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Till Eulenspiegel

Till Eulenspiegel

Titel: Till Eulenspiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erich Kästner
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Gesellen. Die saßen bei schönem Wetter nicht etwa in der Werkstatt drin, sondern draußen vorm Haus auf einem großen Brett, das sie morgens auf vier Pfosten legten, die in der Erde staken.
    Sie hockten wie die Moslems auf ihrem Brett, mit untergeschlagenen Beinen und nähten Hosen, Jacken und was es sonst zu nähen gab. Wenn Till an ihnen vorbeikam, wurden sie jedesmal wütend. Denn sie konnten ihn nicht ausstehen. Wahrscheinlich, weil er immer spazie-renging, statt zu arbeiten, und zweitens, weil er stets in seinem Hanswurst-Gewand herumlief, statt bei ihrem Meister einen gutsitzenden Anzug zu bestellen. Sie machten sich mächtig über ihn lustig, warfen Stoffreste hinter ihm her und steckten ihm sogar die Zunge heraus!
    Eines Nachts schlich nun Eulenspiegel vor das Haus des Schneiders und sägte heimlich die vier Holzpfosten an.
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    Am nächsten Morgen, es war gerade Markttag und der Platz war voller Menschen, legten die drei ahnungslosen Schneidergesellen das Brett auf die Pfosten, setzten sich in Positur und arbeiteten, daß die Nähnadeln glühten.
    Das ging eine Weile ganz gut. Bis der Schweinehirt kam und auf seinem Horn blies! Nun kamen die Schweine aus den Häusern gerannt, natürlich auch die Schweine des Schneidermeisters. Sie rieben sich faul an den Pfosten vorm Haus – und jetzt ging alles blitzschnell: Die angesägten Pfosten brachen ab; das Brett stürzte zu Boden; und die drei Gesellen flogen hoch im Bogen auf die Straße, mitten unter die erstaunten Leute! „Hilfe!“
    rief jemand aus der Menge. „Der Wind weht drei Schneider fort!“ Ihr wißt selbstverständlich, wer das rief, ja? Die blamierten Schneidergesellen kamen auch dahinter. Sie bekamen eine Mordswut auf Till. Aber solange er in Brandenburg blieb, saßen sie von jetzt ab in der Werkstatt drin, statt vorm Haus, schwitzten und dankten schließlich dem Himmel, als Eulenspiegel sein Bündel schnürte und wieder weiterwanderte.
    Als er fort war, setzten sie sich sofort wieder vors Haus und sagten großspurig zu den Leuten: „Sein Glück, daß er weg ist, sonst hätten wir ihn bis zur Unkennt-lichkeit verprügelt!“
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    11. WIE EULENSPIEGEL DIE KÜRSCHNER
    BETROG

    Als er einmal, kurz vor Fastnacht, in Leipzig eintraf, gelang es ihm nicht, auch nur für ein paar Tage bei einem der vielen Leipziger Kürschner Arbeit zu finden.
    Das lag wohl daran, daß ihnen zur letzten Leipziger Messe ein Kürschner aus Berlin die Ohren vollgejammert hatte. Er hatte erzählt, wie ihm Eulenspiegel seinerzeit ein Dutzend schöner Wolfsfelle, statt sie zu bearbeiten, völlig zerschnipselt und daraus kleine ausgestopfte Wölfe und Teddybären gemacht hatte.
    Und weil die Leipziger Kürschner keine Lust hatten, sich von Till ihre teuren Pelze verhunzen zu lassen, gaben sie ihm keine Arbeit. Und weil sie ihm keine Arbeit gaben, nahm er sich vor, sie bei nächster Gelegenheit einmal gründlich zu ärgern. Und diese Gelegenheit bot sich.

    Eulenspiegel erfuhr zufällig, daß die Kürschner zum Fastnachtstage an ihrem Stammtisch ein Hasen-Essen planten. So klaute er in seinem Gasthof die Katze. Das 51

    war ein vollgefressenes Prachtexemplar. Dann bat er den Koch um ein Hasenfell. Und oben im Zimmer nähte er die Katze, sosehr sie auch strampelte und kratzte, in das Hasenfell hinein. Dann klebte er sich einen Schnurrbart unter die Nase, zog andere Kleider an und stellte sich, als ob er ein Bauer sei, vors Rathaus.

    Als einer der Kürschner, die er kannte, vorbeikam, fragte er den, ob er keinen Hasen kaufen wolle. Der Kürschner dachte an das Fastnachtsessen, bezahlte Till das Tier, nahm es bei den Ohren und brachte es an den Stammtisch, wo die anderen Kürschner saßen und Bier tranken. Er zeigte ihnen den Hasen. Und sie waren von ihrem zappelnden Fastnachtsbraten hell begeistert.
    Nun hatte aber einer der Kürschner einen Hund. Und sie trugen, nur so zum Spaße, ihren Hasen in den Garten hinaus und hetzten den Hund auf den Hasen.
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    Doch ehe sie sich’s versahen, kletterte der Hase auf einen Baum und schrie kläglich: „Miau! Miau! Miau!“
    Nun wurde es ihnen langsam klar, daß sie verkohlt worden waren. Und weil man eine Katze nicht gut als Hasenbraten verzehren kann, bekamen sie eine Mordswut und schworen, den Kerl, der ihnen die Katze angedreht hatte, totzuschlagen. Doch da sich Eulenspiegel, ganz gegen seine Gewohnheit, beim Verkauf der Katze verkleidet gehabt und darnach wieder umgezogen hatte, kamen sie ihm nicht auf die Spur. Und Till blieb

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