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Tijuana Blues

Tijuana Blues

Titel: Tijuana Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Trujillo Muñoz
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zufrieden mit seiner Arbeit, die Handschuhe aus.
    Der Assistent trat an seinen Platz und begann die Arterien zu verbinden und den Schnitt zu vernähen. Wieder Schicht für Schicht, bis zur dunklen Haut.
    » Good job, gentlemen « , befand der Anästhesist.
    »Wir verschwinden von hier«, befahl der Chefchirurg.
    »Was ist mit der Feier?«, fragte sein Assistent.
    »In Calexico. Nicht in Mexico City. Ich hab keine Lust auf Montezumas Rache.«
    Mit lautem Türenschlagen trat die Gruppe auf einen hell erleuchteten Flur, wo sie von einer schlanken Frau mit gefärbtem Haar erwartet wurde, die nervös eine Zigarette rauchte. »Alles klar? All right? « , fragte sie mit kubanischem Akzent das Arzttrio.
    Der Chefchirurg öffnete theatralisch die Arme und legte die Hände auf die Schulter seiner Kollegen. »Sie wissen doch, die drei amigos sind die Besten.«
    Die Frau holte einen weißen Umschlag aus einer winzigen Umhängetasche und gab ihn dem Chirurgen. »Fünfzehntausend Dollar. Ohne Steuern.«
    » Thanks, madam. Wann geht es weiter?«
    »In einer Woche. Aber nicht hier. Ich rufe Sie an.«
    »Es ist eine Freude, mit Ihnen zu arbeiten, Molly«, sagte der Assistent schmeichlerisch.
    »Es ist eine Freude, sich das Geld zu schnappen und abzuhauen«, gab die Frau zurück.
    »See you later, alligator«, scherzte der Chirurg und machte sich auf den Weg zum Ausgang der Klinik.
    »Und das Kind?«, wagte sich der Anästhesist später kühn vor, als sie in der Schlange standen, um die Grenze in die Vereinigten Staaten zu überqueren. »Was passiert mit ihm?«
    »Das ist nicht dein Problem, Mann«, würgte ihn der Assistent ab. »Das ist ein mexikanisches Problem.«
    »Ich weiß, aber …«
    »Schau her, Partner«, erklärte ihm der Chirurg, »das war dein erstes Mal bei dieser Art von Job. Freu dich über dein Geld und stell keine Fragen nach dem Kind. Molly zahlt der Familie muchos dólares, und alle sind glücklich und zufrieden. Fertig.«
    »Glücklich, aber mit einer Niere weniger.«
    »Was willst du eigentlich?«, fragte der Assistent enerviert. »Das ist das Gesetz des Westens: Das Leben ist billig, das Leben ist grausam. Live and let die, Mann, so wie Billy the Kid.«
    »Ich mag Billy the Kid nicht«, sagte der Anästhesist.
    »Dafür mag ich Bier, und zwar jetzt«, sagte der Chirurg und erklärte damit die Diskussion für beendet.
     
3
     
    Am Tag nach seinem Gespräch mit Rechtsanwalt Ismael Contreras, na ja, man konnte es auch Streit nennen, sah sich Morgado mit zwei beunruhigenden Faktoren konfrontiert. Mit der nackten Frau, die immer noch in seinem Bett schlief, was eigentlich kein Anlass zur Sorge war. Und mit dem Gefühl, sich im Verlauf der Nacht zu einer Ermittlung verpflichtet zu haben, die mindestens eine Nummer zu groß für ihn war. Das ließ sich mit Hilfe gewisser Freunde lösen. Aber Kopfzerbrechen bereitete ihm die Tatsache, dass er den Namen der Frau nicht mehr wusste, die jetzt ihre blauen Augen aufschlug und ihn anlächelte. So muss es auch dem armen Adam gegangen sein, als er zum ersten Mal außerhalb des Paradieses aufwachte. Wer ist diese Frau? Wie heißt sie? Wo habe ich sie kennen gelernt?
    Als Doktor Esparza Morgados zweifelndes Gesicht sah, sagte sie mit rauchiger Stimme: »Mach dir keine Gedanken. Das passiert so zerstreuten Männern wie dir ständig. Ich heiße Guadalupe Esparza. Ich habe dich gestern verführt, und ich gedenke, dich bis auf den letzten Peso zahlen zu lassen, was ich glaube wert zu sein.«
    »Wenn du willst, stell ich dir einen Blankoscheck aus«, versuchte Morgado zu scherzen.
    Doktor Esparza sprang auf und ging ins Bad. »Hast du noch nie von einem Pakt mit dem Teufel gehört, Kollege?«
    »Du wirst mir doch jetzt nicht sagen wollen, dein wahrer Name sei Mephisto?«
    Morgado hörte, wie die Dusche lief.
    »Mach bitte Kaffee. Das ist doch keine Art, eine Dame zu behandeln.«
    »Und wie wäre die?«, wollte Morgado wissen.
    Diesmal bekam er keine Antwort. Da fiel ihm etwas anderes wieder ein. Während seines unruhigen Schlafes waren zwei der Bilder aus dem Video immer wieder aufgetaucht: der weiße Zaun und der abgestellte Pick-up. Aber wie das bei Träumen so ist, als er aufwachte, konnte er ihnen keine Bedeutung mehr zuordnen. Er musste diese Bilder noch einmal sehen, sie ganz aufmerksam durchgehen.
    Der Kaffee war fertig, bevor Doktor Esparza in Morgados kleiner Küche auftauchte.
    »Bitte sehr. Da stehen Milch und Zucker.«
    »Willst du mir nicht Gesellschaft

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