Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tim Burton: Der melancholische Magier. Mit einem Vorwort von Johnny Depp (German Edition)

Tim Burton: Der melancholische Magier. Mit einem Vorwort von Johnny Depp (German Edition)

Titel: Tim Burton: Der melancholische Magier. Mit einem Vorwort von Johnny Depp (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Burton , Mark Salisbury
Vom Netzwerk:
auftreten zu lassen, sehr witzig. Für sie war es eine eher schwierige Rolle, weil sie sich mit ihrer Figur nicht recht identifizieren konnte. Sie war in der Schule selbst von solchen Mädchen tyrannisiert worden. Aber es war sehr lustig. Ich musste immer lachen, wenn sie mit diesen knappen Cheerleader-Klamotten und der Hayley-Mills-Perücke am Set auftauchte. Sie sah aus wie Bambi.
    Ihre Beziehung zu Johnny hat sich nicht negativ auf den Film ausgewirkt. Bei einem realistischen Film hätte das vielleicht eine Rolle gespielt, aber EDWARD ist eine Art Märchen. Außerdem haben sich die beiden immer sehr professionell verhalten und nie irgendwelche privaten Probleme am Set ausgetragen.
    Die meisten Leute fahren des Wetters wegen nach Florida. Ich bin dorthin gegangen, weil ich Hollywood entkommen wollte und weil wir dort die passenden Kulissen vorfanden. Es gab da einige neu gebaute Vorstädte, die genau die Atmosphäre besaßen, die ich für den Film brauchte.
    Die Vorstadthäuser im Film machen mit ihrem pastellfarbenen Anstrich einen unwirklichen Eindruck – etwas, das für Burton typisch ist.
    Wir sehen die Vorstadt durch Edwards Augen. Es ist also ein leicht romantisierender Blick, aber insgesamt unterscheiden sich die Filmbilder gar nicht so sehr von der Wirklichkeit. Szenenbildner Bo Welch hat die Häuser in verschiedenen Farben gestrichen. Trotzdem war mir wichtig, dass sie eine organische Einheit bilden. Das Innere der Häuser haben wir kaum verändert. Was man da sieht, ist im Wesentlichen das, was tatsächlich dort war.
    Manchmal wird mir die Frage gestellt: »Werden Sie auch mal einen realen Film mit realen Menschen drehen?« Für mich haben die Wörter »normal« und »real« tausend verschiedene Bedeutungen. Was ist real? Was ist normal? Das ist auch der Grund, warum ich Märchen als Erzählform so mag: Märchen, Legenden und Mythen liefern stark überhöhte Bilder, die trotzdem eine enge Verbindung zu unserer Psyche unterhalten. Sie bedeuten etwas, auch wenn sie sehr abstrakt sind. Entweder kann man einen Bezug dazu herstellen oder nicht – was gerade bei kommerziellen Filmprojekten eine nicht unerhebliche Gefahr darstellt. Manchmal lassen die Bilder den Zuschauer eben einfach kalt.
    Ich wurde beispielsweise oft gefragt: »Wo hat Edward denn das Eis her?« Wenn jemandem so etwas wichtig ist, dann soll er sich lieber Drei Männer und eine kleine Lady ansehen. Ein gewisser Symbolgehalt, ein bestimmtes Maß an Abstraktion und Interpretation muss ich dem Zuschauer schon zumuten können. Ich gehe nicht allzu analytisch an die Dinge heran, sondern versuche, den unbewussten Regungen ein wenig Raum zu geben. Meist denke ich erst hinterher darüber nach.
    An das Drehbuch halte ich mich nicht allzu sklavisch, weil es sich bei der filmischen Umsetzung sowieso ständig verändert. Ich hole mir deshalb nur die Dinge heraus, die ich brauche. Allerdings versuche ich, dem Geist des Drehbuchs treu zu bleiben. Manchmal steht im Drehbuch eine tolle Dialogzeile, die aber einfach nicht wirkt, wenn ein bestimmter Schauspieler sie spricht. Vieles hängt davon ab, was einem während der Dreharbeiten zur Verfügung steht. Manchmal verselbstständigt sich eine Situation. Ich mag das aufregende Gefühl, das damit verbunden ist, und finde es nicht schlimm, zu improvisieren. Es macht Spaß, zu sehen, wie sich alles entwickelt, von den Dreharbeiten bis hin zum fertigen Film.
    Edward in Suburbia
    Johnny hat einmal etwas gemacht, das mich sehr fasziniert hat. Ich habe ihm bei den Dreharbeiten zugesehen, und als wir uns am nächsten Tag die Aufnahme angeschaut haben, habe ich festgestellt, dass seine Augen in der Szene beinahe glasig wirkten. So als stünde er kurz davor, in Tränen auszubrechen, wie eine der Figuren auf einem Gemälde von Walter Keane. Ich weiß nicht, wie er das gemacht hat. Es hatte nichts mit der Kamera oder der Beleuchtung zu tun, es war einfach unglaublich. Und dieses aufregende Gefühl – kleine merkwürdige Dinge, die man zufällig entdeckt; seltsame neue Bilder, die einen überraschen –, das ist typisch für das Medium Film.
    Ich mag Schauspieler wie Johnny, Dianne Wiest oder Alan Arkin, bei denen sich viel unter der Oberfläche abspielt und die dadurch den anderen Figuren zu einer stärkeren Performance verhelfen. Wenn ich mir einen Film nach ein paar Jahren wieder anschaue, gefallen mir diese Szenen meist am besten. Dianne war ganz besonders großartig. Sie war damals die erste Schauspielerin, die das

Weitere Kostenlose Bücher