Tiffany Sexy Christmas Band 7
half und sie seine Hände durch den Wollstoff hindurch auf der Haut spürte, fühlte sie sich eine Sekunde lang sogar glücklich. Das war nicht die Berührung, nach der sie sich gesehnt hatte. Aber für heute Abend genügte sie ihr.
Es war ein kalter Winterabend mit eisigen Windböen. Der dichte Tannenwald erstreckte sich bis zur Spitze des Bergrückens wie eine Art Verteidigungslinie, die Pine Crest Hunderte Jahre lang von der Welt getrennt hatte. Die Stadt war voller solcher Grenzen. Wände, über die man nicht klettern sollte. Berge, auf die man nicht steigen sollte. Chloe erinnerte sich, schon früher hier oben gewesen zu sein und sich mit einer großen Gruppe von Jugendlichen heimlich durch ein Loch des Stacheldrahtzauns geschlichen zu haben.
An diesem Abend war sie außer Atem gewesen und hatte den hässlichen Wollmantel mit den Mottenlöchern getragen. Als sie aufgewachsen war, hatte sie ihre Kleidung immer gehasst. Die schlecht sitzenden Jeans genauso wie die unförmigen Kleider. Instinktiv fuhr sie mit beiden Händen über ihre Hüften, um deren Umfang zu überprüfen. Erleichtert stellte sie fest, schlank zu sein. Die fette Chloe gab es nicht mehr.
An diesem Abend hatten die anderen Jugendlichen sie so genannt. Als sie nach Hause gegangen war, hatten Tränen in ihren Augen gestanden. Doch vor den anderen hatte sie sich nichts anmerken lassen. Nie ließe sie jemanden wissen, wie sehr sie die Worte getroffen hatten. Aber irgendwo zwischen dem Ende des Bergwegs und den gepflasterten Gehsteigen der Stadt waren ihr dann die Tränen über die Wangen gerollt.
Chloe hatte immer nur heimlich geheult. Ihr Vater hatte es nicht leiden können, wenn sie geweint hatte. Ihre Eltern hatten sich scheiden lassen, als sie vier Jahre alt gewesen war. Betsy Skidmore hatte Pine Crest für immer verlassen und sich nie mehr für ihre Tochter interessiert. In Arkansas hatte sie dann ein zweites Mal geheiratet und mit ihrem neuen Ehemann vier Söhne bekommen.
Eric hatte sie an diesem Abend auf dem Gehsteig eingeholt und schweigend begleitet, bis sie schließlich zu weinen aufgehört hatte. Er hatte eine Fliegerjacke aus Leder und keine Mütze getragen. Denn das hatte er nie getan. Der Schnee in seinen Haaren hatte ihn älter wirken lassen. Er hatte fast wie ein richtiger Mann ausgesehen und sie bis zum Price Mansion begleitet.
„Du weißt, dass wir nur Spaß gemacht haben.“ Er steckte die Hände tief in die Hosentaschen.
Das war nicht gerade die beste Entschuldigung, die Chloe jemals gehört hatte. Aber er war Eric Marshall. Und er war groß und ernsthaft und trug Klamotten, für die sie gestorben wäre. Er war nicht in dem Sinn nett zu ihr. Aber sie war ein sechzehnjähriges Mädchen, und es gab Dinge, die sie verstand. Wenn er mit seinen Freunden zusammen war, nahm er sie nicht wirklich zur Kenntnis. Aber wenn er allein war …
Eric Marshall wollte sie. Sogar mit ihren zwanzig Kilo Übergewicht und dem hässlichen Mantel. Das war ein berauschendes Gefühl für eine fette Sechzehnjährige aus armen Verhältnissen. Er war schließlich Eric Marshall.
An diesem Abend hatte Chloe ihn das erste Mal geküsst. Oh nein, von sich aus hätte er sie niemals angerührt. Aber er hatte die Arme um sie geschlungen, nachdem sie seinen Kopf zu sich heruntergezogen hatte. Er hatte nach einem teuren Männerparfüm und Lust geduftet. Aber sein Kuss war zugleich drängend und respektvoll, leidenschaftlich und dennoch zärtlich gewesen – also genau so, wie ein erster Kuss sein sollte. Er hatte sie vorsichtig berührt und war nicht zu weit gegangen. Jedenfalls nicht an diesem Abend.
Chloe schaffte es, sich einen hingerissenen Seufzer zu verkneifen. In nicht einmal sechs Meter Entfernung schwang Eric die Axt, um den Tannenbaum zu fällen, den sie ausgesucht hatten. Seinen Parka hatte er achtlos in den Schnee geworfen. Bei jeder seiner kraftvollen Bewegungen zeichneten sich seine harten Muskelstränge unter dem Wollhemd ab. Einem Mann dabei zuzusehen, wie er körperliche Arbeit verrichtete, hatte etwas sehr Anregendes. Er murmelte grimmig einige Worte vor sich hin. Offenbar fluchte er. Aber das störte sie nicht.
„Wie läuft es?“, rief sie. Vor allem weil sie munter und vergnügt wirken wollte. Denn in der Vergangenheit hatte Chloe Skidmore nie diesen Eindruck vermittelt.
Eric, der gerade zum nächsten Schlag ausholte, hielt mitten in der Bewegung inne und funkelte sie an.
„Du weißt, dass wir das nicht tun müssen.“ Fast –
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