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Tim und Charlie (Tim: Teil 2) (German Edition)

Tim und Charlie (Tim: Teil 2) (German Edition)

Titel: Tim und Charlie (Tim: Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias Jäger
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glaube nicht, dass irgendetwas die 2 Wochen Camp mit der Gang als die besten 2 Wochen ablösen kann. Aber nach Peking wird es weiter gehen. Im Alter von einen 21 Jahren will ich nicht schon den Höhepunkt meines Lebens erreicht haben, um dann zuzusehen, wie es bergab geht.«
    Er schwieg eine Minute und schaute aus dem Fenster. Ich konzentrierte mich auf den Verkehr, warf aber ab und zu einen Blick auf Tim.
    »Bist du glücklich?«, fragte er schließlich.
    »Überglücklich«, antwortet ich und lächelte.
    »Ich auch«, sagte er mit einem breiten Grinsen.
    »Hast du Hunger?«
    »Und wie.«
    »Ich hoffe, Mom hat etwas Gutes zum Abendessen.«
    Sie hatte ein sehr gutes Abendessen für uns vorbereitet.
    Nachdem wir fertig waren, setzten wir uns ins Wohnzimmer und begannen, die Details für unser Coming Out zu planen.
    Ich sagte ihnen, dass ich mich um das meiste kümmern würde, damit Tim sich weiter auf seinen Sport konzentrieren konnte. Nach unserer Unterhaltung ging ich mit Tim in den Keller, um ihm meine Ecke zu zeigen. Ich erklärte ihm, was ich vor hatte und er freute sich. Wir gingen zusammen zu Betsy und Norman und bedankten uns nochmal bei ihnen. Tim fand ebenfalls, dass es eine großartige Idee war.

    Am nächsten Morgen klingelte der Wecker bereits um 5:10 Uhr. Ich brauchte einen Moment, um zu realisieren, dass Tim heute nach St. Paul fahren wollte. Um 5:20 Uhr waren wir im Auto und Punkt 6:00 Uhr begann Tim am Reck.
    Coach John war an diesem Morgen da, um mit Tim zu arbeiten. Bis 7:45 Uhr trainierten sie konzentriert. Nur gelegentlich wurde Tim unterbrochen, um mit Coach John das eine oder andere zu besprechen. Die letzten 5 Minuten seines Trainings verbrachte er auf dem Schwebebalken, bevor er duschen ging.
    »Er sagt, er ist süchtig nach dem Schwebebalken«, sagte John zu mir.
    »Wie realistisch sind seine Gedanken an die Olympischen Spiele?«, fragte ich ihn.
    »An Tim ist nichts realistisch«, sagte er und lachte. »Aber das macht seinen Charme aus. Wenn er sagt, dass er bei den Spielen sein wird, dann würde ich schon einmal meine Flugtickets reservieren. Aber Spaß beiseite. Wenn wir hier nicht über Tim reden würden, wäre meine Antwort definitiv nein. Vor allem wenn man bedenkt, wie viel Zeit er noch mit dem Turmspringen verbringt. Verstehe mich bitte nicht falsch, ich werfe ihm nicht die fehlende Zeit vor. Es ist einfach eine Tatsache, dass er wegen des Springens weniger Zeit zum Turnen hat. Ich muss aber zugeben, dass er auch mit dem Turmspringen wesentlich mehr trainiert als der Rest des Teams. Es wird eine gewaltige Anstrengung, es nach Peking zu schaffen. Aber hat er sich schon einmal von so einer Kleinigkeit abhalten lassen?«
    Er schmunzelte, als ich mit dem Kopf schüttelte.
    »Er wird es schaffen. Ich weiß zwar nicht wie, aber er wird da sein. Ich werde ihn so gut unterstützen, wie ich nur kann. Ihn zu trainieren ist die größte Freude und die größte Herausforderung, die ich meiner Karriere hatte. Ich kann noch immer nicht glauben, dass er unser Team ausgewählt hat. Frank ebenso wenig. Wir können unser Glück kaum fassen und umarmen Tim jedes Mal, wenn wir ihn sehen. Dafür gibt es zwei Gründe. Wir lieben ihn wirklich und er liebt es, umarmt zu werden.«
    »Ich bin mir sicher, dass Tim genauso empfindet. Es ist genau der Grund, warum er hier ist. Er wird hier geliebt und unterstützt. Ihr lasst Tim einfach Tim sein. Das ist alles, was er möchte und was er braucht. Tim braucht diese 2 Dinge auf eine Art, die viele Trainer nicht verstehen können. Sein Turmsprung-Trainer, Coach Nelson —«
    »Wir kennen ihn. Er hat Tim zu uns gebracht.«
    »Ich weiß. Coach Nelson empfindet genauso wie ihr und Tim fühlt genauso für ihn. Trainer wie ihr drei — da schließe ich Frank mit ein — sind selten zu finden. Ich weiß nicht, wie Tim dieses Glück hatte, aber ich bin davon überzeugt, dass er euch gegen keinen noch so bekannten Trainer austauschen würde.«
    »Das sagt Tim auch immer wieder und wir glauben ihm. Auch wenn wir es vermutlich nicht ganz verstehen.«
    Er sah mich einen Moment nachdenklich an.
    »Tim hat übrigens von dir gesprochen, als wir ihn das erste Mal getroffen haben. Er sagte, du wärst ein guter Freund. Erst später hatten wir den Verdacht, dass es mehr als Freundschaft sein könnte. Tim lebt und atmet für dich, Charlie. Er wäre daran zerbrochen, wenn du nicht auf ihn gewartet hättest. Und er würde daran zerbrechen, wenn du ihn verlassen würdest. Ich bezweifle,

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