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Tijuana Blues

Tijuana Blues

Titel: Tijuana Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Trujillo Muñoz
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Selbstmörder den Tod, den er nirgends findet.«
    Ein Passagier ging durch den Gang und starrte ihn an. Morgado fühlte sich dem Blick schutzlos ausgeliefert, öffnete hastig seinen Rucksack und atmete erleichtert auf, als er die dunkle Sonnenbrille fand. Er setzte sie auf, ohne darüber nachzudenken. Das wird noch zu einer regelrechten Manie, dachte er. Schlimmer noch, zu einer Lebensform.
    Und gut geschützt tauchte er wieder in Gesetzlose Straßen ein, in dieses Niemandsland, das schon Teil seines Herzens, seiner Instinkte war: »Die Stimmung an der Grenze ist Aufbruchsstimmung. Menschen, die an der Grenze sterben, sterben einen glücklichen Tod.«
     

Tijuana City Blues
     
    The law? The law gives us nothing
    but a corpse, wrapped in a dirty mantle.
    The law is based on murder and confinement,
    long delayed,
    but this, following the insensate music,
    is based on the dance:
    an agony of self realization
    bound into a whole
    by that which surrounds us
    I cannot escape
    I cannot vomit it up
    William Carlos Williams, The Desert Music
     
     
     
1
     
    Sosehr er es auch versuchte, Morgado konnte sich nicht auf seine Arbeit konzentrieren. Das Gehämmer und das Geräusch einer unermüdlichen Säge zerrten an seinen Nerven. Das Schlimme war, dass er nichts tun konnte. Es sei denn, er würde alle Papiere aus seinem Büro und dem Aktenschrank zusammenpacken und in das Café an der Ecke umziehen. Also musste die Verteidigung einer Gemeinschaft von Landarbeitern noch einen Tag warten.
    »Señor Márquez, wann hört der Lärm endlich auf?«, fragte er, als ihm klar wurde, dass er von dort verschwinden musste oder für immer ertauben würde.
    Manuel Márquez, der Tischlermeister, schenkte ihm keine Beachtung. Er hämmerte weiter auf ein noch nicht eingepasstes Holzteil ein.
    »Señor Márquez!« Dieses Mal schrie er, und tatsächlich wandte Manuel sich ihm zu.
    »Was ist denn?«
    »Wie lange brauchen Sie denn noch für das Regal?«
    Manuel zog die Mütze mit dem Bild des Subcomandante Marcos ab und betrachtete das hartnäckige Holzteil, mit dem er schon den ganzen Nachmittag kämpfte. »Zwei Tage. Höchstens drei«, antwortete er. »Warum?«
    Morgado fand sich damit ab. »Ach, nichts. Tun Sie weiter Ihre Arbeit, ich verschwinde.«
    »Endlich«, sagte Manuel, »dann können wir loslegen.«
    »Loslegen?«, fragte Morgado ungläubig, der bis zu diesem Augenblick die Dinge nicht aus dem Blickwinkel der Tischler gesehen hatte. »Das müssen Sie mir erklären.«
    Manuel setzte die Kappe wieder auf, diesmal mit dem Schild nach hinten.
    »Ja, Chef. Wir sind lange genug sanft mit dem Teil umgesprungen.«
    »Sanft?«
    »Um Sie nicht zu stören, wissen Sie. Um Sie in Ruhe schreiben zu lassen.«
    »Mann!«, rief Morgado wütend. »Und wer ist auf diese barmherzige Idee gekommen?«
    »El Güero, Chef. Den wir Nägel holen geschickt haben.«
    »Wie rücksichtsvoll von ihm.«
    Manuel und die beiden anderen anwesenden Tischler lachten. Morgado merkte, dass ihm offensichtlich etwas entgangen war.
    »Danken Sie ihm nicht, Chef«, sagte Manuel. »El Güero will Sie um einen Gefallen bitten, eine kleine professionelle Hilfe. Deswegen ist er so nett.«
    Morgado versuchte sich an den Tischler zu erinnern, von dem sie sprachen. Ein älterer, grauhaariger Mann zwischen vierzig und fünfzig, groß, schlottrig, wortkarg und mit ausweichendem Blick. Der Fachanwalt für Menschenrechte dachte, bestimmt will er, dass ich einen seiner Verwandten aus dem Gefängnis hole. Was sonst?
    Er ging mit zwei Mappen voller Dokumente die Treppen hinunter. Das Gehämmer war immer noch zu hören, als er El Güero traf, der mit einer Tüte Nägel und zwei Stücken Drahtgewebe die Treppe hochkam.
    »Gehen Sie schon, Chef?«, fragte El Güero.
    »Ich fliehe vor dem Inferno da oben«, scherzte Morgado und wollte schnell weiter, bevor dieser Mann ihm einen Strafprozess aufbürdete.
    »Ich möchte mit Ihnen reden, Chef.«
    Morgado hielt an. Er wollte weiter und seine Arbeit beenden. Aber der Ton von El Güero ließ ihn zögern. Er legte die Mappen auf den Treppenabsatz. »Ein Problem mit dem Gesetz?«, fragte er.
    Anstelle einer Antwort zog der Tischler einen weißen Umschlag aus dem Hemd und steckte ihn in Morgados Jackentasche. »Das ist ein großer Gefallen, um den ich Sie da bitte, Chef. Eine komische Sache.«
    »Man bittet mich meistens um komische Sachen, Güero«, erwiderte Morgado. »Darf ich dich so nennen, oder hast du noch einen besseren Namen?«
    »Nennen Sie

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