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Tiger Eye

Titel: Tiger Eye Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marjorie M. Liu
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zurück. Gib ihr deine Haut.«
    Hari beugte sich über Delas Mund und küsste sie mit all seiner Leidenschaft und Liebe, die er aufbringen konnte, wollte, dass sie lebte, erflehte es mit jeder Faser seines Körpers und seiner Seele. Tränen liefen ihm über das Gesicht, tropften auf ihre Wangen, und er zog sie dichter in die Arme, versank in ihr, vergaß alles außer ihren kühlen Lippen. Er atmete für sie, wünschte ihr Träume, überschüttete sie mit Verlangen, mit seiner ganzen Seele - denn wenn sie ihn verließ, würde er ihr folgen.
    Licht erfüllte ihn, ein goldenes, sanftes Licht, das seine Vision mit unirdischer Schönheit erfüllte. Diese schimmernde Vision glitt von seinem Körper in Delas hinein und sank in ihre Haut. Sie glühte, und Haris Herz fühlte sich nicht kleiner an, im Gegenteil. Es war so voll, dass er glaubte, es müsse platzen, und das Biest schmiegte sich an das Licht, wild und doch zufrieden.
    Delas Lippen bewegten sich. Hari unterdrückte ein Schluchzen, presste sie fest an seine Brust, sog ihre plötzliche Wärme ein wie ein Ertrinkender, den Atem, der aus ihrem süßen Mund hauchte. Er fühlte, wie ihre Hände durch sein Haar strichen, und schmeckte Tränen.
    »Ich liebe dich«, flüsterte er an ihren Lippen. »Oh, Delilah, warum hast du das getan? Ich wäre für dich gestorben.«
    »Ich wollte, dass du lebst«, murmelte sie und liebkoste seine Kehle mit ihren Fingern. »Ich wollte, dass du für mich lebst. Und das hast du getan.«

19
    Die Hilfe kam von einer höchst unerwarteten Seite.
    Wie Artur und die anderen später erzählten, war der Minivan nicht mehr zu reparieren, während ihre Versuche, andere Fahrzeuge anzuhalten, mit wenig freundlichen Kommentaren der vorbeifahrenden Lenker erwidert wurden. Die vier Männer bereiteten sich schon auf einen langen, ziellosen Fußmarsch vor, als ein verbeulter Lieferwagen neben ihnen hielt. Das Gesicht des Fahrers kam ihnen bekannt vor.
    »Ihr Mistkerle habt verdammtes Glück, dass ich so neugierig bin«, sagte Koni, der nackt auf dem Fahrersitz saß.
    Neugierig genug, um seine Gestalt gewandelt zu haben und allen vom Kosmo Klub nach Hause gefolgt zu sein. Seit dieser Nacht hatte er sie nicht mehr aus den Augen gelassen. Und außerdem war er aufmerksam genug zu sehen, wie der Magier Dela entführte und sie in sein Haus in den Bergen brachte. Danach war er so besorgt, dass er zurückkehrte, ihre Freunde suchte. Und sogar verrückt genug, einen Wagen zu stehlen, nachdem er über ihr liegen gebliebenes Fahrzeug hinweggeflogen war.
    Long Nü hörte den Wagen als Erste und warnte die anderen mit einem scharfen Schrei. Schuppen wuchsen über ihrem Handgelenk und schimmerten in Regenbogenfarben auf ihrer Haut, bildeten Knochen und... waren verschwunden, als sie wieder ihre menschliche Gestalt annahm. Sie glitt in die Schat-
    ten, aus dem Licht, das aus den Fenstern des Hauses hinter ihnen fiel.
    Hari legte Delas Kopf in seinen Schoß und umschlang ihre Schultern mit den Armen. Er musste sie ständig berühren, drückte seine Lippen auf ihr Haar, ihre Wangen und ihre Stirn. Lise saß neben ihnen und hatte die Arme um sich geschlungen. Ihre Handschellen waren fort. Dela hatte es gerade noch geschafft, sie vollständig abzunehmen.
    Dela schloss die Augen und fühlte ein warmes Glühen in ihrem Herzen. Es war wie eine Gravur im Stahl, der Eindruck von etwas Namenlosem, Ungezähmtem, das langsam durch ihre Brust kreiste.
    »Ich war tot«, sagte sie zu Hari. »Was hast du getan?«
    Hari küsste sie auf den Mund. »Ich habe dir meine Haut gegeben.«
    »Ich kann sie fühlen.« Traurigkeit mischte sich mit Freude. Hari schien den Konflikt in Delas Blick zu erkennen und legte seine Hände zärtlich um ihr Gesicht.
    »Diese Verwandlung ist äußerlich. Entscheidend ist der Geist in der Haut. Der Tiger lebt immer noch in mir, Delilah. Und jetzt auch zum Teil in dir. So soll es sein, und es tut mir kein bisschen leid.«
    »Hari«, Dela zögerte. »Ich möchte, dass du weißt... Der Magier... Er hat mich nie... nicht berührt. Nicht so.«
    Hari schloss kurz die Augen und strich mit seinen Fingerspitzen über ihre Wangen.
    Ein Minivan fuhr die lange Auffahrt hinauf. Artur stieg als Erster aus und lief sofort los. Er sagte zwar nichts, als er Delas Gesicht sah, sein Blick aber war so ernst, dass Dela die Hand ausstreckte und ihn berührte.
    »Nicht so schlimm«, sagte sie. »Mach dir keine Sorgen.«
    Es stimmte. Was Hari getan hatte, hatte ihre Rippen und einige

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