Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tijuana Blues

Tijuana Blues

Titel: Tijuana Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Trujillo Muñoz
Vom Netzwerk:
instabil. Sollte ständig überwacht werden.«
    Dann gab er einen speziellen Sicherheitscode ein und tat den letzten Zug eines lange aufgeschobenen Spiels: »Alicia Beltrán, Bundesagentin, Codenummer 414B, wird ihn in Mexico City überwachen. Erreichbar über Postfach 1727 Rom Süd.«
    Nachdem er überprüft hatte, dass die neue Information gespeichert war, machte Harry den Computer aus und ging in die Küche, um sich eine Dose Bier zu holen.
    Seine Frau saß im Wohnzimmer und sah fern.
    »Was läuft?«
    » Twin Peaks . Der Detektiv weiß immer noch nicht, wer der Mörder ist.«
    Dávalos blieb einen Moment stehen. »Aber das liegt doch auf der Hand«, sagte er.
    Seine Frau sah ihn an. »Im Ernst?«
    »Klar, es ist ganz einfach.«
    »Schon gut, Mr. Know it all. Sag schon, wer ist der Schuldige?«
    »Alle sind schuld. In diesem Scheißkaff ist keiner unschuldig.«
    » Don’t fuck me « , erwiderte seine Frau und wandte ihm wieder den Rücken zu.
    Dávalos kehrte in sein Arbeitszimmer zurück und fläzte sich in seinen Lieblingssessel. Er hob die Bierdose zum Gruß. »Bis zum nächsten Mal, Morgado. Bis zum nächsten Mal.«
     
23
     
    Im Wartesaal des Flughafens von Mexicali konnte Atanasio sich nicht zurückhalten. »Morgado, du bist wirklich gemein. Du hast sie mir nicht einmal vorgestellt.«
    »Hätte ich ja gerne, aber es ging nicht. Die Kleine hat sich ohne Vorwarnung aus dem Staub gemacht.«
    »Ausreden. Du wusstest, wenn sie mich sieht, verliebt sie sich auf der Stelle in mich. Reine Eifersucht. Gib es zu.«
    »Schon gut. Ich gebe es zu. Es war Eifersucht.«
    »Klar. Wie heißt sie?«
    »Alicia. Alicia Beltrán.«
    Als Morgado ihren Namen aussprach, spürte er ihre Abwesenheit umso mehr.
    »Das Gute ist, dass alles wieder seinen gewohnten Gang geht. Der alte Sifuentes wird wie immer für die Familie sorgen. Und ich, als guter Samariter, werde mich um die Witwe kümmern.«
    Morgado nickte abwesend. Atanasio ließ ihn seinen Gedanken nachhängen und erledigte ein paar Telefonate.
    Ein alter Mann, der wie ein gehetztes Tier um sich blickte, setzte sich neben Morgado. Der war sofort auf der Hut. Sie konnten ihn immer noch töten, an diesem letzten Tag in Mexicali, auch wenn die Wetten jetzt zu seinen Gunsten standen.
    Der alte Mann fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und gab Morgado Zeichen, näher zu rücken. »Ich werde Ihnen ein Geheimnis verraten. Aber Sie müssen mir versprechen, es nicht auszuplaudern, bis ich Ihnen Bescheid gebe, ja?«
    Noch ein Verrückter, dachte Morgado, ich scheine sie anzuziehen wie ein Magnet. »Ich verspreche es.«
    Der alte Mann sah ihm in die Augen. »Hier spürt man die Hitze nicht wegen der Klimaanlagen. Sehen Sie? Aber man hat diese Apparate nicht nur dafür erfunden. In den Fünfzigerjahren wurden sie hier in Mexicali überall installiert. Und wissen Sie warum?
    Weil Mexicali immer ein Versuchslabor der Gringos war. Und die Klimaanlagen waren eines der erfolgreichsten Experimente. Die von der Luftwaffe haben sie hier installiert, um zu sehen, wie die Leute reagieren, wenn sie lange Zeit in geschlossenen Räumen leben und gefilterte Luft mit verschiedenen Gaskonzentrationen atmen. Weil die Leute im Sommer fast nie die Häuser und Büros verlassen, sind die Bedingungen perfekt, um zu testen, wie es ist, in einem künstlichen Klima zu leben und zu atmen. Denken Sie darüber nach! Wir sind die Begründer des Weltraumprogramms der Gringos, die Versuchsratten.«
    »Man sollte Ihnen einen Orden verleihen, nicht wahr?«
    Die Bemerkung brachte den alten Mann auf. »Nein! Nie! Sehen Sie denn das Problem nicht? Das Experiment wurde ohne unsere Zustimmung gemacht und hat dazu gerührt, dass mehrere Generationen von Einwohnern Mexicalis an Allergien, Krebs und allen möglichen Atemwegserkrankungen litten. Das war … das ist … ein Verbrechen. Aber keiner weiß davon. Keiner hat Beweise. Nur ich.«
    »Und warum erzählen Sie mir das? Warum wenden Sie sich nicht an die Presse? Warum wollen Sie es noch länger totschweigen?«
    Der alte Mann rückte noch näher an Morgado heran und flüsterte ihm zu: »Ich weiß, wer Sie sind. Ich weiß, was Sie hier getan haben. Manchmal hilft die Presse, manchmal stört sie nur. Aber Sie werden niemals vergessen, was ich Ihnen gerade erzählt habe, selbst wenn Sie es wollen. Und früher oder später werden Sie etwas unternehmen müssen. Ja, Sie werden etwas unternehmen müssen. Ich weiß es. Ich weiß es.«
    Ohne sich zu verabschieden, ging der alte

Weitere Kostenlose Bücher