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Tigerlilie - Paul, I: Tigerlilie

Tigerlilie - Paul, I: Tigerlilie

Titel: Tigerlilie - Paul, I: Tigerlilie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivy Paul
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es zu einem strammen Zopf zu flechten.
    Anna war von der Geschicklichkeit fasziniert. Sie hatte nicht erwartet, dass ein Mann zu solch filigranen Arbeiten fähig wäre.
    Schließlich baumelte ein Flechtzopf, schwarz glänzend wie Hämatit, über Christophers Rücken.
    Er bückte sich nach seinen Kleidern, schlüpfte in die Strümpfe, die Culotte, zog sich Hemd und Gilet an und band sich mit derselben Geschicklichkeit die Krawatte, ehe er seinen Frack überzog.
    „Du kannst jetzt herauskommen.“
    Er sah ihr direkt ins Gesicht, und sie zuckte zurück, als ihr klar wurde, dass er ihre Anwesenheit im ersten Moment bemerkt hatte.
    „Coinneach ist da.“ Damit drehte sie sich um und stapfte durch das Dickicht zum Cottage zurück, ohne auf Christopher zu warten.
    Trotz ihrer langen Röcke gelang es ihm erst am Waldrand, sie einzuholen.
    Vor der Hütte stand bereits der Karren. Coinneach hatte sich auf dem Kutschbock ausgestreckt und schien zu dösen.
    Christopher hielt Anna am Unterarm fest. Sie versuchte, sich zu befreien, und Christopher umfasste ihre zweite Hand und zog sie an sich.
    „Bist du verrückt?“, zischte Anna.
    „Weil uns dieser Coinneach bemerken könnte?“
    Anna leckte sich über ihre Lippen. Ihr Herzschlag beschleunigte sich.
    „Anna.“ Christophers Stimme war nah an ihrem Ohr. Ein Schauer überlief sie.
    „Ich werde dich jetzt küssen“, kündigte er an. „Wenn du das nicht willst, musst du es sagen. Schlagen und treten wird mich nicht abhalten.“
    Anna holte mit ihrem Bein aus, traf jedoch ins Leere.
    „Du kleines Biest!“ Er zwang ihre Arme auf den Rücken, zog sie enger an sich. Ein Zittern überlief sie.
    Sanft zeichnete Christophers Zungenspitze Annas Lippenform nach. Sie wehrte sich halbherzig und stellte ihre Gegenwehr ein, als Christophers Zunge in ihren Mund glitt. Sie fühlte seine Erektion an ihrem Bauch.
    Sein Daumen streichelte ihr Handgelenk. Erregung verbreitete sich aus Annas Bauchhöhle bis in den kleinsten Winkel ihres Leibes und brachte all ihre Nervenenden zum Glühen und Vibrieren. Sie war nicht bereit, ihre Befreiungsversuche einzustellen und kämpfte gegen Christophers Hände, gleichzeitig presste sie ihren Körper enger an den seinen.
    Als seine Zunge ihren Mund mit verführerischem, zärtlichem Streicheln erkundete, stöhnte sie leise und drängte sich an ihn.
    Christopher ließ sie los und trat zurück. Plötzlich ihres Halts beraubt, stolperte Anna. Christopher fing sie auf. In seinen Augen funkelte boshafter Schalk.
    „Du liebst es, andere zu beobachten, nicht wahr?“, raunte er an ihrem Ohr. „Es bringt dein Blut in Wallung und erfüllt dich mit diesem Kribbeln, das die Gesellschaft den Frauen ausreden will.“
    Er sorgte dafür, dass Anna sicher stand, und warf ihr einen glutvollen Blick zu, ehe er sich Coinneach und dem Karren zuwandte.
     
    Rückreise verlief ohne besondere Ereignisse. Sie wählten eine andere Route und kehrten auf ihrem Weg als Mr. und Mrs. Drysdale in den Gasthäusern ein. Da sie den direkteren Weg wählten, erreichten sie London in kürzerer Zeit als erwartet.
    Müde und erleichtert betraten Christopher und Anna die Eingangshalle. Christopher verabschiedete sich von Anna, indem er ihre Hand an seine Lippen hob. „Bao bringt dich nach oben. Ruh dich aus, ich habe zu arbeiten!“
    Anna seufzte. So sah der Alltag einer Ehefrau also aus. Ein flüchtiger Kuss und ein zerstreuter Abschied.
    Anna folgte der Chinesin nach oben. Vor der Zimmertür verbeugte sich Bao und ließ Anna das Schlafgemach betreten.
    „Persönliches Schlafzimmer der taitai. “
    Anna sah die Dienerin an. „ Taitai ?“
    Die Frau sah Anna an. Durch die rasche Kopfbewegung fiel ihr Haar nach hinten und gab den Blick auf die linke Gesichtshälfte frei.
    Anna unterdrückte ein erschrockenes Keuchen. Zwar hatte sie bemerkt, dass die Haut offenbar makelbehaftet war, doch diese Verunstaltung war unerwartet. Sie streckte ihre Hand nach Bao aus, und als ihre Finger die Wange berührten, zuckte die Chinesin zurück.
    „Ich werde dir nicht wehtun“, versprach Anna sanft und strich Bao das Haar aus dem Gesicht, um die Narben zu betrachten. Vernarbtes Gewebe überzog das Antlitz der Frau von der Schläfe bis hinunter zum Kieferknochen. Das Ohr sah aus wie von Säure zerfressen.
    Anna schluckte und bemühte sich, der anderen ihr Entsetzen nicht zu zeigen.
    „Was ist da passiert?“
    Bao zog sich die Strähnen wieder über die entstellte Haut und senkte den Kopf.
    „Bao, ist das

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