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Till Eulenspiegel

Till Eulenspiegel

Titel: Till Eulenspiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erich Kästner
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fünfhundert alte Groschen für seinen Unterricht. Man gab ihm einen Vorschuß und ließ ihn mit seinem vierbeinigen Schüler allein. Till brachte das Tier in den Stall. In die Futterkrippe legte er ein großes altes Buch, und zwischen die ersten Seiten des Buches legte er Hafer. Das merkte sich der Esel. Und um den Hafer zu fressen, blätterte er mit dem Maul die Blätter des Buches um. War kein Hafer 42

    mehr zu finden, rief der Esel laut: „I-a, i-a!“ Das fand Eulenspiegel großartig, und er übte es mit dem Esel wieder und wieder.

    Nach einer Woche ging Till zu dem Rektor und sagte:
    „Wollen Sie bei Gelegenheit einmal mich und meinen Schüler besuchen?“
    „Gern“, meinte der Rektor. „Hat er denn schon einiges gelernt?“
    „Ein paar Buchstaben kann er bereits“, erklärte Eulenspiegel stolz. „Und das ist ja für einen Esel und für eine Woche Unterricht allerhand.“
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    Schon am Nachmittag kam der Rektor mit den Professoren und Studenten in den Gasthof, und Till führte sie in den Stall. Dann legte er ein Buch in die Krippe. Der Esel, der seit einem Tag kein Futter gekriegt hatte, blätterte hungrig die Seiten des Buchs um. Und da Eulenspiegel diesmal überhaupt keinen Hafer ins Buch gelegt hatte, schrie das Tier unaufhörlich und so laut es konnte: „I-a, i-a, i-a!“ „I und A kann er schon, wie Sie hören“, sagte Eulenspiegel. „Morgen beginne ich damit, ihm O und U beizubringen.“ Da gingen die Herren wütend fort. Der Rektor ärgerte sich so sehr, daß ihn bald darauf der Schlag traf. Und Till jagte den Esel aus dem Stall. „Scher dich zu den andren Erfurter Eseln!“ rief er ihm nach. Dann schnürte er sein Bündel und verließ die Stadt noch am selben Tage.
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    9. WIE EULENSPIEGEL DIE SCHNEIDER AUF-
    KLÄRTE

    Als er in Rostock war, schickte er in alle Städte und Dörfer Briefe, und in diesen Briefen forderte er alle Schneider Mecklenburgs auf, an einem bestimmten Tag nach Rostock zu kommen. Dort wolle er ihnen eine Kunst beibringen, die ihnen und ihren Kindern von großem Nutzen sein werde. Und richtig, am festgesetzten Tag fanden sich in Rostock Tausende von Schneidern ein. Eulenspiegel führte sie auf eine Wiese vor der Stadt.
    Sie setzten sich ins Gras, aßen und tranken erst einmal, weil sie einen weiten Weg hinter sich hatten, und dann baten sie Till, seine Rede zu halten und die Kunst zu verraten, die ihnen und ihren Kindern nach seiner Meinung so nützlich sei.

    „Meine Herren Schneidermeister“, sagte Eulenspiegel darauf, „ich möchte euch mit größtem Nachdruck auf folgendes hinweisen: Wenn ihr eine Schere, eine Elle, einen Fingerhut, eine Nadel und Zwirn habt, braucht ihr nichts weiter. Und vergeßt nie, in den Faden, nachdem 46
    ihr ihn eingefädelt habt, einen Knoten zu machen. Sonst gleitet der Zwirn aus der Nadel und ihr macht die Stiche umsonst! Hat jemand noch eine Frage?“ Die mecklen-burgischen Schneider sahen einander paff an und machten lange Gesichter. Endlich rief einer von ihnen:
    „Da hört sich ja alles auf! Deswegen sind wir bis nach Rostock gekommen? Das wissen wir schon seit tausend Jahren!“
    „Seit tausend Jahren?“ fragte Till. „Wie alt bist du?“
    „Fünfundvierzig Jahre“, antwortete der Schneider.
    „Da hast du’s“, sagte Till. „Wie kannst du es dann seit tausend Jahren wissen!“ Er schaute sich beleidigt um.
    „Ich habe es gut mit euch gemeint. Aber wenn es euch nicht paßt, könnt ihr ja wieder gehen!“
    Nun wurden die Schneider ganz wild, und sie wollten ihn verprügeln. Er aber lief in ein Haus, das zwei Eingänge hatte. Zu dem einen lief er hinein und zum anderen hinaus. Sie erwischten ihn nicht, sosehr sie suchten, und waren außer sich vor Wut.
    Nur die Schneider, die in Rostock selber wohnten, lachten. „Wir haben gleich gewußt, daß er nichts als einen dummen Spaß vorhatte“, sagten sie. „Wie konntet 47

    ihr nur wegen dieses Kerls eine so weite Reise machen!
    Ihr seid wirklich dumm.“ So gab es zum Schluß noch Verdruß und Prügel zwischen den Schneidern aus Rostock und denen von außerhalb. Nur Eulenspiegel, der daran schuld war, blieb verschwunden.

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    10. WIE DER WIND DREI SCHNEIDERGESELLEN
    FORTWEHTE

    In dem Städtchen Brandenburg blieb Till Eulenspiegel vierzehn Tage lang. Und zwar in der Herberge „Zur Heimat“, wo wandernde Handwerksburschen billiges Quartier bekamen. Die Herberge lag am Marktplatz, und im Hause nebenan wohnte ein Schneidermeister.
    Dieser Schneider hatte drei

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