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Till Eulenspiegel

Till Eulenspiegel

Titel: Till Eulenspiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erich Kästner
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langsam von Bett zu Bett und unterhielt sich mit den Leuten. Er sprach sehr leise und geheimnisvoll mit jedem von ihnen. Und einem jeden sagte er das gleiche.
    „Ich will euch allen helfen“, sagte er, „dir, mein Freund, und den andern auch. Und ich weiß ein fabel-haftes Rezept dafür. Ich muß einen von euch zu Pulver verbrennen. Dieses Pulver müßt ihr dann einnehmen. Ich habe mir auch schon überlegt, wen von euch ich zu Pulver verbrennen werde: den Kränksten im Saal. Das 25

    wird das beste sein, meinst du nicht auch? Na also.“
    Dann beugte er sich noch tiefer und fuhr noch leiser fort:
    „In einer halben Stunde hole ich den Verwalter herauf.

    Der wird die Gesunden unter euch fortschicken. Es wird also gut sein, wenn du dich ein bißchen beeilst, mein Lieber. Denn den Letzten verbrenne ich leider zu Pulver.
    Die Sache will’s!“ So ging er zu jedem und erzählte jedem das gleiche. Dann holte er endlich den Verwalter nach oben. Und der Verwalter rief mit lauter Stimme:
    „Wer sich gesund fühlt, ist entlassen!“
    In drei Minuten war der Saal leer! Alle rannten oder humpelten, so schnell sie nur irgend konnten, aus dem Krankenhaus hinaus. Solche Angst hatten sie! Es waren welche dabei, die seit zehn Jahren hier gelegen hatten.
    Der Hospitalverwalter war sprachlos. Er raste ins Büro und brachte Eulenspiegel zweihundertzwanzig (220) 26
    Gulden. Die streckte er ihm hin und sagte: „Zwanzig Gulden gebe ich Ihnen extra. Sie sind der beste Arzt der Welt.“
    „Stimmt“, sagte Eulenspiegel. Damit meinte er den Geldbetrag.
    Er steckte ihn in die Tasche, empfahl sich und machte, daß er Nürnberg in den Rücken bekam.
    Schon am nächsten Tag kehrten alle Kranken ins Hospital zum Heiligen Geist zurück und legten sich wieder in ihre Betten.
    Der Verwalter war außer sich. „Um alles in der Welt“, rief er, „ich denke, er hat euch gesund gemacht?“
    Da erzählten sie ihm, warum sie gestern davongelau-fen waren, und daß sich keiner habe zu Pulver verbrennen lassen wollen.
    „Ich bin ein Esel“, sagte der Verwalter. „Der Lump hat mich betrogen, und ich habe ihm sogar noch zwanzig Gulden mehr gegeben, als er verlangt hat!“
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    5. WIE EULENSPIEGEL EULEN UND MEER-
    KATZEN BUK

    Einmal kam Eulenspiegel auch nach Braunschweig und suchte die Herberge „Zur Heimat“, weil er dort über-nachten wollte. Er fragte einen Bäcker, der vor seinem Laden stand, nach dem Weg. Der Bäcker beschrieb ihm genau, wie er gehen müsse, und fragte noch: „Was bist du denn eigentlich?“
    „Ich?“ sagte Till, „ich bin ein wandernder Bäckergeselle.“ Da freute sich der Bäcker, denn er brauchte gerade einen Gesellen. Und Eulenspiegel blieb für Lohn, Beköstigung und freies Logis in der Bäckerei. Weil nun der Meister selber mitunter in der Backstube arbeitete, fiel es ihm am ersten und zweiten Tage überhaupt nicht auf, daß Till vom Backen nicht mehr verstand als ein Ochse vom Klavierspielen. Doch am dritten Tage wollte sich der Meister früh am Abend schlafen legen. Vielleicht wollte er auch in den Gasthof Zum schwarzen Eber gehen und kegeln. Jedenfalls sagte er zu Till: „Heute nacht mußt du allein backen. Ich komme erst morgen früh wieder herunter.“
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    „Ist recht“, meinte Till. „Aber was soll ich denn backen?“
    „Da hört sich ja Verschiedenes auf!“ rief der Meister.
    „Du bist ein Bäckergeselle und fragst mich, was du backen sollst! Meinetwegen Eulen und Meerkatzen!“ Er hätte ebensogut sagen können: ,Veilchen und junge Hunde’; und er sagte ,Eulen und Meerkatzen’ natürlich nur, weil er sich über die dumme Frage seines Gesellen geärgert hatte.
    Aber als er fort war, rührte Eulenspiegel den Teig an und buk von zehn Uhr abends bis drei Uhr früh tatsächlich lauter Eulen und Meerkatzen.

    Als der Meister am Morgen hereintrat, dachte er, er käme in den Zoo. Überall lagen und standen knusprig gebackene Tiere. Und er sah sich vergeblich nach Broten, Brötchen und Semmeln um.
    Da schlug er vor Wut mit der Faust auf den Tisch und rief: „Was hast du denn da gebacken?“
    „Das sehen Sie doch“, sagte Till. „Eulen und Meerkatzen. Wie Sie’s verlangt haben. Sind die Biester nicht ähn-lich genug? Ich hab’ mir furchtbar viel Mühe gegeben.“
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    Eulenspiegels Frechheit brachte den braven Mann vollends auf den Baum. Er packte ihn am Kragen, schüttelte ihn hin und her und brüllte: „Aus dem Hause!
    Aber sofort, du Haderlump !“
    „Erst müssen Sie mich loslassen“,

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