Tim und Charlie (Tim: Teil 2) (German Edition)
schwulen Sohn zu haben, kann man es ihnen nicht verdenken, dass sie sich unbehaglich fühlten. Hinzu kam, dass es fast sicher war, dass die Sportteile der Zeitungen am Wochenende voll mit unserem Foto sein würden. Anspannung war auf jeden Fall das richtige Wort für das, was in der Luft lag.
Es fiel aber schnell auf, dass sich unsere Eltern zu mögen schienen. Die Unterhaltung beim Abendessen war angenehm, das Essen selbst war großartig und Charlie‘s Eltern genossen es offensichtlich.
Überraschenderweise war es Charlie‘s Mutter, die unsere Beziehung und das Thema Sexualität zur Sprache brachte.
»Tim hat uns erzählt, dass er noch sehr jung war, als er mit euch zum ersten Mal darüber gesprochen hat, dass er schwul ist«, sagte sie.
»Ich glaube, er war damals 11 oder 12«, sagte mein Dad. »Er fühlte sich eher zu Jungs hingezogen und er fragte uns, warum das der Fall war. Seine Mutter und ich redeten mit ihm darüber. Auch mit seinem Bruder. Innerhalb von 6 Monaten war es ziemlich sicher, dass Tim schwul war. Niemand von uns, Tim eingeschlossen, war darüber anfangs besonders glücklich. Uns war klar, dass es im besten Falle nutzlos wäre, einen Versuch zu starten, etwas daran zu ändern. Im schlimmsten Falle hätten wir damit auch großen Schaden anrichten können. Wir haben es nie versucht und wir haben ihn auch nie ermutigt zu versuchen, jemand zu sein, der er nicht ist.«
»Wir hatten schon vorher in diversen Situationen über Sex gesprochen«, fügte ich hinzu. »Es war für mich normal, Dad zu fragen, warum ich mich zu Jungs hingezogen fühlte, wenn doch eigentlich von mir erwartet wurde, diese Gefühle für Mädchen zu haben.«
»Charles, wir hatten nie so eine Art der Beziehung«, sagte seine Mutter zu ihm und seufzte. »Ich glaube, jetzt ist es zu spät. Ich bin aber froh, dass du uns Tim so schnell vorgestellt hast, nachdem ihr zusammengekommen seid. Ich bin noch immer verblüfft über eure Geschichte mit dem Camp, den Briefen und so weiter.«
»Es ist niemals zu spät«, sagte Dad. »Wir haben mit unseren Jungs schnell gelernt, dass wir nicht geschockt oder wütend auf das reagieren sollten, was sie uns erzählten. Es hätte jede Möglichkeit der Kommunikation mit ihnen im Keim erstickt. Ihr könnt euch aber sicher sein, dass wir nicht alles für gut befinden, was sie uns so alles erzählen. Wir haben uns auch nicht gescheut, es ihnen zu sagen, wenn wir mit etwas nicht einverstanden waren. Aber die Kinder treffen heutzutage ihre eigenen Entscheidungen, unabhängig davon, was wir Eltern denken und sagen. Das haben wir einfach akzeptiert und unsere Kinder ermutigt, mit uns zu reden.«
»Ich bin mir nicht sicher, ob ich das könnte. In meiner Familie gab es immer viele Regeln«, sagte Charlie‘s Vater.
»Das war in meiner genau so«, stimmte seine Mutter zu.
»Jason, Mamie, ihr habt einen wundervollen Sohn großgezogen«, sagte meine Mom. »Tim hat das sofort gesehen. An diesem Wochenende werdet ihr die Gang kennenlernen. Alle sieben Jungs aus dem Sommer im Camp White Elk . Aber was noch wichtiger ist: ihr werdet ihre Eltern kennenlernen. Charlie, wie viele der Eltern werden kommen?«
»Soweit ich weiß alle. Ronnie‘s hatten ein Problem mit einem anderen Termin, aber das sollte ausgeräumt sein.«
»All diese Eltern werden euch Geschichten erzählen, wie Charlie das Leben ihrer Söhne beeinflusst hat. Er hat praktisch Tom‘s Leben gerettet, nachdem seine Freundin bei einem Autounfall ums Leben gekommen ist. Tom saß übrigens am Steuer des Fahrzeugs. Hal wird wegen Charlie in Peking als ein olympischer Läufer antreten. Jim und Andy haben dank Charlie wundervolle Beziehungen mit ihren Eltern. Ronnie liebt Charlie auf seine ganz eigene Art und seine Eltern bewundern ihn. Franklin hat seine große Liebe durch Charlie gefunden. Jason, Mamie, ihr konntet mit Charlie vielleicht nicht so einfach über Sex reden wie wir mit unseren Kindern. Aber ihr habt einen wundervollen Sohn und ihr könnt stolz auf ihn sein. Ich bin mir sicher, dass ihr vor Stolz platzen werdet, noch bevor das Wochenende vorbei ist.«
Mom hatte mit jedem einzelnen Wort vollkommen recht. Und ich war stolz auf meinen Charlie. Ich war mir ziemlich sicher, dass seine Eltern das auch bald realisieren würden.
»Ich würde es so gerne glauben«, sagte Charlie‘s Mutter. »Aber es ist wundervoll, euch so über Charles reden zu hören.«
»Wie ist nun eigentlich sein Name?«, fragte Dad. »Wir haben ihn immer Charlie
Weitere Kostenlose Bücher