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Tim Burton: Der melancholische Magier. Mit einem Vorwort von Johnny Depp (German Edition)

Tim Burton: Der melancholische Magier. Mit einem Vorwort von Johnny Depp (German Edition)

Titel: Tim Burton: Der melancholische Magier. Mit einem Vorwort von Johnny Depp (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Burton , Mark Salisbury
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hatten, wirklich gefielen, dass sie sie irgendwann mal gekauft oder von jemandem geschenkt bekommen hatten. Es war beinahe so, als seien die Bilder schon immer dort gewesen, obwohl sie niemals jemand betrachtete. Ich habe mich immer gefragt: »Was zum Teufel soll das sein? Wo haben sie die künstlichen Weintrauben bloß her? Was bedeuten sie?«
    Die Vorstadt war ein Ort, der keinen Sinn für Geschichte oder Kultur und keine Leidenschaft für irgendetwas hatte. Man hatte zum Beispiel nie den Eindruck, dass die Leute eine bestimmte Musik mochten. Sie zeigten ihre Gefühle auch nicht. Man war gezwungen, sich entweder anzupassen und sich von einem Großteil seiner Persönlichkeit zu trennen oder ein starkes Innenleben zu entwickeln, was einem wiederum das Gefühl vermittelte, von der Außenwelt abgeschnitten zu sein.
    Johnny Depp, der Star der Teenie-Serie 21 Jump Street und des Films Cry-Baby von John Waters, war Burtons Wunschbesetzung für die Rolle des Edward, obwohl er sich auch mit Tom Cruise traf, um über den Film zu sprechen.
    Vom Studio heißt es immer: Hier ist eine Liste mit fünf Leuten, die einen Erfolg an den Kinokassen garantieren. Und drei davon sind Tom Cruise. Ich habe gelernt, am Anfang eines Projekts sehr offen zusein und erst mal mit den Leuten zu reden. Tom Cruise war für mich zwar nicht die Idealbesetzung, aber ich habe mich trotzdem mit ihm getroffen. Er ist ein interessanter Mensch. Letzten Endes hat es dann aber doch nicht gepasst. Während des Gesprächs hat er eine Menge Fragen zur Figur aufgeworfen – ich weiß gar nicht mehr genau, worum es ging –, und am Ende habe ich ihm gesagt: »Es ist gut, eine Menge Fragen zu einer Figur zu haben, aber entweder man ist es oder man ist es nicht.«
    Ich war froh, dass Johnny die perfekte Besetzung war. Ich kann mir nicht vorstellen, dass irgendein anderer Schauspieler es genauso gut hätte machen können. Damals kannte ich ihn noch nicht. Die Fernsehserie, in der er mitgespielt hatte, hatte ich nicht gesehen, aber mir musste irgendwo schon einmal ein Bild von ihm untergekommen sein. Ursprünglich ausschlaggebend waren seine Augen, weil bei einer Figur, die nicht viel spricht, die Augen das Wichtigste sind. Für uns war er von Anfang an die Wunschbesetzung, aber ich wollte mich auch noch mit anderen Leuten treffen. In meiner Anfangszeit als Regisseur war ich ein bisschen snobistisch. Ich habe Leute abgelehnt, einfach weil sie mir auf den ersten Blick nicht sympathisch waren. Aber dann bin ich des Öfteren jemandem begegnet, der ganz anders war, als ich zunächst erwartet hatte. Deshalb versuche ich inzwischen, in dieser Hinsicht offener zu sein. Man kann auch positive Überraschungen erleben.
    Edward und die Hecken
    Damals war Johnny ein Teenie-Idol. Es hieß, er sei schwierig und abgehoben. Die Presse schrieb allen möglichen Quatsch über ihn, dabei war er ein sehr lustiger, herzlicher und ganz normaler Typ – jedenfalls, was ich als normal bezeichnen würde. Trotzdem wurde er oft als düster, schwierig und merkwürdig wahrgenommen, als eine Art mürrischer James Dean. Die Leute beurteilten ihn nach seinem Äußeren. Dabei war er das komplette Gegenteil von dem, was über ihn geschrieben wurde. Die Themen, um die es in EDWARD geht, waren für ihn deshalb leicht nachzuvollziehen. Er konnte sich mit dem »Freak« Edward identifizieren, weil er selbst wie einer behandelt wurde. Die Menschen werden oft nach ihrem Äußeren beurteilt. Das ist faszinierend. Es war schon immer so und wird vermutlich auch so bleiben. Allerdings erfüllt es einen mit einer gewissen Traurigkeit, so abgeurteilt zu werden. Und diese Traurigkeit staut sich in einem an, weil man sich – zumindest mir ging es so – eigentlich Kontakt zu anderen Menschen wünscht. Vermutlich war es Johnny ähnlich ergangen, deshalb konnte er sich in die Figur so gut hineinversetzen und viel zu der Rolle beitragen. Er hat sich als Mensch eine gewisse kindliche Naivität bewahrt, die normalerweise mit zunehmendem Alter mehr und mehr verschwindet. Es ist nicht leicht, so offen zu bleiben.
    Edwards Isolation
    Depps Gegenpart in dem Film ist Wiests Tochter, die Cheerleaderin Kim. Sie wird von Winona Ryder gespielt, die in BEETLEJUICE bereits großen Eindruck gemacht hatte und damals mit ihrem Schauspielkollegen frisch liiert war.
    Ich mag sie sehr. Sie ist eine meiner Lieblingsschauspielerinnen. Das düstere Material liegt ihr, und ich fand die Idee, sie als Cheerleaderin mit blonder Perücke

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