einem Jungen im Schlepptau, der ihrem Dad wie aus dem Gesicht geschnitten war. Seltsam, was man alles behält, wunderte sich Viv jetzt. Der Junge hatte eine Schaffnermütze aus Jeansstoff auf dem Kopf gehabt, und die Träger seines Overalls waren verdreht gewesen. Vater und Sohn hatten sich eine Eisenbahn ausgesucht und in ihrem Eifer nicht bemerkt, dass Viv sie benommen angestarrt hatte. Stolz und Feigheit hatten Viv davon abgehalten, auf die beiden zuzugehen, aber sie hatte oft wehmütig an den Jungen gedacht. Mein kleiner Bruder . Sie hätte ihn gern kennengelernt, und es kam ihr beinahe so vor, als ob ihr in ihrem Leben etwas fehlte, weil er nicht da war.
Obwohl sie annahm, dass ihre Mutter von der neuen Familie ihres Vaters wusste, hatte Viv nie erwähnt, dass sie die beiden gesehen hatte. Warum nicht? Sie war sich nicht ganz sicher. In den Tagen unmittelbar nach dem Ereignis war sie nah daran gewesen, es ihrer älteren Schwester zu erzählen, doch aus unerklärlichen Gründen hatte sie es für sich behalten.
Wenngleich sie den Verlust des Vaters, der am Weihnachtsmorgen buchstäblich aus ihrem Leben verschwunden war, betrauerte, musste sie zugeben, dass es sie noch mehr schmerzte, ihren Bruder nicht zu kennen.
„Okay. Dann wollen wir es mal hinter uns bringen“, begann der Richter in gelangweiltem Ton. „Mein Lunch wird sonst kalt.“ Er blätterte die Unterlagen durch. „Also Körperverletzung, ja?“
Er grinste, und Viv bemerkte etwas sonderbar Vertrautes an ihm. Ein mulmiges Gefühl beschlich sie. Sie runzelte die Stirn und betrachtete ihn genauer. Unmöglich, aber er hatte eine frappierende
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