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Tijuana Blues

Tijuana Blues

Titel: Tijuana Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Trujillo Muñoz
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Universitaria. Also gehen Sie mir nicht auf den Zeiger und erklären Sie mir, was mit diesem Andresito passiert ist.«
    »Sie haben ihn mitten auf der Plaza Cachanilla vor aller Augen entführt. Mitten am Tag und mit mehr als zwanzig Polizisten und Wachleuten drum herum. Eine Frau hat ihn der Mutter in einem unachtsamen Moment entrissen. Die Einwohner Mexicalis haben sofort reagiert. Die Entführung wurde als öffentlicher Affront gegen die gesamte Bevölkerung gesehen. Und die Sache mit Andresito war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Es hatte eine ganze Welle von Entführungen gegeben, und niemand hat herausfinden können, was mit diesen Kindern geschehen ist. Binnen weniger Tage hatten die Polizeibehörden, Gruppen von Zivilisten und Hilfsorganisationen eine Suchkampagne auf die Beine gestellt. Ohne Erfolg.«
    »Ich hoffe, es war keine Hexenjagd.«
    »Fast. Weil die Entführerin indianisch aussah, wurden viele Indiofrauen oder solche mit ähnlichen Zügen festgenommen und befragt. Wenn ein neues Kind in der Nachbarschaft auftauchte, nahm die Polizei die Eltern in die Zange, bis sie ihre Elternschaft zweifelsfrei bewiesen hatten. Noch heute sind die Straßen fast menschenleer, weil die Mütter ihren Kindern verbieten, draußen zu spielen.«
    »Eine kollektive Psychose.«
    »Eine unkontrollierbare kollektive Panik. Viele Sekretärinnen und berufstätige Mütter wollen ihre Kinder nicht mehr in den Hort lassen. Die Leute misstrauen einander. Es gibt eine hohe Fehlquote in den Fabriken, Firmen und öffentlichen Einrichtungen.«
    »Aber das ist es nicht, was die Regierung des Staates am meisten beunruhigt, stimmts?«
    Contreras schloss die Augen und legte die Hände auf sein rundliches Gesicht. »Nein. Das Schlimme ist der öffentliche Druck. Da ist an erster Stelle die Forderung, Andresito zurückzuholen. Was uns bis jetzt nicht gelungen ist. Nur falsche Fährten. Zweitens gibt es die dringliche Forderung seitens der Parteien und der Menschenrechtsorganisationen, die Ermordung von Doktor Fidel Chacón aufzuklären. Und was das angeht, wissen wir absolut nichts.«
    »Und das Video? Wo kommt das her?«
    »Die Polizei hat es gefunden, als sie die Umgebung des Leichenfundortes durchkämmt hat. Anscheinend wollte Doktor Fidel Chacón sich als Videofilmer betätigen. Er wollte vielleicht einen Dokumentarfilm drehen. Er hatte die Kamera bestimmt dabei, um aus vorsichtiger Distanz den Ort und die Gesichter der Entführer zu filmen.«
    »Aber dann war er doch nicht so vorsichtig«, bemerkte Morgado.
    »Nein. Die Ermittler gehen davon aus, dass er nicht genau wusste, wie die Kamera zu bedienen war. Und so hilft uns das Gefilmte nicht viel weiter.«
    »Und die Aussage, er befinde sich in der Nähe der Straße nach San Felipe?«
    Contreras nahm einen großen Schluck von seinem Whisky, bevor er antwortete. »Das Wichtigste zuerst. Nehmen Sie den Fall an?«
    »Das mit Andresito oder die Ermordung des Docs?«
    »Weil es fast sicher ist, dass die Fälle miteinander zu tun haben, kümmern Sie sich um beide zum Preis von einem, nicht wahr? Die Regierung des Staates Baja California will, dass Sie nach Mexicali reisen und unsere Ermittlungen überwachen. Dass Sie uns öffentlich das Vertrauen aussprechen.«
    »Vergessen Sies. Meine Antwort ist nein.« Morgado stand auf und ging zur Tür.
    »Schon gut. Schon gut. Ich wollte Sie nur testen.«
    Morgado ging schnurstracks zurück, packte Contreras am Revers seines englischen Jacketts, hob ihn hoch und drückte ihn gegen die Wand des Büros. »Mich testen? Für wen verdammt noch mal hältst du dich? Für Gottvater?«
    Contreras hob die Arme und ergab sich. »Verzeihen Sie! Verzeihen Sie! Niemand stellt Ihre Ehrenhaftigkeit in Frage. Wir alle wissen, dass Sie Experte in Menschenrechtsfragen und nicht käuflich sind. Entschuldigen Sie, wenn ich Ihnen zu nahe getreten bin!«
    Morgado sah Contreras fest in die Augen; der zitterte. Dann ließ er ihn mit zerknittertem Anzug und schweißgebadet stehen. »Sagen Sie Ihrer Regierung, sie kann sich ihre Probleme sonst wohin stecken.«
    »Ist ja gut«, sagte eine weibliche Stimme hinter ihm. »Aber was ist mit dem entführten Kind? Welches Signal geben Sie denen, die sich an der Grenze über die Menschenrechte hinwegsetzen, wenn Sie sich weigern einzugreifen? Wollen Sie, dass Doktor Chacóns Opfer umsonst war?«
    Die Frau trug ein graues maßgeschneidertes Kostüm und sah ihn mit ihren ein Meter neunzig streng von oben herab an. Morgado

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