Tim und Charlie (Tim: Teil 2) (German Edition)
ich, ein paar Runden zu schwimmen. Ich muss zugeben, dass ich es seltsamerweise wirklich als entspannend empfand. Selbst so früh am Morgen.
Unter der Dusche ließen wir uns ein bisschen Zeit. Glücklicherweise störte uns nie jemand bei unseren Spielchen.
Nachdem wir uns angezogen hatten, ging Tim ins Schulgebäude. Natürlich frühstückte er wieder im Gehen. Ich hingegen fuhr zur Kirche, um mit dem Priester ein paar Details für unsere Hochzeit — mit fiel nie ein besseres Wort dafür ein — zu besprechen.
Anschließend ging es zum Caterer und den Blumenhändler. Wir hatten uns dazu entschieden, nur wenige Blumen zu verwenden. Ganz darauf verzichten konnten wir aber trotzdem nicht.
Als ich auch das erledigt hatte, fuhr ich nach St. Paul, um mit Coach John und Coach Frank über den Wettbewerb am Samstag zu reden. Mir fiel immer wieder auf, dass Tim Nachnamen — vor allem seinen eigenen — hasste und sie so weit wie es ging vermied. Die beiden Trainer hatten mit dem Coach des Minneapolis Gymnastics Club , der den Wettbewerb ausrichtete, gesprochen und ihnen wurde versichert, dass es keine Probleme bei unserem kleinen Coming Out geben würde. Ich wünschte, dass ich auch so zuversichtlich sein könnte.
Nach unserem Gespräch fuhr ich zurück nach Minneapolis, um mit meinen Eltern Mittagessen zu gehen. Man sah ihnen an, dass sie genauso nervös waren wie ich.
»Ihr werdet eine positive Reaktion bekommen«, meinte Dad. »Aber die Leute, von denen ihr hören werdet, sind alles Freunde. Wenn das öffentlich wird, werden die Fundamentalisten aus ihren Löchern gekrochen kommen. Wenn ihr Pech habt, könnte das sehr schmutzig werden.«
»Daran haben wir auch gedacht. Wir haben versucht, dafür vorzusorgen«, erklärte ich. »Aber du hast recht. Im schlimmsten Falle könnte es sehr eklig werden. Wir beten aber, dass es nicht soweit kommen wird. Sorry, aber ich muss mich beeilen. Wir sehen uns heute Abend Zuhause.«
»Du nennst es Zuhause?«, fragte Mom erstaunt.
»Ja. Ich lebe dort«, sagte ich mit einem Lächeln. »Mom und Dad, also Norman und Betsy, haben mich sehr liebevoll aufgenommen. Ich gehöre einfach zur Familie. Und ich fühle mich dabei wohl, es Zuhause zu nennen. Norman und Betsy sind begeistert, dass ich so denke.«
Sie schauten mich noch einen Moment verwundert an, sagten aber nichts.
»So, ich muss jetzt wirklich los. Wir sehen uns um 18:00 Uhr?«
Sie nickten und ich machte mich auf den Weg.
Viele Erledigungen später konnte ich auch endlich nach Hause fahren. Es war 17:00 Uhr.
Ein paar hundert Meter vor unserem Haus fuhr ich an Hal vorbei, der auf dem Fußweg entlang lief. Ich wartete vor unserem Haus auf ihn.
»Was zur Hölle machst du da?«, fragte ich ihn.
»Ich wollte nach der Schule laufen, also bin ich hier her gelaufen. Meine Eltern sollten bald mit sauberen Sachen kommen. Ich hoffe aber, dass ich eure Dusche benutzen kann.«
»Weißt du, wie viel Grad es sind?«
»Um den Gefrierpunkt. Warum?«
»Shorts und T-Shirt?«
Ich brauchte ihn nur anzusehen und schon bekam ich eine Gänsehaut und fing an zu frieren.
»Natürlich. Ich bin gelaufen«, antwortete er trocken.
»Wie weit bist du gelaufen?«, wollte ich wissen.
»So 15 Meilen etwa«, sagte er, als wäre es das einfachste auf der Welt.
»Du verblüffst mich immer wieder«, gab ich zu. »Genauso wie Tim.«
»Charlie, es ist kalt hier draußen. Könnten wir entweder ein bisschen laufen oder rein gehen?«
Wir gingen ins Haus und Hal ging direkt duschen. Ich versprach, ihm seine Sachen zu bringen, sobald seine Eltern da waren.
Als ich in unser Zimmer kam, war Tim gerade dabei, sich anzuziehen. Offensichtlich hatte er auch gerade geduscht. Wir küssten uns und plauderten ein bisschen über unseren Tag. Ich genoss diese ungestörte gemeinsame Zeit.
Als Hal mit seiner Dusche fertig war, kam er in unser Zimmer. Tim ging nach unten, um seine Kleidung zu holen und nachdem wir alle angezogen waren, gingen wir zusammen ins Wohnzimmer.
Es waren mittlerweile fast alle Gäste da. Nur Carl und Carol fehlten noch. Tina kam sofort zu uns gelaufen und küsste Tim, direkt auf die Lippen. Ich sah den erstaunten Gesichtsausdruck meiner Eltern und musste mir ein Lachen verkneifen. Nachdem ich Tina auf die Wange geküsst hatte, nahm ich sie an der Hand, um sie ihnen vorzustellen.
»Das ist Tina. Tim und sie sind jahrelang miteinander ausgegangen. Wenn sie auch nur den Funken einer Chance hätte, würde sie sich Tim schnappen«, sagte ich.
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